Sündhafte Küsse (German Edition)
einmal den Fehler gemacht, sich auf einen anderen Mann einzulassen, und es war nur Unheil daraus entstanden. Ein Unheil, das seine ganze Familie ruinieren könnte. Er ist mein kleiner Bruder, ich muss ihn davor bewahren. Aidan atmete tief durch und drehte sich zu Julian um. „Du wirst fahren, und zwar sofort nach dem Essen!“
Julian zog seinen Bruder in dessen Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Sein Blick bohrte sich tief in Aidan, aber dieser spürte, wie schwer es dem Jüngeren fiel, sich ihm zu offenbaren: „Ich weiß, wir sind Brüder, und es heißt, es sei abartig, aber ... Ich begehre dich, Aidan. Was wir beide erlebt haben ... Ich meine, noch nie in meinem Leben war ich mir sicherer, das Richtige zu tun.“
„Ich ebenfalls“, antwortete Aidan so kalt wie möglich, auch wenn es ihm dabei das Herz zerriss. Er konnte erkennen, wie sehr Julian unter seiner Zurückweisung litt.
Julians Augen sprühten Funken. „Verflucht seist du, Aidan, mit deiner hochmütigen Art!“
„Ich will dich nur schützen!“, fuhr Aidan ihn an. Er wollte Julian in seine Arme ziehen und diesen wundervollen Mund küssen, der jetzt nur mehr ein schmaler Strich war. „Und hör auf so zu schreien, Jul. Das Personal hat gute Ohren.“
„Weißt du was?“, blitzte Julian ihn mit vor der Brust verschränkten Armen an. „Du kannst ohne mich essen, es würde mir nur im Halse stecken bleiben. Ich fahre sofort!“
Aidan hielt ihn am Ärmel fest. „Lass uns nicht so auseinandergehen. Bitte, Jul!“ Aber sein Bruder riss sich von ihm los, verließ ohne weitere Worte den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
Seufzend ließ sich Aidan in einen Sessel fallen und stützte den Kopf auf seine Hände. Ich wollte doch nicht, dass es so kommt. Aber vielleicht ist es ja am besten. Aidan machte sich schwere Vorwürfe, weil er seinen Bruder verführt und zu etwas gemacht hatte, was er selbst war.
***
Die Fahrt zurück nach London war für Julian furchtbar, obwohl er in der komfortablen Kutsche seines Bruders saß. Aidan und er hatten sich im Streit getrennt, das heißt, eigentlich hatte nur er, Jul, sich mit ihm gestritten, Aidan war wie immer so ruhig und sachlich wie möglich geblieben. Julian konnte erst nicht verstehen, was in seinen Bruder gefahren war. Dafür verstand er jetzt sich selbst ein wenig besser. Endlich wusste er, warum er sich nicht für Frauen interessierte. Aidan, du hast mir die Augen geöffnet ... Aber dafür hast du mein Herz zerfetzt. Ein unvorstellbar großer Druck lag auf seinem Brustkorb, der ihm die Luft zum Atmen nahm. Auch wenn er es sich nur schwer eingestehen konnte, aber Aidan hatte recht. Ihre Liebe hatte keine Zukunft. Sie waren Geschwister, Männer ... Sollte jemand von ihren Zärtlichkeiten erfahren ... Oh, Aidan, unser Leben wäre für immer ruiniert! Langsam drängte sich eine Erkenntnis an die Oberfläche seines Bewusstseins, die ihm zwar nicht gefiel, die aber für alle das Beste war: Aidan hat richtig gehandelt. Wir dürfen uns nicht mehr sehen, es ist zu gefährlich.
Als er nach langen Stunden das Stadthaus seiner Mutter betrat, kam sie in der Eingangshalle schon aufgeregt auf ihn zugelaufen, Marianne im Schlepptau. „Ach, Junge, wie konntest du uns verlassen, ohne dich von uns zu verabschieden? Habe ich das verdient, Julian?“ In ihren blauen Augen spiegelten sich Sorge und Entrüstung wider.
„Ich habe dir einen Brief dagelassen, Mutter“, sagte er müde, worauf er sich an ihrem bauschigen Kleid vorbeidrücken wollte. Er hatte die Nacht in einem Gasthaus schlafen müssen, da er erst spät von Aidan aufgebrochen war. Mehrere Stunden hatte er bei Ellen – die dachte, sie hätten einen geschwisterlichen Zwist gehabt – in der Küche gesessen. Jul hatte vor sich hingebrütet und sich Worte zurechtgelegt, damit es sich Aidan vielleicht noch einmal überlegte. Als er sich für seinen Zornausbruch entschuldigen wollte, konnte er seinen Bruder jedoch nicht finden. Wexcomb hatte ihm mitgeteilt, dass der Lord ausgeritten war und nicht wusste, wann er zurück sein werde.
Wenigstens in einer Sache sind wir uns ähnlich , hatte Jul gedacht, als er weggefahren war. Wir laufen beide vor unseren Problemen davon.
Jetzt wollte er nur noch in sein Bett fallen und an nichts mehr denken. Marianne stellte sich ihm jedoch in den Weg und funkelte ihn an: „Du schuldest uns eine Erklärung!“
Seine Schwester tanzte, genau wie er, aus der Reihe, was das Aussehen betraf. Während Aidan ganz
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