Sündige Gier
einiger Detektivarbeit ausfindig machen konnte.
Zum Glück hatte Ariel ihm dabei geholfen.
Ich war noch nie da, aber sie hat mir erzählt, dass es am Ende von einer ungeteerten Straße liegt. Ein echt cooles Haus. Irgendwie alt, aber charmant, verstehst du? Mit einer gigantischen Glyzinie, die die ganze Südseite überwuchert. Ich glaube, früher hat die Großmutter von dem Mädchen da gewohnt oder so.
Vielen Dank, Ariel.
Carol bestätigte ihm, was er sich bereits erschlossen hatte. »Ich habe mich heute krankgemeldet.«
»Wer könnte Ihnen das verdenken?«
»Ariel zum Beispiel. Ich habe zu ihr gesagt, mir ist heute Abend wirklich nicht danach, Tabletts zu schleppen. Sie hat mich gedrängt, trotzdem arbeiten zu gehen. Sie hätte Billy endlich aus ihrem Gedächtnis gestrichen, und ich sollte das auch tun, hat sie gesagt. Sie ist da wohl widerstandsfähiger als ich, schätze ich. Jedenfalls war sie der Meinung, ich sollte wie jeden Tag zur Arbeit gehen. Aber das konnte ich einfach nicht.«
Er sah sich um und nahm die Szenerie in sich auf. Wählte den geeigneten Fleck aus. Er deutete auf die Baumgrenze, zu der es vielleicht dreißig Schritte waren. »Hört das Grundstück da drüben auf?«
»Ich weiß nicht genau, wo es aufhört. Ich weiß nur, dass es dahinten einen Bach gibt und einen alten Indianerfriedhof.«
»Gehen wir dorthin.«
»Gehen? Es ist stockfinster.«
»Das macht es ja so romantisch. Der Mond geht gerade auf.« Er reichte ihr mit einem auffordernden Lächeln die Hand. »Ich finde, Sie sollten ein bisschen aus dem Haus kommen. Sie haben sich den ganzen Tag darin vergraben, nicht wahr? Um sich über Ihre widersprüchlichen Gefühle für Billy klar zu werden? Sie haben ihn gehasst, aber früher waren Sie mit ihm befreundet, darum tut es Ihnen trotz allem leid, wie er gestorben ist.«
Sie ließ den Kopf sinken. »Das trifft es ziemlich genau.«
»Ich habe Ihnen sofort angesehen, dass Sie geweint haben. Falls es Sie irgendwie tröstet, dieser Kerl ist keine Träne wert, wenn das stimmt, was ich über ihn gehört habe. Ausgerechnet Sie sollten schon gar nicht um ihn weinen. Kommen Sie. Sie brauchen etwas frische Luft.«
Und schon gehörte sie ihm.
Sie hakte die Tür mit dem Fliegengitter los und drückte sie auf. Sie trug Shorts und ein T-Shirt. Ihre Füße waren nackt. Die Zehennägel hatte sie in einem dunklen Magenta lackiert. Er schenkte ihren Beinen einen wohlgefälligen Blick. »Ariel hat prophezeit, dass ich sie erkennen würde, sobald ich die
Bar betrete. Sie meinte, dass Sie jedem ins Auge stechen. Ich dachte, sie übertreibt. Aber das hat sie nicht.« Sie winkte verlegen ab. »Danke.«
In diesem Moment begann irgendwo im Haus Gloria Gaynors I Will Survive zu spielen. Carol blieb stehen und drehte sich um. »Das ist mein Handy.«
Fuck!
Kaum hatte er das gedacht, da begann schon das nächste Telefon zu läuten. »Und das ist der Festnetzanschluss. Da will mich jemand sprechen.«
»Dieser Dreckskerl!«, schimpfte Creighton.
Verdattert sah Carol ihn an. »Wer denn?«
»Mein Kollege. Dieser Mistkerl hat die gleichen Informationsquellen wie ich. Ehrlich gesagt hat es mich überrascht, dass ich Sie vor ihm aufgespürt habe.«
»Warum sollte er mich aufspüren wollen, wenn er seine Story schon geschrieben hat?«
»So arbeitet er immer. Er schreibt die Story so, wie er sie haben will, ganz gleich, ob sie stimmt oder nicht. Danach gibt er dem Betroffenen Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Natürlich glaubt die Öffentlichkeit nur das, was zuerst gedruckt wurde.« Der Zorn strahlte in Wellen von ihm ab. »Möchten Sie mit ihm telefonieren?«
Sie zögerte, schüttelte dann entschlossen den Kopf und marschierte energisch auf die Bäume zu. »Nein. Das klingt, als wäre er ein Arschloch.«
Creighton griff nach ihrer Hand, und sie ließ sich von ihm führen.
Mit der anderen Hand löste er seine Krawatte.
»Detective Kimball?«
»Ms Rutledge?« Roberta Kimball klang überrascht, angespannt, kurz angebunden. »Wo sind Sie?«
Julie saß auf dem Beifahrersitz. Ariel saß hinten, schluchzte, betete und tippte unentwegt Nummern in ihr Handy. Derek fuhr wie der Teufel.
»Bitte hören Sie mir zu, Detective«, beschwor Julie sie. »Eine junge Frau ist in Gefahr.«
»Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie, Ms Rutledge.«
»Derek und ich haben Ariel Williams.«
»Ariel…«
»Wir sind auf dem Weg nach Athens zu ihrer Mitbewohnerin.«
»Carol Mahoney«, ergänzte die Polizistin.
»Creighton
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