Suendiger Hauch
bahnte sich Lucien seinen Weg in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein Stück derben braunen Wollstoffs wurde im Durcheinander auf dem Boden sichtbar. Überall lagen umgefallene Töpfe und zerbrochene Gläser herum, die Buchseiten waren herausgerissen und über den Fußboden verstreut worden, um das Feuer zu nähren.
Er kämpfte seine aufsteigende Angst nieder, als er sich neben seiner Frau niederkniete. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung sah er, dass sie atmete. Ihre Hände waren gefesselt, und in ihrem Mund steckte ein Knebel. Er stieß einen wilden Fluch aus, während er sie auf seine Arme hob und sich auf den Weg zur Tür machte.
»Es ist alles in Ordnung, mein Liebling. Alles wird gut, sobald ich dich hier herausgebracht habe.« Kathryn gab ein zustimmendes Stöhnen von sich, woraufhin er sie noch enger an seine Brust drückte. Er torkelte auf die brennende Tür zu, stolperte durch den Raum und erreichte schließlich die rettende, klare Frühlingsluft. Er blieb erst stehen, als er die Sicherheit der Bäume erreicht hatte, wo er Kathryn vorsichtig auf den Boden legte und den Knebel aus ihrem Mund nahm. Er zog das Messer aus seinem Stiefel, schnitt die Fesseln an ihren Handgelenken durch, bevor er vorsichtig überprüfte, ob sie Verletzungen oder Knochenbrüche hatte.
Kathryns Augenlider hoben sich flatternd, und sie holte zitternd Luft. Sie versuchte zu sprechen, doch sie brachte nichts als ein unverständliches Krächzen zustande.
»Versuch, nicht zu sprechen. Ich komme gleich wieder zurück. Ich hole dein Pferd, bevor es in den Flammen umkommt.« Er ließ sie einen Augenblick allein, band ihre kleine Stute los und kehrte dann wieder an die Stelle zurück, wo seine Frau gerade versuchte, sich aufzurichten und gegen einen Baum zu lehnen.
»Ruhig«, beschwichtigte er sie, und kniete sich vor sie.
»Dun ... stan«, krächzte sie heiser. »Er hat ...versucht ... mich umzubringen. Sei ... vorsichtig, Lucien. Er könnte ...noch hier sein.«
In diesem Augenblick hörten sie, wie eine Pistole geladen wurde.
»Warum tauchen Sie immer genau dann auf, wenn niemand Sie braucht?«
Luciens Kiefer spannte sich vor Zorn an, während er das dringende Bedürfnis in sich aufsteigen fühlte, eine Faust in das selbstgefällige Gesicht vor ihm zu rammen. Doch wenn er das versuchen würde, wäre er tot, noch bevor er überhaupt einen Schritt getan hatte. »Dasselbe könnte man von Ihnen behaupten.«
»In dieser Situation ist Ihr Auftauchen jedoch höchst unglücklich. Sosehr ich Sie tot sehen wollte, war es doch nichts als eine geschäftliche Angelegenheit, verstehen Sie? Doch bei Kathryn geht es um eine Tat der persönlichen Befriedigung. Sobald sie beseitigt ist, gibt es keinerlei Anlass mehr, Sie aus dem Weg zu räumen. Doch nun lassen Sie mir keine Wahl.« Er sah zu dem brennenden Cottage hinüber, auf die Flammen, die hoch in den Himmel hinaufschlugen. Bald würde irgendjemand es bemerken und Alarm schlagen. »Ich habe nicht viel Zeit, wenn ich zwei Leichen aus dem Weg schaffen muss.« Er hob die Pistole und zielte direkt auf Luciens Herz. »Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mir Leid tut, aber ...«
Sein Finger am Abzug krümmte sich, und Kathryn schrie entsetzt auf, als Lucien sich auf ihn warf, obwohl er wusste, dass nicht die geringste Chance bestand, dass ihn der Schuss verfehlen würde. Das Geräusch des Schusses hallte in seinen Ohren in genau dem Augenblick wider, als er gegen Dunstans Brust prallte und ihn mit sich zu Boden riss. Lucien wartete darauf, dass der brennende Schmerz einsetzte, der von einer tödlichen Wunde kündete, doch nichts geschah. Stattdessen lag Dunstans lebloser, schlaffer Körper unter ihm.
Er erhob sich mühsam und starrte direkt in die weit aufgerissenen, starren Augen des Earl, bevor sein Blick zu dem Mädchen wanderte, das noch immer die rauchende Pistole auf den Rücken ihres Vaters gerichtet hielt.
»Er war böse«, sagte Muriel, deren Stimme kaum mehr als ein Flüstern war. »Er hat meine Mutter getötet. Ich habe einen Brief gefunden, den sie in einer ihrer alten Truhen aufbewahrt hatte. Sie wusste, dass er vorhatte, sie zu töten. Er hat sie nur wegen ihres Geldes geheiratet. Sobald es ausgegeben war, wurde er ihrer überdrüssig. Er behauptete, sie würde ihm zu viele Probleme bereiten. Er hat sich um nichts geschert ... nur um sich selbst. Nun ist er tot.«
Lucien trat langsam auf sie zu und nahm ihr die Pistole aus den zitternden Händen. »Es ist
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