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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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ihnen erklärte, wie man Männer oder Frauen verführte und versklavte? Ihn selbst widerte das Ganze schnell gründlich an, und am liebsten hätte er den Dichter wie den Kritiker längst in der Versenkung verschwinden lassen.
    Dann aber zeigte ihm der Herausgeber der Zeitung einen Leserbrief von einer gewissen Miss Chase. Nur eine Frau, die in einem unschuldigen Wolkenkuckucksheim lebte, konnte so etwas schreiben. Trotzdem rührte etwas in ihrem Brief an sein Herz – und der Wunsch wurde geboren, der Mann zu sein, für den sie ihn hielt.
    Und so nahm er zu ihr Kontakt auf und hoffte, sie als unbarmherziger Kritiker von ihrer schwärmerischen Verehrung heilen zu können. Da sie ihre Briefe nicht verschlüsselte, war es ein Leichtes, sie kennenzulernen, und so saß er eines Tages zwei Stunden lang in einer Kutsche vor der Buchhandlung, bis sie herauskam.
    Sofort hatte er gewusst, das musste sie sein. Überall hätte er sie erkannt. Der träumerische Ausdruck ihrer Au gen und im Gegensatz dazu ihre energischen Schritte. Sie überstrahlte alle anderen Personen auf der Straße wie ein Leitstern. Warum die Männer achtlos an ihr vorbeigingen, statt sie verblüfft anzuschauen, verstand er nicht. Als würden sie mit Scheuklappen herumlaufen, dachte er.
    Zwei Tage später fasste er den Plan, ein wenig mit ihr zu flirten. Vielleicht konnte er sie ja auf diese Weise von ihrer Bewunderung für Eleutherios abbringen. Verdammter Autor. Verdammtes Geschmiere. Er veranlasste Miranda, dem Mann zu schreiben, und war fest entschlossen, ihr in seinen Antworten die albernen Illusionen zu rauben.
    Er brachte es nicht übers Herz. Nachdem er ihre Zeilen gelesen hatte, warf er das Tintenfass an die Wand und schrieb ihr gegen seinen Willen einen schwülstigen, rührseligen Brief. Schließlich beauftragte er Jeffries, das Vorabexemplar eines Gruselromans zu beschaffen, von dem er vermutete, er würde ihr gefallen, und schickte es ihr mit einer kurzen Nachricht. Danach zerschmetterte er ein weiteres Tintenfass, begab sich in seinen Club, um seine trüben Gedanken im Whisky zu ertränken.
    Und nun lag er neben ihr, betrachtete ihr kastanienfarbenes Haar, das unter dem silbrigen Himmel rötlich schimmerte.
    Trotz ihres merkwürdigen Verhaltens an diesem Vormittag entzückte ihn ihre neue Freizügigkeit. Sie wäre eine perfekte Geliebte, dachte er einmal mehr. Immer wieder bewies sie es und bestärkte ihn in dem Entschluss, sie an sich zu binden. Aber konnte er seine Ehefrau tatsächlich auf seinen Landsitz verbannen und die Tage und Nächte zumeist mit seiner Geliebten verbringen?
    Auf seinem Schreibtisch lag der Entwurf eines Verlobungsvertrags, erwartete seine Korrekturen und Zusätze. Welch eine grauenhafte Pflicht, vor den Traualtar zu treten …
    Zumindest würde er nicht den Fehler begehen, aus Liebe zu heiraten.

17
    Element 2: Wenn Sie die perfekte Person finden, die Sie verzaubern wollen, müssen Sie sich selbst schützen. Denn die Verzauberung kann ebenso schnell wie die Verführung auf den Verursacher zurückfallen.
    Aus: »Die acht Elemente der Verzauberung« (noch unvollendet)
    Eine Hand auf einem Bücherstapel starrte sie ihn an. »Wohin soll ich dich begleiten?«
    »Nach Windsor. Dort muss ich einen unserer kleinen Landsitze besuchen und einige Geschäfte erledigen.«
    »Tust du wirklich und wahrhaftig gelegentlich etwas Sinnvolles?«
    »Sehr witzig.«
    Es war nur ein halber Scherz gewesen. »Für einen Tag?«
    »Fürs Wochenende.«
    Miranda zögerte. »Ich kann nicht übers Wochenende mit dir verreisen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil … Nun, weil es unschicklich wäre.«
    Amüsiert hob er die Brauen. »Immer noch?«
    Sie ignorierte die Frage. »Obwohl mein Onkel in den letzten Wochen glücklicherweise nichts gemerkt hat, würde es ihm sicher auffallen, wenn ich für ein ganzes Wochenende verschwinde.«
    »Aber es wird ihn nicht stören.« Downing warf ein Buch auf den Schreibtisch, und sie las den Titel. Der bengalische Dichter kehrt zurück . Eine Fortsetzung, noch seltener als der erste Band.
    Ohne ihn anzuschauen, berührte sie den Einband. »Du bist viel zu sehr daran gewöhnt, deinen Willen durchzusetzen«, flüsterte sie.
    »Mag sein. Übrigens, sag deinem Onkel einfach, die Bibliothek auf dem Landsitz müsse ebenfalls geordnet werden.«
    Sie strahlte ihn an. »Sobald wir dort ankommen, werde ich mich darum kümmern. Wann reisen wir ab?«
    In der schwankenden Kutsche überlegte Downing, ob er diese Gelegenheit in ähnlicher

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