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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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weiterschwärmte. »Zu beobachten, wie düstere Nebelfinger über die Wasserfläche kriechen …«
    Einige Sekunden lang starrte er sie an, ehe er dem Diener neue Order gab. »Lassen Sie die geschlossene Kutsche vorfahren.« Irgendwie wirkte er erleichtert, was ihr seltsam erschien. »Es stört Sie doch nicht, wenn wir auf den offenen Wagen verzichten, Miss Chase?«
    »Nein, nein, durchaus nicht, Mylord. Vielleicht darf ich an einem anderen Tag auf Ihre Güte und eine Ausfahrt im Phaeton hoffen?«
    »Nun, es wäre mir ein Vergnügen.«
    Erneut dieses kurze Zögern, das ihr zu denken gab. Die Maskenfeste, die geschlossene Kutsche, das leere Theater … Ging es ihm darum, ihren Ruf zu schützen? Oder schämte er sich ihrer? Ihr Herz neigte zur ersten Vermutung, ihr Verstand zur zweiten.
    Nachdem der Lakai den Raum verlassen hatte, ging Miranda zum Schreibtisch und berührte die Shakespeare-Sonette, die er angeblich seinem Bruder entwendet hatte. »Danke, dass du mir das Buch geliehen hast, es ist sehr erbaulich.«
    »Hast du es zu Ende gelesen?« Dann entdeckte er – wie sie es geplant hatte – ein Papier unter dem Band.
    »Noch nicht, ich habe eben erst damit angefangen.« Damit er seine Neugier befriedigen und das Papier inspizieren konnte, summte sie leise vor sich hin und hob Bücher von einem Stapel, als wollte sie weiterarbeiten, bis die Kutsche vorgefahren war. »Heute Morgen hörte ich von Eleutherios und habe soeben meine Antwort konzipiert.«
    Es war ein wundervoller Brief voller Poesie und kunstvoller Phrasen. Hingerissen hatte sie das Pergament an ihre Brust gedrückt und ihren Plan beinahe aufgegeben.
    Hinter ihr hörte sie Papier knistern. »Wirst du ihm mitteilen, welch eine Enttäuschung er war?« Harte Worte und zugleich so voller Gefühle und fast sehnsüchtig.
    »O nein.« Miranda schaute ihn nicht an, denn sie fürchtete, sich zu verraten. »Niemals wird er mich enttäuschen.«
    Sie ermahnte sich zur Vorsicht, zügelte ihren Rachedurst. Zwar legte sie es darauf an, ihn nach allen Regeln der Kunst zu verwirren, aber verletzen wollte sie ihn nicht.
    »Da irrst du sicher.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Zu gerne würde ich ihn einmal kennenlernen, denn der Junge vom Maskenball, das war er sicher nicht. Allerdings fand ich auch ihn sehr amüsant und charmant.« Obwohl sie Downing den Rücken zuwandte, merkte sie, dass er den unvollendeten Brief las. »Nachdem sich jemand für ihn ausgegeben hat, zeigt er sich ja vielleicht.«
    »Du willst ihn treffen?«, stieß er hervor.
    »Warum nicht? Nur für mich hat er ein exquisites Sonett geschrieben.« In echtem Entzücken seufzte sie träumerisch, wohl wissend, von wem das Stück in Wahrheit stammte. »So gefühlvoll und enthusiastisch, und jetzt will ich …«
    »Was willst du?« Er eilte zu ihr, drehte sie zu sich herum und zog sie an seine Brust.
    »Ihn umarmen …« Sie schmiegte sich an ihn. »So leidenschaftlich, wie mir seine Poesie erscheint«, flüsterte sie atemlos. »Im Shakespeare-Stil …«
    »Niemals!« Begierig presste er seinen Mund auf ihren, und mit gleicher Glut erwiderte sie den Kuss, schlang die Arme um seinen Hals. Auch das war schließlich Teil ihres Plans, um ihn zu verunsichern.
    »Euer Lordsch…« Sofort verstummte der Lakai und wollte verschwinden, doch Miranda befreite sich verlegen aus seiner Umarmung.
    »Was gibt’s?«, rief Downing erbost über die Schulter zurück.
    Den Blick gesenkt, machte der junge Diener Meldung. »Wann immer Sie bereit sind, Mylord, die Kutsche wartet vor dem Haus.«
    Keine Entschuldigung, denn damit hätte er die Peinlichkeit nur vergrößert. Oder hatte es damit zu tun, dass das Personal solche Szenen gewöhnt war? Wieder einmal fragte sich Miranda, wie viele Frauen vor ihr hier gewesen waren, und der beunruhigende Gedanke, wofür das Personal sie halten mochte, ließ sich nicht ganz verbannen.
    Als sie in die Kutsche stiegen, setzte gerade ein leichter Nieselregen ein. Unter einer Samtdecke berührten sich ihre Knie, stieß sein Fuß gegen ihr Schienbein. Es war die perfekte Situation für eine Verführung, beschloss Miranda. Auch das ein Stück neu gewonnener Freiheit.
    »Wir können zurückfahren oder das Ende des Regens abwarten.«
    Voller Verlangen beobachtete er sie und wünschte sich nichts sehnlicher, als da wieder zu beginnen, wo sie in der Bibliothek unterbrochen worden waren.
    Auch ihre Erregung wuchs. So sehr, dass sie darüber beinahe ihren Plan vergaß. In der Ferne grollte leiser

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