Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Donner, und in dem Moment, als ein sanfter Ruck durch den Wagen ging, berührte sie sein Knie und rückte näher zu ihm, ließ ihre Hände über seine Schenkel gleiten. Zufrieden hörte sie ihn nach Luft schnappen. Sehr gut. Miranda spürte die Macht, die sie über ihn hatte.
Vom Schaukeln der Kutsche geleitet, schob sie ihre Hände zwischen seine Beine und entzündete damit in seinen Augen ein dunkles Glimmen. Er neigte sich vor, umfasste ihren Nacken und streichelte ihre zarte Haut. »Was tust du, Miranda?«
»Ich genieße den Gewittersturm.« Mit flinken Fingern öffnete sie seine Hose, ohne sich um ihre neuen Handschuhe zu sorgen. Sie erinnerte sich an eine skandalöse Illustration in der Bilderhandschrift – die dämonische Darstellung einer Frau, die einen Mann ihrem Willen unterwirft. Diesmal galt der Sirenenruf ihm, dachte sie, als ihre Hände sein nacktes Fleisch erkundeten.
Vergeblich versuchte er ihre Hand wegzuschieben und die Kontrolle zurückzugewinnen. Doch sie versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust, der ihn in die Polster drückte. Seine Augen schimmerten schwarz, voller Erwartung, Lust und Unsicherheit. Genau so, wie sie es wünschte.
Mit seidenumhüllten Fingern umschloss sie seine entblößte heiße Männlichkeit. »Die sechste Seite inspiriert mich ebenso wie die siebte. Gestattest du mir, meine Neugier zu befriedigen?«
Seine Augen wurden noch schwärzer, und nach einem tiefen Atemzug legte er seinen Kopf an die Rückenlehne und signalisierte sein Einverständnis. Mirandas Herzschläge glichen jetzt einem Trommelwirbel. Drängend bewegte er sich in ihrem Griff, und ihr Machtgefühl wuchs.
Als sie ihn schließlich, wie sie es auf der Illustration gesehen hatte, mit ihrem Mund berührte, zog er sie auf seinen Schoß und drang in sie ein. Gemeinsam bewegten sie sich zum Schaukeln der Kutsche in einem sinnlichen Tanz. Ihre Lippen fanden sich, Miranda umschlang seinen Hals. Die Hände an ihren Hüften hob er sie immer wieder hoch. Prasselnder Regen und Donner, polternde Räder auf Kopfsteinpflaster bildeten die Begleitmusik zu ihrer leidenschaftlichen Vereinigung.
»Meine schöne Miranda …«
Sie bewegte sich im gleichen Rhythmus wie er. So unglaublich tief fühlte sie ihn in sich, und jeder Stoß schürte die Glut.
Zunehmend wilder schwankte die Kutsche im stürmischer werdenden Unwetter. Ein Rad blieb an der Kante eines Steins hängen, ein gefährlicher Ruck presste sie noch enger zusammen. Trunken vom Wunsch nach immer intimerer Nähe, klammerte Miranda sich an ihn, immer heftigere Gefühle spornten sie an.
Obwohl die Equipage ihr im Moment keineswegs sicher vorkam, hielt sie ihn fordernd in sich fest. Seine heißen Lippen an ihrem Hals, flüsterte er Worte, die sich im Donnergetöse verloren – Worte, wie sie sich nicht einmal in den wunderbarsten Sonetten fanden.
Schließlich erschütterte ein wilder Schauer ihren ganzen Körper, während draußen ein gewaltiger Donnerschlag die Luft erfüllte.
Ganz egal, welches Spiel sie noch mit ihm treiben würde – sie ahnte dunkel, dass am Ende er die Oberhand behielt. Während sie alles riskieren musste, hatte er das nicht nötig.
Dann lagen sie, nachdem sich das Unwetter verzogen hatte, auf einer Reisedecke am Ufer des Serpentine. Miranda in Maximilians Arme gekuschelt, denn trotz des dicken Stoffes spürten sie die leichte Kälte und die Feuchtigkeit. Geistesabwesend zupfte sie an einem nassen Grashalm. Das Wasser des Sees spiegelte einen silbernen Himmel wider, zwei Enten zogen ihre Bahnen und kräuselten das Wasser.
Downing spielte mit einer von Mirandas Haarsträhnen. Seit dem Abend des Maskenballs schwirrte ihm der Kopf, und er versuchte sich Klarheit zu verschaffen. Miranda brachte sein ganzes Lebensgefüge durcheinander, erregte und irritierte ihn gleichermaßen. Vor allem seit heute Morgen. Sie war wie flüssiges Feuer.
Und sie machte ihn eifersüchtig. Wenn er nur daran dachte, wie sie immer diesen Eleutherios lobte. Dabei war er selbst dieser Eleutherios. Eigentlich wollte er mit diesem Buch und diesem Pseudonym bloß die sogenannte gute Gesellschaft mit ihrer Oberflächlichkeit und Gedankenlosigkeit verhöhnen. Einschließlich seiner Eltern und seiner eigenen Person.
Unglücklicherweise war eine geradezu schwärmerische Hysterie ausgebrochen, sodass er sich gezwungen sah, in eine weitere Rolle zu schlüpfen und sich selbst in der Gestalt des Mr. Pitts zu verunglimpfen. Warum bewunderten die Leute diesen Eleutherios, der
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