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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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nicht gezwungen, ihn zu küssen, und ganz sicher nicht, mit ihm zu schlafen. Tatsächlich hatte sie die Sache initiiert. Sie war am Boden zerstört gewesen, und er hatte ihr zugehört und sie getröstet, und seine Arme und die harte Brust hatten ihr Geborgenheit vermittelt. Und plötzlich hatte sie ihn so begehrt, so sehr gebraucht, dass nichts anderes mehr gezählt hatte.
    Es war ein Fehler gewesen, ein schrecklicher Fehler, aber irgendwie wollte ihr nicht gelingen, ihn zu bedauern, vielleicht weil es sich nicht wie ein Fehler anfühlte. Im Gegenteil. Es schien so … richtig. Erstaunlich richtig. Und perfekt. Genau wie vor zwölf Jahren. Hunt hatte ihr alles gegeben, was sie brauchte – sogar mehr noch –, und er hatte sie an einen Ort gebracht, an dem sie mit noch keinem Mann zuvor gewesen war.
    Du bist in ihn verliebt, Alton!
    Nein! Oh nein! Nein, das war sie nicht. Sich in ihn zu verlieben war so ziemlich das Dümmste, was sie tun konnte. Es zählte nicht, dass er einen Körper wie eine griechische Statue hatte und wie ein Gott lieben konnte. Es zählte nicht, dass er ein starker und anständiger Mann war, der seinem Land treu gedient hatte, seine Schwester beschützen wollte und sich selbst angezeigt hatte. Es zählte nicht, dass man ihm Drogen untergeschoben und sein Urteil in keinem Verhältnis zu seiner Tat gestanden hatte. In den Augen des Gesetzes war er ein kaltblütiger Mörder, ein Drogendealer und ein flüchtiger Sträfling.
    Und wenn er nicht sehr viel Glück hatte, würden sie ihn über kurz oder lang erwischen.
    Sophie blickte auf ihre Liste herab. Sie wusste plötzlich nicht mehr, was sie noch brauchte. Shampoo. Ah, ja, Haarkosmetik.
    Der Gedanke, dass Hunt für den Rest des Lebens eingesperrt sein würde, war ihr unerträglich. Abgesehen von den Antworten auf ihre Fragen am Morgen, hatte er ihr kaum etwas darüber erzählt, aber sie wusste, dass er nicht nur körperliche Narben zurückbehalten hatte. Er war förmlich durchgedreht, als sie angedeutet hatte, er habe Sex mit Männern gehabt, und hatte im Grunde zugegeben, dass er sich gegen Übergriffe hatte wehren müssen. Und heute Morgen hatte seine Stimme unterschwellig so gequält geklungen, war sein Schmerz so greifbar gewesen, dass es Sophie im Herzen weh getan hatte.
    Es gibt gute Tage und schlechte, und dann gibt es Tage, an denen man wirklich glaubt, durchzudrehen, weil man an all das denkt, was man nun nie wieder tun, nie wieder sehen wird.
    Er hatte eine schreckliche Tat begangen, ja, aber was Cross getan hatte, war sogar noch schlimmer gewesen. Und obwohl Cross’ Verbrechen Hunts gewalttätige Reaktion nicht rechtfertigten, würde wohl jeder Bruder unter solchen Umständen die Beherrschung verlieren.
    Entweder gelang es ihm, mit Megan und Emily nach Mexiko zu fliehen, oder Sophie würde alles daransetzen, seinen Prozess wiederaufzurollen. Für Megan würde es nicht einfach sein, in den Zeugenstand zu treten und der ganzen Welt zu erzählen, was Cross und sein Komplize ihr und anderen angetan hatten, aber es konnte wohl kaum schlimmer sein als die lebenslängliche Haftstrafe, die ihr Bruder andernfalls absitzen musste. Und das würde Megan etwas bedeuten. Brüder und Schwestern kümmerten sich doch umeinander.
    Als Sophie David vom Gericht angerufen hatte, hatte er ihr gesagt, sie solle mit ihrem gesparten Geld tun, was immer nötig sei, und sich gefälligst keine Gedanken um ihn machen. Außerdem hatte er sofort ins nächste Flugzeug steigen wollen. Aber er hatte bereits eine Woche seines Semesters geopfert, um sich nach der Geiselnahme um sie zu kümmern, und sie wollte ihn nicht mit ihren Sorgen belasten. Also hatte sie darauf bestanden, dass er in Kalifornien blieb und sich auf das Thema Pferde konzentrierte.
    Marc hatte für Megan getan, was er konnte. Es war Zeit, dass nun sie für ihn eintrat.
    Shampoo. Conditioner. Eine Bürste, ein Kamm. Haargummis. Eine Haarspange.
    Nun hatte sie fast alles. Bis auf eine Sache. Sie ging zur Apothekenabteilung.
    »Einmal Plan B, bitte.«
    Sie nahm die Schachtel entgegen, legte eine Packung Kondome dazu und schleppte ihren schweren Korb zur Kasse, während die Furcht in ihrer Brust sich zu einem kalten Klumpen zusammenballte.
    Sie wollte es nicht tun. Sie wollte Tessa nicht belügen. Sie versuchte, sich zu beruhigen, indem sie sich sagte, dass Tessa sie ebenfalls einmal knallhart angelogen hatte. Damals hatte sie abgestritten, Gangmitglieder interviewen zu wollen, und es trotzdem getan,

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