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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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obwohl sie gewusst hatte, dass ihr Leben in Gefahr war, und wenn Julian nicht gewesen wäre, dann hätte man sie erschossen. Sophie hatte sie volle fünf Minuten lang angebrüllt, als ihre Freundin schließlich erschüttert, aber unverletzt zurückgekehrt war.
    Doch auch diese Erinnerung konnte ihr schlechtes Gewissen nicht wirklich lindern.
    Sie sah zu, wie der Kassierer ihre Ware scannte, und reichte ihm dann ihre Kreditkarte. Er zog sie durch und gab Sophie die Quittung zum Unterschreiben.
    Sophie kritzelte ihren Namen darunter. Und dann war es so weit.
    Sie schleppte ihre drei Tüten zum Ausgang, wo sich die Münztelefone befanden, und suchte drei Vierteldollar aus ihrer Jackentasche. Sie nahm den Hörer ab, warf das Geld ein und wählte Tessas Nummer. Ihr war schlecht.
    Zweimal klingelte es, dann nahm Tessa ab.
    »Hi, Tessa, ich bin’s, Sophie.«
    »Sophie? Oh, Gott sei Dank! Wo bist du? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, alles okay. Hör mal, es tut mir so furchtbar leid, dass ich gestern nicht aufgetaucht bin. Ich hatte mich entschieden, mir ein Hotelzimmer zu nehmen, aber sobald ich im Zimmer war, bin ich eingeschlafen.« Wieso hatte es sich vorhin aus Marcs Mund so überzeugend angehört und klang nun so unglaubwürdig?
    »Mein Gott, Sophie. Kannst du dir eigentlich vorstellen, was wir uns für Sorgen gemacht haben?« Tessas Stimme brach, und Sophie begriff, dass sie den Tränen nah war. »Verdammt, nach allem, was passiert ist. Ich habe gefürchtet, wir würden dich tot in der Gosse finden. Julians ganze Abteilung sucht nach dir.«
    Sophie zog den Kopf ein. Der Zorn in Tessas Stimme war das Resultat stundenlanger unnötiger Angst.
    »Es tut mir wirklich furchtbar leid. Als ich aufgewacht bin, ist mir klargeworden, was ich getan habe. Ich war nur so schrecklich fertig, als ich die Redaktion gestern verließ. Die neue Verlegerin hat mich freigestellt, und im Gefängnis hatte ich kaum geschlafen … Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir wirklich, wirklich leid.«
    Aus Tessas Stimme war ein wenig Wut gewichen.
    »Wichtig ist vor allem, dass du in Sicherheit bist. Himmel, ich bin so erleichtert. Wo bist du? Ich hole dich ab, damit ich dich noch ein bisschen anschreien kann.«
    »N… nein, Tessa. Ich kann nicht bei euch bleiben. Ich will nicht, dass dir, dem Baby oder Julian etwas zustößt.«
    »Sei nicht albern. Julian passt schon auf uns auf. Das weißt du genau.« Tessa machte eine Pause. »Wenn du in einem Hotel bist, wieso sagt mir dann mein Display etwas von einem öffentlichen Fernsprecher? Wo ist dein Handy? Sophie, was soll das alles?«
    Der Versuch zu lügen war kein Zuckerschlecken, wenn die Freundin Reporterin war.
    »Mein Akku war leer, und ich bin gerade in einem Drugstore, um mir ein paar Dinge zu besorgen. Ich traue mich nicht, nach Hause zu fahren, und ich muss irgendwo bleiben, wo mich niemand findet. Ich melde mich, wenn ich kann. Bitte, Tessa, sei mir nicht böse. Und sag Julian, dass es mir leidtut. Ich wollte euch nicht solche Sorgen machen. Ich muss jetzt aufhören.«
    »Sophie, warte! Was …«
    Die Tränen schossen ihr in die Augen, als sie auflegte. Das schlechte Gewissen brannte in ihrem Magen wie Säure. So war es für alle am besten, rief sie sich in Erinnerung.
    Aber warum fühlst du dich dann wie die weltgrößte Verräterin?
    Ihre Sicht verschwamm, als sie sich vom Telefon abwandte, die Tüten nahm und hinaus in den kalten Wind trat.
     
    Marc sah, dass sie weinte, noch bevor sie den Wagen erreicht hatte. Er musste nicht weiter fragen. Vor zwölf Jahren hatte sie es gehasst, ihre Großmutter anlügen zu müssen, weil sie die Nacht mit Marc verbracht hatte. Heute log sie aus demselben Grund ihre Freundin an. Zweimal nun schon hatte er sie dazu gebracht, Menschen zu belügen, die sie liebte.
    Hunter, du verbreitest wirklich Sonnenschein. Wie du das Leben deiner Lieben bereicherst!
    Er stieg aus, nahm ihr die Tüten ab und küsste sie auf die Stirn.
    »Steig ein. Es ist kalt.«
    Er verstaute die Tüten, rutschte hinters Steuer, startete den Motor und machte eine verkehrswidrige Hundertachtzig-Grad-Wende, um ja nicht mit dem Jaguar in den Erfassungsbereich der Kameras zu geraten. Neben ihm versank Sophie in ihrem Mantel und weinte stumm.
    Er drehte die Heizung auf. »Wie lief es?«
    Sie schüttelte den Kopf, schniefte, wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Tessa war wirklich aufgebracht. Ich glaube auch nicht, dass sie mir geglaubt hat. Sie fing an, mir Fragen

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