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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Dienstagnachmittag nach dem Unterricht machte sich Callie Vernon eilig auf den Heimweg. Sie wollte möglichst schnell ihre schwere Chloé-Schultasche loswerden und den Pencil-Rock von Cynthia Rowley gleich dazu. Der Reißverschluss drückte sie dauernd in den Rücken, und Callie war knapp davor, sich das exklusive Stück genervt vom Leib zu reißen. Sie stoppte nur kurz vor der Tür der Pardees, wo sich Benny, Rifat Jones und ein paar andere Mädchen zusammendrängten und der Auseinandersetzung drinnen lauschten.
    »Ich sag dir, da ist echt schwer was los«, flüsterte Rifat, die sich gerade ein braunes Waverly-Sportshirt überstreifte.
    »Ja, du hast ein paar happige Ausdrücke verpasst.« Benny kicherte gehässig. Sie lehnte lässig an der Wand und hatte schon alle Trainingsklamotten an. »War irre.«
    Den Pardees beim Streiten zuzuhören, machte immer Spaß – in allen anderen Wohnhäusern war man neidisch, dass Dumbarton das explosivste Aufsichtspaar hatte. Doch Callie hatte jetzt keine Zeit. Sie sah Benny nur kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an und klackerte die Treppe hinauf.
    Als sie die Tür zu Zimmer 303 öffnete, zögerte sie.
    »Nein, wirklich, Dad, hier läuft alles bestens. Ehrlich «, versicherte Jenny in ihr Treo. Callie blieb in der Tür stehen. Die schwere Tasche schlug ihr gegen die Hüfte und der Reißverschluss verfing sich in dem zarten Stoff ihrer Satinjacke von Diane von Furstenberg. Miiist.
    Jenny wirbelte herum und riss bei Callies Anblick die braunen Augen auf. Der gezwungen muntere Ton ihrer Stimme passte so gar nicht zu ihrem traurigen Blick. Während der vergangenen Tage hatte Callie sich mit Erfolg eingeredet, dass Jenny die ganze Geschichte mit Easy gar nicht so viel ausmachte. Jenny wusste, dass Callie und Easy mit Mr Walsh essen gewesen waren – allerdings wusste sie nichts von Callies und Easys Knutschsession im Wandschrank, bei der sie sich fast aufgefressen hatten. Und nach einem weiteren Blick auf ihre traurige kleine Mitbewohnerin entschied Callie, dass sie es auch besser nie herausfand.
    Sie fragte stumm, ob sie gehen sollte, doch Jenny schüttelte heftig den Kopf, sodass die dichten dunklen Locken ihr um das bleiche Gesicht tanzten, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem kleinen schwarzen Handy an ihrem Ohr zu. »Dad, ich wollte mich... nur mal melden. Mein Hockey-Training fängt gleich an, ich muss los. Aber ich melde mich später noch mal... Ich hab dich auch lieb.«
    Callie tänzelte ins Zimmer. Sie beschloss, einen besonders aufgekratzten Eindruck zu machen. Das würde vielleicht ansteckend auf Jenny wirken und sie wäre nicht mehr so deprimäßig unterwegs.
    Sie ließ ihre Tasche, die mit langweiligen Spanischbüchern vollgestopft war, aufs Bett plumpsen und versuchte, Jennys verschwollene Augen zu übersehen. Hatte sie etwa geweint ? Doch dann nieste Jenny ihr niedliches kleines Miezekatzen-Niesen und Callie war etwas erleichtert. Möglicherweise war Jenny nur allergisch auf den Herbst, so etwas gab es ja. »Ich wollte nicht in dein Telefongespräch reinplatzen.«
    Jenny legte das Treo auf die Kommode, raffte ihr langes Haar im Nacken zusammen und streifte geschickt ein Gummiband von ihrem schmalen Handgelenk um den Pferdeschwanz. »Nein, keine Sorge. Mein Vater hat es nur gern, wenn ich mich ab und zu melde, sonst denkt er, dass ich... was weiß ich... von einer Mädchenverbindung gevierteilt wurde oder so.«
    »Eltern machen sich viel zu viele Sorgen.« Callie nickte ihrer Mitbewohnerin verschwörerisch zu. »Allerdings wären meine Eltern wahrscheinlich angetan, wenn es hier in Waverly Mädchenverbindungen gäbe.« Callie mochte Jenny, sie konnte sie wirklich gut leiden – eigentlich. Aber die Sache mit Easy hing über ihnen wie eine dicke, fette Gewitterwolke. Callie war überzeugt, dass sie beide das Donnergrollen aus der Ferne hören konnten. »Für meine Eltern ist ein Internat wie ein anderer Planet. Meine Mutter macht es ganz verrückt, dass ich hier außerhalb ihrer Sichtweite bin.«
    Jenny seufzte, während sie in einer Schublade nach ihren Sportklamotten suchte. »Meinen Vater beunruhigt es, dass ich hier so was wie meine ersten eigenen Schritte mache und dass er nicht da ist, um mir dabei zuzusehen.«
    »Wie niedlich.« Callie zog sich ihren ärmellosen Rolli von Ralph Lauren über den Kopf und war einen Augenblick lang in einem Tunnel von elektrisch aufgeladenen Haaren und Kaschmir verschwunden. Jenny war ja wirklich noch so klein. Wie alt war

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