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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Alternativen entscheiden sollte? Aber bei der Vorstellung, aus Callie und Jenny, zwei süßen, munteren Mädchen, einfach eine Pro- und Contraliste zu machen, fühlte er sich hundsmiserabel. Da konnte er sich gleich ins Knie schießen. Oder in den Kopf. Okay, das war’s vielleicht nicht.
    Easy nahm gerade einen tiefen Zug, da hörte er drüben auf dem Weg ein Geräusch. Er hielt den Rauch in der Lunge zurück und wartete, ob ein Lehrer auftauchte, der ihm Ärger machen würde. Aber stattdessen zeigte sich ein sehr rotgesichtiger Brandon Buchanan in einem verschwitzten weißen Polohemd und schwarzen Laufshorts. Er hatte eine Squash-Tasche aus Vinyl über die Schulter geworfen und hielt ein silbernes Handy in der Hand.
    »Lass dich nicht stören, Mann«, murmelte Brandon und fuhr sich mit der Hand durch das verschwitzte, zerzauste Haar. Er winkte Easy entschuldigend zu und wollte abdrehen.
    Easy stellte plötzlich fest, dass er nicht allein sein mochte. »He, du musst nicht gleich wegrennen, Mann. Äh, setz dich doch.«
    Brandon sah ihn einen Augenblick an, als würde er eine Falle vermuten, dann kam er einen Schritt näher und nickte in die Richtung von Easys Zigarre. »Hast du noch eine?« Easy hatte. Und er hatte auch immer, wenn Brandon ausnahmsweise mal das Wort an ihn richtete, den Eindruck, der Kerl würde versuchen, seine Stimme eine Oktave tiefer klingen zu lassen.
    Easy riss den Reißverschluss seiner schwarzen Patagonia-Weste auf und zog die zweite Cuba heraus. »Bedien dich.«
    »Feuer?«
    Easy reichte ihm sein billiges Plastikfeuerzeug, auf dem ein Hula-Mädchen abgebildet war, und Brandon nickte anerkennend. »Cool.« Er zündete sich die Zigarre an und lehnte sich unbehaglich an einen der Felsen. Er sah sich um, als ob er nicht so recht wusste, was er hier machte. »Und...?« Er inhalierte tief. »Wie steht’s?«, fragte er, den Mund voller Rauch.
    Easy seufzte und starrte den Rauchfäden nach, die von ihren Zigarren in das bläuliche Stück Himmel aufstiegen. Es war schon ziemlich krank, dass er hier Stumpen rauchend mit Brandon saß – dem Kerl, dem er letztes Jahr die Freundin ausgespannt hatte, dem Kerl, der ihn immer anstierte, als würde er ihm am liebsten eine scheuern, aber nie den Mumm dazu hatte. »Es ist mir schon besser gegangen«, erwiderte Easy trocken.
    Brandon nickte und stützte die Turnschuhe auf einen der Felsen auf. »Hab’s läuten hören.«
    Easy starrte Brandon einen Moment lang an und versuchte zu beurteilen, wie groß wohl sein Mitgefühl war. Verflucht – warum sollte er nicht auspacken? »Ich bin irgendwie … total durch den Wind«, stammelte er. »Ich hab nicht die leiseste Ahnung, mit wem ich zusammen sein will.« Er griff sich in die Haare, die regelrecht nach einem Friseur schrien. Sein Vater hatte fast einen Herzanfall bekommen, als er ihn letzte Woche gesehen hatte.
    »Willst du wissen, was ich finde?«, fragte Brandon und ließ die Zigarre zwischen seinen seltsam rosigen Lippen hängen. Er klang zur Abwechslung mal nicht so, als würde er Easy am liebsten lynchen. Richtig, er war ja Samstagnacht ganz dicke mit diesem geheimnisvollen St.-Lucius-Mädchen gewesen. Vielleicht hatte sie ihn ja ein wenig entspannt und er vergaß die Geschichte mit Callie allmählich. War Brandon zu gönnen. Das Mädchen war heiß.
    »Äh, ja.« Easy hielt sein billiges Feuerzeug an die Zigarre, um sie wieder anzuzünden. »Warum nicht.«
    »Also gut. Dann will ich mal ehrlich sein. Ich weiß, dass Jenny echt sensationell ist. Aber ist das zwischen euch nicht ein bisschen schnell gegangen? Du weißt schon, sie war kaum in Waverly und schon wart ihr zwei zusammen.« Brandon stieß den Rauch in die dunkle Abendluft aus, und Easy hatte den Verdacht, dass Buchanan auch eine Schwäche für Jenny hatte.
    »Hm, ist wohl etwas plötzlich passiert.« Easy dachte an den Abend, an dem er sich das erste Mal richtig mit Jenny unterhalten hatte, damals, als er sich in Callies Zimmer geschlichen hatte und Callie auf einmal abgehauen war. Er hatte sich auf Jennys Bett gesetzt, und alles an ihr – ihr Duft, ihr verschlafenes, make-up-freies Gesicht, ihr lockiges Haar, ihre süße, neugierige Stimme -, alles war genau das Gegenteil von Callie gewesen. »Aber es hat einfach gefunkt zwischen uns, weißt du.«
    »Klar, ist schon gebongt. Versteh mich nicht falsch. Irgendwie finde ich zwar, dass du bekloppt ist, weil du nicht ganz und gar auf Jenny abfährst... Ich meine, sie ist doch so unglaublich süß

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