Sueß, naiv und intrigant
einen Hauch von Patchouli hinterließ.
»He, Alter, was geht?« Atherton hielt die Hand zum Abklatschen hoch. Ein hinterfotziges Grinsen zog sich über sein Gesicht, das zu sagen schien: »Du denkst also, dass sie deine Freundin ist?«
Brandon überging die hochgehaltene Hand und nickte in Richtung Filmprojektor. »Bei ein paar Neuntklässlerinnen da drüben bist du Gesprächsthema.«
»Kein Scheiß?« Atherton ließ den Blick über die Menge gleiten. »Heiße Girls?«
»Ja«, sagte Brandon lahm. »Stehen beim Projektor.«
»Cool.« Atherton formte mit der Hand eine Knarre und schnalzte mit der Zunge, um ein Abzuggeräusch zu machen. Er sah Elizabeth anzüglich an. »Wir Süßen sehen uns später«, tönte er, dann zischte er ab.
Elizabeth sah ihm nicht mal nach. In der einen Hand hielt sie ein halb geleertes Bier, die andere legte sie auf Brandons Unterarm und drückte ihn. »Schön, dich zu sehen, Sexy.«
Brandon konnte es fast nicht ertragen. War es ihr denn völlig einerlei, dass sie vor einer halben Minute den Arm eines anderen exakt so gedrückt hatte? »Ja, äh, ganz meinerseits. Du siehst aus, als würdest du dich gut amüsieren.« Er gab sich Mühe, einen unbeschwerten Ton anzuschlagen, konnte aber nicht verhindern, dass etwas Bitterkeit mit einfloss.
Elizabeth sah überrascht zu ihm auf. Ihre Wangen waren gerötet von der Kälte. »Was soll das heißen?«
Brandon rieb sich mit der Hand über die Augen und versuchte, ganz ruhig und relaxt zu werden. Er bekam es nicht hin. Aufgebracht platzte es aus ihm heraus: »Atherton! Der ist so ein Widerling!«
Elizabeth wurde starr. Rasch zog sie ihre Hand weg und verschränkte die Arme vor der Brust. »Einen Moment mal. Bist du sauer auf mich? Ich wollte dich suchen, sobald ich mit dem Bier fertig war. Was ist mit der Aufgeschlossenheit in Person?«
»Ich weiß, ich weiß.« Brandon bearbeitete den Boden mit der Spitze seines gewienerten John-Varvatos-Stiefels. »Aber ich habe nicht angenommen, dass ich dabei zusehen muss, wie du mit anderen Typen flirtest.«
»Und das heißt im Klartext?« Elizabeth hatte die Brauen frustriert zusammengezogen. Brandon merkte, dass seine Reaktion sie echt überraschte – und verletzte. Aber er konnte nicht anders handeln. Seine kühle Lässigkeit hatte gemeinsam mit Atherton die Fliege gemacht. Und eins wusste er jetzt: Das Mädchen, nach dem er verrückt war, mit einem anderen rummachen zu sehen, ohne dass es ihm was ausmachte – das war es nicht, was er wollte. Das war doch krank.
Brandon steckte seine kalten Hände in die Taschen seiner Rock & Republic-Jeans. »Das bedeutet wohl, dass die personifizierte Aufgeschlossenheit geschlossen hat.« Und er drehte sich auf dem Absatz um und ging davon.
34
Vorsicht! Waverly-Eulen können von der fleischfressenden Art sein!
Brett lehnte sich zurück und genoss es, Karas Finger spielerisch durch ihr Haar gleiten zu spüren. Kara saß im Schneidersitz auf Bretts dicker Baumwollsteppdecke, und Brett hatte den Kopf, auf ein Sweatshirt gebettet, in ihren Schoß gelegt. Normalerweise hätte sie sich Gedanken gemacht, nach was das wohl für Außenstehende aussah, aber inzwischen hatte sie ein paar Bier intus und es kümmerte sie nicht mehr so sehr. Abgesehen davon ließ Brett ihre Finger durch Heaths Haar gleiten, der zufrieden auf der Seite lag und den Kopf an Bretts flachen Bauch lehnte. Das ganze Arrangement wirkte völlig gelassen, obwohl es natürlich etwas Absurdes hatte, dass Heath plötzlich ihr guter Freund war. Brett fing sogar an, ihn richtig zu mögen. Er schien es ganz ernst zu nehmen, ihr Geheimnis zu bewahren, und den Mädchen machte es irgendwie Spaß, mit ihm rumzukumpeln und die anderen rätseln zu lassen, was zum Teufel da los war. Ihr Verwirrspielchen war schon ziemlich ausgebufft, das musste Brett zugeben.
Es gefiel ihr zwar nicht unbedingt, dass sie und Kara alle an der Nase herumführten. Aber es war wichtig, damit ihr Geheimnis, nun ja, eben ein Geheimnis blieb. Was zwischen ihnen lief, war noch so neu, und Brett hielt sich an Jennys Rat, »einfach ihrem Gefühl zu folgen« und nichts überzuanalysieren. Wie jedoch könnte sie das, wenn alle Welt, oder zumindest alle Waverly-Bewohner, über sie tuschelten?
Heaths Tasche vibrierte, und er zog sein Handy heraus, um eine SMS zu lesen. »Meine Damen, ich hasse es, euch verlassen zu müssen, aber auf dem Partygelände wird was geraucht, und da muss ich dabei sein.« Es gelang ihm offensichtlich nur mit Mühe,
Weitere Kostenlose Bücher