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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Hand.
    Callie ging über den unebenen, teils strohbedeckten Boden langsam auf ihn zu. Ihre Knie zitterten ein wenig, und sie wusste nicht, warum sie so nervös war. Vielleicht weil sie ihn nicht merken lassen wollte, dass sie schon betrunken war. Vielleicht weil sie spürte, wie seine dunkelblauen Augen jeden ihrer Schritte beobachteten. Unter seinem bewundernden Blick kam sie sich wunderschön vor – mit ihren dünnen Beinen, dem Minirock und dem dicken Rollkragenpullover. Vor lauter Freude stieg ihr die Röte in die Wangen, als sie dicht vor ihm stehen blieb. »Du verpasst ja die Party«, schalt sie ihn, aber nur weil es ihr als Erstes in den Sinn kam.
    Easy lächelte sie an. »Ich hab schon genug Filme gesehen. Und Besoffene«, setzte er scherzhaft hinzu.
    Callie konnte den Blick nicht von seinen Wangenknochen abwenden, die in dem schummrigen Licht noch eindrucksvoller hervortraten. Er trug ein Flanellhemd mit Farbspritzern, an dem sie nur zu gern ihr Gesicht reiben wollte. Seine abgewetzte hellbraune Cordhose hatte über dem einen Knie ein Loch und auf dem rechten Schenkel einen dicken blauen Farbklecks. Er stellte die Taschenlampe auf den Boden des alten Stalls, der nicht so sehr nach Tieren roch wie die Stallungen in Waverly, also zum Glück wohl nicht mehr benutzt wurde. Jetzt erst bemerkte Callie, dass Easy Vorbereitungen getroffen hatte. Er hatte aus Heu ein dickes, nestartiges Bett gemacht, über das eine schwere Decke mit Schottenkaro gebreitet war. In einer Ecke entdeckte sie eine braune Waverly-Decke aus Fleece, die anscheinend als Zudecke gedacht war, und daneben lag eine zerfledderte Ausgabe vom Großen Gatsby .
    »Hast du etwa gelesen?«, zog Callie ihn auf. Sie wollte überspielen, dass sie wirklich, wirklich gerührt war, wie Easy dieses Fleckchen für sie vorbereitet hatte – für sie beide . Wieder fröstelte sie, obwohl es in der Scheune wärmer war als draußen. Sie konnte nicht mal mehr den Film hören.
    »Nö.« Easy kratzte sich verlegen am Kopf. »Ich hab nur dagelegen und auf dich gewartet.«
    Callie merkte, wie ihre Selbstbeherrschung Risse bekam, aber noch hatte sie sich einigermaßen unter Kontrolle. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und vermied es, ihn direkt anzusehen. Da fielen ihr die drei roten Rosen ins Auge, die am Rand der Decke lagen, als ob sie auf sie warteten. »Warum drei?«, fragte sie mit einem Kloß im Hals.
    Easy hustete. »Ich weiß nicht. Ein Dutzend kam mir so … abgedroschen vor.« Er fuhr sich mit der Hand durch die widerspenstigen Locken. »Und eine war irgendwie nicht genug.« Er hatte den Kopf gesenkt und sah Callie durch seine dichten dunklen Wimpern an. Sie stellte sich vor, wie er in dem stickigen kleinen Blumenladen in Rhinecliff stand und überlegte, wie viele Rosen wohl »genug« waren. Das sah so gar nicht nach Easy aus.
    Easy. Sie schmolz dahin. Und ehe er noch irgendwas tun musste, schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Seine Lippen erwiderten den Kuss begierig und ihre Finger krallten sich in die Locken in seinem Nacken.
    »Wollen wir uns nicht hinlegen«, murmelte sie nach mehreren atemberaubenden Küssen. Sie ließen sich auf die Wolldecke fallen und Callie kuschelte sich an Easys langen, schlanken Körper. Wenn sie nur nicht diesen dicken Rollkragenpullover am Leib hätte! Sie wollte Easy ganz nah sein, sie wollte seine Haut spüren.
    Easy spielte am Saum ihres Pullover herum, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Kann man das nicht ausziehen?«, fragte er. Als Antwort küsste Callie ihn auf den Nacken, dann zog sie sich langsam den Pullover über die Schultern und ihr rosafarbener Satin-DemiBra von Chantelle mit der kleinen schwarzen Tulpe in der Mitte kam zum Vorschein.
    Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. »Hübsch«, flüsterte er und ließ die Lippen über ihre Schultern gleiten. Seine Finger zitterten, als er ihr Schlüsselbein nachfuhr.
    »Sag mal, hat deiner Lehrerin dein Bild von mir gefallen?«, fragte sie plötzlich und setzte sich auf, um ihn anzusehen. Sie musste an ihr Treffen im Wald denken, an den Kuss und an seine Worte. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, seit er gesagt hatte, dass er sie liebte. Er liebte sie. Easy Walsh liebte Callie Vernon. Sie bekam auf der Stelle eine Gänsehaut. Hoffentlich stieß ihn das nicht ab. Sie wollte, dass er es ihr noch einmal sagte, jetzt, hier, wo alles zwischen ihnen wieder gut war oder sogar noch besser als vor ihrer Trennung.
    So sollte es beim ersten Mal sein, dachte

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