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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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den Blick von ihnen abzuwenden. »Macht nichts ohne mich. Oder wenn, dann macht Bilder davon«, wisperte er, damit keiner außerhalb ihres Zirkels es hören konnte.
    »Soll ich uns noch ein Bier holen?« Brett setzte sich auf und drehte sich zu Kara um, sobald Heath in Richtung Maisfelder davongespurtet war.
    Der Filmprojektor warf eine Tagesszene an die Scheunenwand und Licht fiel auf Karas Gesicht. Brett schaute ihre Freundin an. Der Blick ihrer grünlich braunen Augen verriet ihr, dass Kara sich fragte, ob Brett es vermeiden wollte, in der Öffentlichkeit mit ihr allein zu sein. Aber sie sagte nur: »Gern.«
    Unter dem Schutz des zerknüllten Sweatshirts legte Brett die Hand auf Karas Knie und drückte es sanft. In einer Idealwelt würde sie in der Lage sein, sich vorzubeugen und sie jetzt zu küssen und den Grapefruitgeschmack ihres Lipgloss zu schmecken. Brett ignorierte ein heftiges Ziehen in der Magengegend und stand auf. Sie sah hinunter auf Kara in ihrem schwarzen Rollkragenpullover und der grauen Daunenweste aus der sportlichen Designer-Produktlinie ihrer Mutter. Es war so seltsam, ein Mädchen anzusehen und daran zu denken, wie rasend gern man es jetzt küssen wollte. »Bin gleich wieder da«, versprach sie.
    Brett schlängelte sich zwischen den auf Decken liegenden Leuten hindurch. Die Gruppe derer, die tatsächlich dem Film frönten, war etwas kleiner geworden, was nicht überraschend war. Ein unbeaufsichtigter Abend außerhalb des Campus bot schließlich allerlei Möglichkeiten der Zerstreuung. Wie zum Teufel war Tinsley nur an die Genehmigung gekommen? Und wo steckte sie überhaupt? Bretts Überlegungen traten in den Hintergrund, denn sie bemerkte, wie sich die Leute Zeichen machten und den Finger auf die Lippen legten, sobald sie näher kam. Quatschten die... über sie ? Sie wurde schlagartig rot, schaffte es jedoch, den Weg zur Bierschlange einigermaßen elegant zurückzulegen.
    Als sie dann jedoch in der Schlange stand und nervös die Spitze ihres Stuart-Weitzman-Clogs in den harten Grasboden stieß, hörte sie vor sich ein Tuscheln, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Brett? Du meinst, sie ist … lesbisch ?«
    Ihr wurde schlecht. Dieser beschissene Heath Ferro! Diese elende, degenerierte, abschaumartige Petze. Auf der Stelle machte Brett kehrt, ließ das Bier Bier sein und rauschte achtlos über fremde Decken hinweg zurück zu ihrem Platz. Ein sehr betrunkener, taumelnder Ryan Reynolds stolperte ihr in den Weg, legte den Arm um ihre schlanken Schultern und nuschelte: »Hey, darf ich auch mal mitmachen?«
    »Verpiss dich«, zischte Brett, schüttelte seinen Arm ab und trampelte weiter, etwas sichtbehindert von der Dunkelheit und ihrem Ärger. Endlich hatte sie Kara erreicht. Sie ließ sich auf die Decke fallen.
    »Was ist los?«, fragte Kara.
    »Wo steckt Heath?« Brett brachte die Worte kaum heraus, so sehr zitterte sie am ganzen Körper. »Ich lynche dieses Aas! Auf der Stelle. Vor der ganzen Meute.«
    Kara riss die Augen auf. »Wovon sprichst du?«
    Brett kniff die Lippen zusammen. Sie wollte sich beruhigen, aber ihr Puls war auf hundertfünfzig, und sie konnte an nichts anderes denken, als Heath zu zermalmen. »Er hat geplaudert. Alle wissen Bescheid. Jeder Einzelne.«
    »Oh nein!« Kara spähte um sich, und Brett wusste, sie wollte sie jetzt gerne umarmen oder ihre Hand ergreifen oder irgendetwas tun, um sie zu beruhigen – und prompt regte sie sich noch mehr über die ganze Situation auf. »Aber so was würde er doch nie tun.«
    »Hat er aber.« Brett fuhr sich durch das rote Haar. Sie hatte bereits vergessen, wie angenehm es sich noch vor zehn Minuten angefühlt hatte, als Karas Finger mit ihren Strähnen gespielt hatten. Alles war auf einmal anders. Alles. Nur weil der Scheißkerl Heath seinen verdammten Mund nicht hatte halten können. Der mit seiner Häme musste sich ja vor allen brüsten. »Wer sollte es sonst gewesen sein außer ihm?«
    Kara biss sich besorgt auf die Lippe. »Ich weiß nicht. Aber vielleicht ist es ja nicht das Ende der Welt, wenn alle davon wissen?« Eine Strähne ihres seidigen Haars fiel ihr über die Augen und verdeckte halb ihren fragenden Blick.
    Brett sah in Karas süßes, hübsches Gesicht und wünschte, dass sie gleicher Meinung sein könnte. Es war albern, sich zu schämen, weil sie mit Kara zusammen war – aber von den Leuten angestarrt zu werden, als wäre sie eine Missgeburt aus einer Zirkus-Show, war das Letzte, was sie brauchte. Sie war

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