Sueße Kuesse nur aus Rache
Schwindel zu verspüren.
Langsam führte sie das Glas an den Mund und strich mit den Lippen über den Rand, um nur einen Hauch des wundervollen Geschmacks zu probieren. Sie neigte das Glas. Der Kognak spielte mit ihren Lippen, und ohne es zu wollen, öffnete sie den Mund. Er füllte sich mit flüssigem Feuer. Ihr blieb die Luft weg. Dann rann die Flüssigkeit die Kehle hinab, es brannte wie die Hölle. Vor Schreck weiteten sich ihre Augen.
Abrupt stellte sie das Glas auf den Tisch zurück und versuchte, das Brennen mit einem Schluck Kaffee zu löschen.
Für wenige Sekunden wurde ihr schwindlig. Dann wurde die Sicht wieder klar, so klar, wie sie es noch nie erlebt hatte. Hinter ihr, nur Zentimeter entfernt, hockte Angelos und kümmerte sich um das Feuer. Der Kaschmirpullover spannte über seinem Rücken. Unter der weichen Wolle meinte sie, straffe, starke Muskeln zu erkennen. Wie im Rausch streckte sie die Hand aus, und ihre Fingerspitzen berührten das feine, weiche Material.
Er zuckte kurz. Dann wandte er sich ihr zu. Sofort zog sie ihre Hand zurück. Angelos hatte sich aufgesetzt, ein Bein angezogen, das andere ausgestreckt. Er griff nach dem Kognak. Vage dachte sie daran, sich wieder zurück auf die Couch zu setzen, doch sie rührte sich nicht. Während er einen weiteren Schluck trank, ruhten seine Augen auf ihr.
Sie wich dem Blick dieser dunklen Augen nicht aus. Im Hintergrund wob die Musik ein dichtes Netz über Theas Sinne. Es machte sie schläfrig. Hinter Angelos knisterte das Feuer und verbreitete eine wohlige Wärme. Auch das Licht im Raum erschien ihr weicher als vorher, die Schatten geheimnisvoller.
Sie fühlte ihren Herzschlag so stark und laut wie noch nie in ihrem Leben. Ihr Puls war ein schmerzhaftes, heftiges Pochen.
Wieder wollte sie mit den Spitzen ihrer Finger über das weiche, luxuriöse Gewebe seines Pullis streichen. Schon streckte sie den Arm aus, da hielt er sie mit seiner kräftigen Stimme zurück.
„Halt!“
Seine tiefe Stimme im Befehlston.
„Ich muss es wissen – willst du das wirklich?“
Eindringlich musterte er ihr Gesicht, als suchte er etwas darin. Eine langersehnte Antwort? Den ganzen Abend hatte er gespürt, dass ihr Widerstand allmählich dahinschmolz. Er wurde gejagt von ihrer Schönheit und ausgezehrt von dem Begehren nach ihr. Trotz allem Ärger, allem Streit und aller Bitterkeit musste es richtig sein – richtig für sie. Er hatte seinen Frieden mit ihr gemacht – würde sie nun, endlich, auch ihren Frieden mit ihm machen?
Mit seinen Augen suchte er nach einer Antwort.
Ihr Blick verriet alles, was sie sich wünschte. Sie sprach nur ein einziges Wort. Es war mehr ein Hauch, ein leiser Seufzer …
„Ja …“
Sie konnte das plötzliche Aufflackern in seinen Augen erkennen, hören, wie ihm der Atem stockte. Konnte ihren eigenen Pulsschlag fühlen. Sie vermochte ihre Regungen nicht genau zu benennen, die sie mit ungeheurer Stärke durchströmten. Alles, was sie brauchte, war hier in diesem Raum, jetzt … in diesem Augenblick.
Dieser Mann …
Mit ihren Fingerspitzen glitt sie über den weichen, schmeichelnden Stoff seines Pullovers. Angelos hielt still. Er hatte aufgehört, sein Glas zu schwenken, blickte ihr nur tief in die Augen, während sie mit den Fingern über die seidige Wolle fuhr. Dann ließ sie ihre Hand nach unten wandern und schloss sie sanft um seinen Unterarm. Sie spürte die Wärme seiner Haut durch den weichen Stoff an ihrer Handfläche.
Langsam, sehr langsam bewegte sie die Hand weiter.
Die Musik nahm sie mit ihrer eigenen Atmosphäre gefangen, und das sanfte Licht des Feuers warf flackernde Schatten auf sein Gesicht und in die Ecken des Raums.
Angelos flüsterte etwas, das wie Schmeicheln klang. Dann streckte auch er eine Hand aus, während er mit der anderen das Kognakglas umschlossen hielt. Unerwartet zärtlich strich er mit der freien Hand über den Ärmel ihrer Bluse.
Reglos kauerte sie auf dem Teppich, vergaß zu atmen und konnte ihre Augen nicht von ihm wenden, als sein Handrücken leicht ihren Arm berührte. Schließlich hob er die Hand und strich hauchzart über ihre Wange.
Ihre Lungen schienen zu platzen. Mit seinen langen, starken Fingern umfasste er ihr Kinn und hob es an. Dann neigte er den Kopf zu ihr.
Seine Lippen senkten sich auf ihren Mund. Es fühlte sich an wie schmelzender Schnee.
Thea schloss die Augen. Sie wollte das Glück in vollen Zügen genießen. Er flüsterte etwas, das sie nicht verstand. Mit seinen
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