Sueße Rache & suendige Kuesse
ihr Leben zu ändern, indem sie erst abgenommen und dann die Hand nach ihm ausgestreckt hatte. Indem sie mit ihm geschlafen und ihm ihre Liebe geschenkt hatte.
Und er hatte sie abgewiesen.
Und weshalb?
Weil er feige war. Da hatte Ainsley recht gehabt. Er gehörte zu der schlimmsten Sorte von Mann. Er war genau wie sein Vater, der Mann, den er sich nie zum Vorbild nehmen wollte.
Er griff nach dem Telefon und wählte Ainsleys Nummer, obwohl es schon so spät war. Was sollte er ihr sagen?
„Hallo?“
Ihre schläfrige Stimme ließ ihn lächeln. Nein, so ging das nicht. In dieser Gefühlsverfassung konnte er nicht mit ihr sprechen. Erst musste er noch ein bisschen an sich arbeiten, damit er nicht wieder beim ersten Anzeichen von Gefühlsregungen davonlief.
Ohne ein Wort zu sagen, legte er auf und ließ sich in seinen großen Ledersessel fallen. Noch einmal griff er nach dem Telefon und wählte Edmonds Nummer.
Der Anwalt von Malcolm antwortete bereits nach dem ersten Klingeln.
„Hier ist Steven.“
„Hallo, Steven. Was kann ich für Sie tun?“
„Erzählen Sie mir, warum Malcolm mich und meine Brüder überhaupt anerkannt hat. Es war doch ganz klar, dass er keine Familie wollte. Warum hat er es also getan?“
„Ich weiß es nicht. Ich vermute aber, dass er sicherstellen wollte, dass die Firma nach seinem Tod weiterbestand. Ich glaube, sein Problem war, dass er nicht wusste, wie man sich gleichzeitig auf eine Familie und die Firma konzentrieren sollte.“
„So wie ich.“
„Scheint so, Sir. Ich habe gehört, Sie sind Ihrem Vater sehr ähnlich.“
„Inwiefern?“, hakte Steven nach.
„Sie sind auch ein Workaholic. Jemand, der sich nur auf die Arbeit konzentriert.“
„Das macht mich nicht automatisch zu einem zweiten Malcolm“, sagte Steven. „Ainsley hat ihn einen Samenspender genannt, und mehr ist er auch nicht gewesen.“
„Tut mir leid, dass Sie das so sehen. Malcolm hat das Beste für Sie und Ihre Brüder getan, jedenfalls soweit das in seiner Macht stand.“
Steven dachte lange darüber nach. „Haben Sie je … vergessen Sie es. Tut mir leid, dass ich Sie so spät noch gestört habe.“
„Kein Problem, Sir. Sie können mich jederzeit anrufen. Gibt es noch etwas?“
„Warum haben Sie Ainsley nicht zurückgerufen?“, fragte Steven.
„Malcolm redet nicht mit der Presse.“
„Das hier ist nicht die Regenbogenpresse. Ich habe arrangiert, dass im Fashion Quarterly Artikel über uns erscheinen, die eine gute Werbung für unsere Firma sind.“
„Interessant“, erwiderte Edmond.
„Noch besser wäre es, wenn Malcolm mitmachte. Können Sie ihn fragen, ob er bereit ist, ein paar Fragen zu beantworten?“
Edmond räusperte sich. „Sie wissen, dass er …“
„Fragen Sie ihn einfach. Sagen Sie ihm, dass es das Einzige ist, worum ihn sein Sohn jemals gebeten hat.“
„Okay, mache ich, Sir.“
Steven legte auf. Wenn er nichts änderte, würde er tatsächlich so enden, wie Ainsley es vorausgesehen hatte. Er würde allein sterben, und nur seine Geschäftspartner stünden an seinem Grab. Und das wollte er nicht.
Er wollte eine andere Zukunft für sich. Er wollte eine Frau und vielleicht sogar ein paar Kinder mit großen blauen Augen und dunklem Haar. Er wollte etwas haben, wofür es sich lohnte, nach Hause zu kommen, und er wollte Ainsley jede Nacht in seinen Armen halten. Doch das konnte nur Realität werden, wenn er sie zurückeroberte, ohne dabei sich selbst zu verlieren.
Nachdem er sein Leben lang Bindungen und Gefühle gescheut hatte, fiel es ihm schwer zu entscheiden, wo er jetzt anfangen sollte. Er wusste nur, wenn er es nicht tat, würde er enden wie Malcolm, und das wollte er definitiv nicht.
Immer hatte er versucht zu beweisen, dass er besser war als sein Vater. Jetzt war es an der Zeit, sich auf ein Wagnis einzulassen, vor dem sein Vater stets zurückgeschreckt war – Liebe.
Ainsley ging nicht zum Rugbyspiel, zu dem Henry sie eingeladen hatte, sondern schickte stattdessen ihren Autor mit Freddie hin. Der berichtete begeistert davon und erzählte außerdem, dass Bert seinen Artikel über Henry fertiggestellt und auch schon mit Steven und Geoff gesprochen hatte.
Die Devonshire-Erben konnte Freddie ab jetzt betreuen. Ainsley wollte keine Bilder von Steven sehen, das war zu schmerzhaft. Manchmal wachte sie mitten in der Nacht auf und sehnte sich nach seiner Nähe, und das ärgerte sie, denn vorher hatte sie schließlich auch nichts vermisst.
Sie hatte allein gelebt und
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