Sueße Verfuehrung im Pazifik
Unbewusst kopierte sie die Geste ihrer Mutter und massierte sich die Schläfen, wie Lydia es tat, wenn sie unter Stress stand.
„Laufen die Geschäfte nicht gut?“
„Ich habe im Moment ein paar Geldsorgen, das gibt sich wieder.“ Sie wollte den Saftkrug nehmen und hinaustragen, doch Zarios ergriff ihre Hände und zog Emma an sich.
„Sehen wir uns morgen?“ Er war selbst erstaunt, wie richtig und gut sich die Frage anfühlte.
„Morgen“, stimmte sie zu und nickte. Dann stockte ihr der Atem, als er sich über sie beugte und sie auf den Nacken küsste. Er küsste sie so fest, dass ein sichtbarer Fleck zurückblieb, wie sie kurz darauf im Spiegel des Badezimmers feststellte, in das sie Hals über Kopf gelaufen war. Sie löste ihren Pferdeschwanz und ließ ihr Haar über die Schultern fallen. Zuerst war sie verärgert über den Knutschfleck, später jedoch überraschend froh.
Froh, weil er sie an Zarios erinnerte. Froh, weil ihr alles, was zwischen ihnen geschehen war, so unglaublich erschien, als die Gäste gegangen waren, der Hubschrauber abgeflogen war, ihre Eltern zum hundertsten Mal alle Glückwunschkarten durchgelesen hatten und ihnen nur noch das Aufräumen blieb. Sie konnte kaum noch glauben, dass alles tatsächlich stattgefunden hatte.
Immer wieder sah sie nach, ob vielleicht eine SMS angekommen sei. Versuchte sich einzureden, dass es keine Rolle spielte, wenn sie nichts von ihm hörte. Er war bei einer Taufe, das hatte er ihr gesagt. Und er würde sich am nächsten Tag bei ihr melden …
Als sie sich später zum Schlafengehen fertig machte, die Zähne putzte und das Haar zusammenband, sah sie wieder den Fleck. Sacht fuhr sie mit dem Finger über den einzigen sichtbaren Beweis für all das, was sie erlebt hatte. Sie nahm die Erinnerung mit ins Bett, schlüpfte unter die Decke, die Zarios in der vergangenen Nacht benutzt hatte und die noch seinen Duft trug. Spürte wieder, wie es sich anfühlte, in seinen Armen zu liegen, und sehnte den Schlaf herbei, damit der kommende Tag schneller anbrach.
4. KAPITEL
„Komm mit uns, mein Schatz“, forderte Lydia ihre Tochter auf, die gerade die Morgenzeitung las. „Wir machen einen Ausflug die Küste entlang. Mittags halten wir dann in einem der Fischerdörfer und gönnen uns eine ausgedehnte Pause in einem netten Straßencafé.“
Emma zögerte. Sie liebte die kurvige Küstenstraße mit ihrem spektakulären Panoramablick auf Steilklippen, Felssäulen und verträumte Buchten. Danach Lunch in einem der quirligen Küstenorte. Die Einladung klang sehr verlockend.
Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Ich kann leider nicht mitkommen. Ich war seit Donnerstag nicht mehr in der Galerie.“
„Ein Tag mehr oder weniger macht doch sicher keinen Unterschied“, drängte Lydia.
Es machte allerdings durchaus einen Unterschied. Ein Interessent war in der vergangenen Woche zweimal in ihrem Geschäft gewesen, um ein bestimmtes Bild anzusehen. Und eine verschlossene Ladentür konnte sehr abschreckend wirken. Außerdem musste sie sich noch um Jakes Problem kümmern.
Als ihr Handy klingelte, sprang sie nervös auf. Zarios? Doch es war nur ihr Bruder, der ungeduldig auf ihre Antwort wartete und wissen wollte, wann sie in der Stadt sei, damit sie reden konnten.
„Ich muss heute ins Geschäft.“ Sie schenkte sich noch einmal Kaffee nach und gab Zucker in ihre Tasse. „Außerdem braucht ihr mich nicht.“ Als ihr Dad hereinkam und ihrer Mum liebevoll den Po tätschelte, musste sie schmunzeln. „Ich will euch nicht vom Rücksitz aus den Spaß verderben, wenn ihr eure Romreise plant.“
„Es ist einfach unglaublich, dass Rocco uns so großzügig einlädt.“ Lydia klatschte vor Freude in die Hände. „Ich kann es noch gar nicht fassen.“
„Aber ich.“ Eric strich einen großen Klecks Butter auf seinen Toast. „Er wollte uns schon immer seine Heimatstadt zeigen. Und nun, da sein Rückzug aus dem Geschäftsleben bevorsteht …“, er zögerte einen Moment, „… überlegt er sich wahrscheinlich, was er mit seiner Zeit anfangen soll.“
„Ich wüsste genau, was ich mit meiner Zeit anfangen würde.“ Lydia schüttelte seufzend den Kopf. „Er sollte eine Kreuzfahrt machen. Die Frauen würden sich um ihn reißen, so reich wie er ist. Natürlich ist er auch ein sehr netter Mann“, fügte sie hinzu.
„Du bist unverbesserlich.“ Eric lachte, doch seine Augen blieben ernst. „Er ist in der Tat ein sehr netter Mann, der leider immer noch in seine Exfrau verliebt
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