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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Stein, die resolute Hauptkommissarin in Männerhemd und Cordhosen, streckte erst Katinka, dann Hardo die Hand hin. Ihr krauses Haar stand wie Stacheldraht in alle Richtungen davon. »Mysteriös. Wieder dasselbe Muster. Die Starköchin ist zusammengesackt. Wir haben sie ins Klinikum geschafft.«
    »Die kommt auch nicht mehr aus dem Krankenhaus raus«, sagte Katinka.
    »Im Augenblick spinnt ohnehin jeder.« Ruth Stein hob einen Ordner vom Tisch und ließ ihn wieder auf die Platte krachen. »Setzen Sie sich. Kaffee? Sie waren doch kaffeesüchtig, wenn ich mich recht erinnere.« Ihre türkisblauen Augen scannten Katinka wie eine Überwachungskamera.
    »Das kann man so sagen«, antwortete Hardo an Katinkas Stelle und legte ihr die Hand auf die Schulter. Ruth Stein blinzelte kurz, dann machte sie sich an einer Kaffeemaschine zu schaffen.
    Sie weiß alles, dachte Katinka resigniert. Dass Hardo und ich versuchen, ein Paar zu sein. Nicht zusammenleben, die Nächte nur sporadisch mitei nander verbringen, aber ohne einander nicht mehr können. Ruth Stein verdiente eine Eins mit Stern im Fach Menschenkenntnis.
    »Das Opfer heißt Hilde Fromm, knappe 80 Jahre, aus Haßfurt. Im Ort bekannt als passionierte Köchin. Sie hat sogar schon selber an der VHS Kochkurse gegeben. Vor einem Jahr hat sie damit aufgehört. Sie wollte sich schonen, sagt ihre Tochter, weil sie seit Längerem mit Herzrhythmusstörungen laborierte.« Ruth Stein stellte drei Tassen auf den Schreibtisch. »Außerdem litt Hilde Fromm an einem Symptom, das wohl ziemlich viele Menschen in ihrem Alter mal erwischt.«
    »Nämlich?« Hardo sah irritiert zur Kaffeemaschine, die zu fauchen begann, als kröche ein über die Jahrtausende vergessener Drache aus seiner Höhle.
    »Ihr Geschmackssinn verabschiedete sich. Vielleicht ist es wie mit dem Hören. Immer mehr Frequenzen schalten einfach ab.«
    »Ganz schön ungünstig für eine leidenschaftliche Köchin«, warf Katinka ein.
    »Exakt.« Ruth Stein klappte den Ordner auf und wühlte darin herum wie ein Maulwurf. Katinka erwartete, Papierfetzen durch die Luft wirbeln zu sehen, aber nichts dergleichen geschah. Ruth Stein tastete über den Schreibtisch, während sie versuchte, ein Blatt zu entziffern. Die Kaffeemaschine gab ein letztes Ächzen von sich und verstummte.
    »Hier ist Ihre Lesebrille«, sagte Katinka sanft und reichte der Kommissarin ein quittengelbes Nasenfahrrad, das auf ihrem Schreibtischstuhl gelegen hatte. Hardo grinste.
    »Danke. Nehmen Sie sich Kaffee.«
    Katinka bewegte sich nicht von der Stelle. Schließlich ging Hardo, holte die Kanne und goss die drei Tassen voll.
    Katinka und Ruth Stein tauschten ein konspiratives Grinsen aus, bevor die Kommissarin zu weiteren Erklärungen anhob: »Das Ergebnis aus der Rechtsmedizin: Vermutlich hat Hilde Fromm ein bisschen zu viel Digitalis verschluckt. Sie bekam Medikamente gegen die Herzrhythmusstörungen.«
    »Moment«, wandte Hardo ein. »Sie hat ihre Medizin falsch dosiert?«
    »Ihre Tochter hält das für unwahrscheinlich, denn Hilde Fromm war keineswegs weich im Hirn. Sie hatte ihren Kram unter Kontrolle.«
    »Also hat ihr jemand das Digitalis untergemischt.« Katinka nippte am Kaffee. Er schmeckte wie der letzte Atemhauch einer vergifteten Ratte.
    »Wir haben die Medikamentenbestände bei Hilde Fromm durchgesehen. Zusammen mit ihrer Tochter. Hilde ist mit ihren Tabletten nicht gerade ordnungsliebend umgegangen. Hier eine angebrochene Schachtel, dort eine halbvolle Dose …«
    »Sie können also nicht sagen, ob von den Medikamenten eine relevante Menge fehlt.« Hardo schnitt eine Grimasse, als er den Kaffee probierte, und stellte die Tasse auf der Fensterbank ab. »Mit Verlaub, Frau Kollegin, das Zeug kann man nicht trinken.«
    »Dann lassen Sie es halt stehen.«
    »Was ist mit den Zutaten, die im Kochkurs verwendet wurden?«, wollte Katinka wissen.
    Ruth Stein trank ihren Kaffeebecher in einem Zug leer. »Wirklich nicht der Hit, diese Röstung. Die Zutaten aus dem Kochkurs sind sauber. Aber im Müll haben wir eine Büchse mit Bärlauchpesto gefunden. Selbstgemachtes.«
    »Igitt«, sagte Katinka.
    »Ich mag das schleimige Zeug auch nicht, aber Hilde Fromm war nach Aussage ihrer Tochter verrückt danach.«
    »Hat Hilde Fromm das Pesto im Kurs verwendet?«
    »Hat sie. Laut Labor war eine ziemlich hohe Konzentration Fingerhut in der Paste.«
    »Also Digitalis.«
    »Genau, Frau Privatdetektivin.«
    Die Tür sprang auf.
    »Frau Stein?« Ein Uniformierter sah zu

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