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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Meine Leute nehmen sein Leben auseinander. Aber anders als Hilde Fromm aus Haßfurt hat Spree keinerlei Medikamente genommen. War wohl immer sehr gesund, der Gute.«
    »Vermutlich war er gesund, weil er keine Tabletten geschluckt hat.«
    »Das lenkt natürlich unsere Ermittlungen in eine andere Richtung«, sagte Hardo. »Alles kurvt um diesen verdammten Kochkurs.«
    »Was ist mit Ice Cubes Blog? Mit dem Anarchistentwitter? Dem Stamm der Franken?«
    »Alles nicht aussagekräftig genug. Glaubst du, diese Typen planen Mord für Mord, nur weil sie ein Problem damit haben, mit anderen Lebens-entwürfen außer dem fränkischen konfrontiert zu werden?«
    »Alle Opfer sind mit Caro Terentos Kochkurs verbunden. Das ist doch augenfällig.«
    »So weit bin ich auch schon gekommen«, bemerkte Hardo ironisch. »Aber was bedeutet das jetzt? Dass jemand Caro Terento ausschalten will, indem er ihre Kunden vergiftet?«
    »Zumal Spree ja nicht während des Kurses zusammengebrochen ist, sondern später. Woher stammte das Digitalis, das ihn umgebracht hat?«
    »Keinen Schimmer. Bei ihm zu Hause haben wir nichts gefunden. Hör mal, heute Abend findet im Rioclub eine Krimilesung statt. Die lokalen Autoren stellen ihre neuesten Geschichten vor. Ich kann hier nicht weg, schaust du vorbei?«
    »Undercover?«
    »Wenn’s der guten Sache dient.«
    Seit der Rioclub rauchfrei war, hatte er einen Großteil seines einstigen Charmes verloren. Die Stockflecken an den Wänden waren ohne Rauchschwaden nun genauso deutlich zu sehen wie die seit Jahrzehnten an den Decken schwebenden Spinnweben. Dante Wischnewski saß mit einer Flasche Bionade in der ersten Reihe vor dem Tapetentisch, auf dem die drei Autoren ihre Bücher aufgebaut hatten.
    »Du liebe Zeit, Ihnen kann man ja nicht entkommen«, grinste Katinka und ließ sich neben ihn auf einen Stuhl plumpsen.
    »Sie müssen zugeben, dass meine Wiederbelebungsmaßnahmen gestern absolut professionell waren.«
    »Dennoch ist der Mann gestorben.«
    »Wofür ich nichts kann. Psssst, es geht los.«
    Katinka lauschte den Geschichten nur halbherzig. Ihre Gedanken machten sich selbstständig, kreisten immer wieder um die eine Frage: Wem dienten die Morde? Am Ende doch Caro Terento?
    Weil sie auf diese Weise Publicity bekam, die einem Kochkurs sonst nie zuteil wurde?
    Dantes Ellenbogen knallte in Katinkas Rippen.
    »He!«
    »Aufpassen!« Dante saß nach vorne gebeugt da wie ein Jockey. »Hören Sie zu, Mensch!«
    »Der Streik der Unterhunde«, las einer der Krimiautoren vor, ein magerer Kerl mit einer Brille, deren schwarze Ränder seine unnatürlich großen Augen umrahmten. Er trug einen verknitterten Anzug und war nervös.
    »Was sind denn Unterhunde?«, raunte Katinka Dante zu.
    »Underdogs. Eine direkte Übersetzung aus dem Englischen. Unterlegene, Verlierer, Getretene. Soll wahrscheinlich ein Wortspiel sein. Hören Sie halt zu!«
    Uff, dachte Katinka. Nach verbalen Spitzfindigkeiten stand ihr überhaupt nicht der Sinn. Doch drei Sätze später wurde sie hellhörig. Der Autor schrieb über die Mordserie in Bamberg. Die Motive lägen in der zunehmenden Armut der Menschen. Manche könnten sich kein vernünftiges Weihnachtsessen leisten, während andere komplizierte Lifestyle-Gerichte aus überteuerten Zutaten komponierten. »Der Held ging nach Hause. Und beschloss, künftig die Würze des Lebens anderswo zu suchen«, schloss der Autor.
    Blödes Ende, dachte Katinka. Aber wo habe ich das schon einmal gelesen, ›die Würze des Lebens‹?
    Während das Publikum noch verhalten applaudierte, hob Dante die Hand.
    »Dante Wischnewski, Fränkischer Tag. Sagen Sie: Haben Sie die Maria aus der Krippe genommen?«
    Sein Hirn schaltet einfach schneller, dachte Katinka. Klar! ›Die Würze des Lebens‹: die Sex-puppe in der Krippe am Schönleinsplatz!

    Konkurrenz und Rivalität ist in jeder beruflichen Phase eine lästige Angelegenheit …

12. DEZEMBE R
    »Wir haben einfach zu viele Baustellen«, seufzte Sabine Kerschensteiner und schob die langen Beine unter den Bistrotisch. »Wir haben die Anarchos, Ice Cube, den Lichterkettenfreak mit seinem chemischen Glühweingewürz, die verschwundene Maria und die Sexpuppe. Die geklaute Gondel. Die Kämpfer gegen die Landesgartenschau und die Hainbadfreunde.«
    »Na ja, die letzten beiden sind harmlos«, wandte Katinka ein. Hungrig stieß sie die Gabel in ihren Schokoladenkuchen. Sabine genoss ihren freien Tag, und sie hatten sich im Cador getroffen, um die Lage durchzusprechen.

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