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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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ihnen herein. »Am Main wurde eine Gondel gefunden. Mit einem toten Baby.«
    »Baby?« Ruth Stein stülpte eine Baskenmütze über ihren Kopf.
    »Babypuppe.«
    »Moment, Gondel?«, fragte Hardo. »Vielleicht unsere Gondel?«
    Ruth Stein sah zwischen Hardo und dem Uniformierten hin und her. »Ihre Gondel? Wollen Sie nach Venedig emigrieren oder was?«
    »In Bamberg ist eine Gondel geklaut worden«, half Katinka aus.
    »Man muss schizophren sein, um nicht verrückt zu werden«, sagte Ruth Stein.

    Drei Tote bei Kochkursen mit derselben Lehrerin. Das kann kei n Zufall sein, oder? Auch wenn wir uns bei Hilde Fromm mit ihre n Herzproblemen nicht sicher sein können … Aber wer hat etwas vom Ableben der drei kochenden Frauen ? Cui bono?, wie der Lateiner fragen würde .

10. DEZEMBE R
    Katinka saß am frühen Morgen an Hardos Küchentisch und ließ den vergangenen Tag Revue passieren. Der rote Kirchturm draußen verschwamm im Nebel. Statt winterlichem Weiß kündigte der Tag Trübnis und Regennässe an. Abgesehen von dem prickelnden Abend, den sie und Hardo ohne nervige Unterbrechungen durch Telefon und Handy verbracht hatten, gab der 9. Dezember Katinka mehr Rätsel auf als ein Sudokuheft. Tatsächlich hatten sie am Main die Gondel wiedergefunden, die in Bamberg vermisst wurde. Nun war zu klären, wie sie dorthin gekommen war, ohne irgendjemandem aufzufallen. Über die Autobahn? Unwahrscheinlich, dachte Katinka und strich sich ein Honigbrötchen. Viel zu aufwendig. Also übers Wasser.
    Die nackte Babypuppe, die auf den roten Samtkissen gelegen hatte, gab nicht weniger Anlass zur Sorge. Jemand hatte mit einem schwarzen Edding ›Die Landesgartenschau – ein Millionengrab‹ auf den Bauch der Puppe geschrieben.
    Katinka blätterte durch die Zeitung auf der Suche nach einem Artikel von Dante Wischnewski. Schon seit Monaten stand die Stadt kopf wegen der im Jahr 2012 bevorstehenden Gartenausstellung. Wie üblich ging es dabei ums Geld, aber auch um Busparkplätze in Wohnstraßen, neu anzulegende Weinberge, zerstörte Streuobstwiesen, zum Abriss freigegebene alte Fachwerkhäuschen, die dem Architekten im Wege standen, und zu guter Letzt um einen Treidelpfad, dessen Wiederbelebung offenbar in die Millionen ging.
    »Vielleicht hat einer die Gondel nach Haßfurt getreidelt«, sagte Katinka in die Stille von Hardos Küche hinein. »Hier haben wir ja was.« Der mit dem Kürzel DaWisch unterzeichnete Artikel hieß ›Fackeln fürs Flussbad‹; wieder ein Seitenhieb auf den Bamberger Stadtrat. Es ging um Katinkas Lieblingsbad im Hain, das obendrein zu Deutschlands ältesten Flussbädern gehörte. Katinka liebte es, in den Sommermonaten den Tag mit einem Bad im Fluss zu beschließen – oder zu beginnen, nach Lust und Laune. Gegen das Badeverbot, das urplötzlich aus fadenscheinigen Gründen radikal umgesetzt werden sollte, hatte sich die Bevölkerung mit Fantasie und Witz zur Wehr gesetzt.
    Dante deutete in seinem Beitrag eine Verschwörungstheorie an, wonach gewisse Kreise in der Stadt die Liegenschaft an der Regnitz in 1 A-Lage dem Volk und seinem sommerlichen Badevergnügen zu entziehen trachteten, um mit potenten Geschäftspartnern Big Business zu machen. »Na, lange ist der talentierte Jungreporter nicht mehr bei der Zeitung«, seufzte Katinka und las weiter: ›Die Initiative zur Rettung des Hainbades lädt zum abendlichen Fackelschwimmen am Fluss ein‹, schrieb Dante. ›Mitmachen darf, wer möchte. Startschuss ist um 17 Uhr am Alten Kanal.‹
    Katinka stand kurz vor fünf abends am Treffpunkt. Die Zuschauer drängten sich entlang des Alten Kanals unter den Brücken, die die Bürgerstadt mit dem klerikalen Bamberg verbanden, und standen ebenso dicht an dicht am gegenüberliegenden Uferweg, der das Rathaus Geyerswörth umrundete. Winterschwimmer in Neoprenanzügen ließen sich ganz relaxt zu Wasser. Manche hatten Nikolausmützen mit blinkenden Zipfeln über ihre schwarzen Kapuzen gezogen.
    »Na, ich kann mir Schöneres vorstellen!«, sagte eine Frau neben Katinka.
    »Aber zuschauen wollen Sie, oder?«, gab Katinka zurück.
    »Sagen Sie, sind Sie nicht …«
    »Das Busenwunder aus der Werbung. Nein, bin ich nicht.« Katinka ging es auf den Geist, dass sie in der Stadt immer wieder als ›die Privatdetekti vin, die so oft in der Zeitung ist‹ erkannt wurde. Sie stieß sich vom Geländer ab und ging ein Stück weiter Richtung ›Weinfass‹ am Kanal entlang. Die Schwimmer plauderten und lachten, während sie auf das

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