Süßer der Punsch nie tötet
und so weiter. Aber als sich ihr Bed & Breakfast nicht gerechnet hat, als die Bank rebellisch wurde, haben wir beschlossen, dass wir es gemeinsam hier versuchen. Ich arbeite als Konditor. So haben wir uns kennengelernt, verstehen Sie! Im Frühling. Auf einem Festival, das von einem Kochmagazin in Freiburg im Breisgau organisiert wurde. Ich habe meine Stelle natürlich noch nicht aufgegeben. Aber ich hätte es auf lange Sicht getan, wenn es mit dem Haus in Apulien geklappt hätte.«
»Meinen Sie Stars & Kitchen?«
»Genau.«
»Große Nummer in der Szene?«
»Meiner Meinung nach ist die Redaktion zu bemüht, Trends zu machen. Sie sollten ein wenig nüchterner und sachlicher bleiben. Aber ich kümmere mich gar nicht um solche Schwafelblätter. Ich backe lieber für meine Stammkunden.«
»Caro Terentos größtes Problem ist, dass die Morde alle, ausgenommen der Todesfall an der Regnitz vor zehn Tagen, in ihren Kochkursen stattfanden. Ich habe am ersten teilgenommen. Ich habe gesehen, wie das Opfer in seinen letzten Lebensminuten einen Tanz aufs Parkett gelegt hat.«
»Jemand will Caro schaden!«
»Mag ja sein. Wer ist das?«
»Gefell. Jetzt ist es raus.« Lengfurter atmete erleichtert durch.
»Claudius Gefell? Ich bitte Sie: Er ist harmlos wie ein Lamm.«
»Sagten Sie nicht, bei Ihnen ginge es um Fakten, nicht um Meinungen?«
Das sitzt, dachte Katinka. »Welches Motiv sollte Gefell haben?«
»Gefell und Caro kennen sich seit diesem Festival im Frühjahr in Freiburg. Caro hat Gefell im Menüwettbewerb ausgestochen. Claudius ging mit wehenden Fahnen unter, konnte sich als Profi nicht mal gegen die Hobbyköche durchsetzen.«
»Stehen oder standen die beiden darüber hinaus in Kontakt?«
»Nein. Aber dass Caro nun in Franken arbeitet, muss dem Mann schon sauer aufstoßen.«
»Wo bezieht Frau Terento ihre Gewürze?«, hakte Katinka nach.
»Aus dem Internet.«
»Nicht von Gefell?«
»Glauben Sie, der würde Caro etwas verkaufen?«
»So schlimm?«
»Konkurrenz ist doch immer ein Thema. Gefell pustet auf dem letzten Loch.«
Caro Terento offensichtlich auch, dachte Katinka, aber sie hat das Glück, einen finanziell gut gepolsterten Mann an Land gezogen zu haben. Das fehlt Claudius.
Ich finde, dass sich Katinka zu viele Sorgen macht , Hardo ins Gehege zu kommen. Immerhin ziehen die beide n bei diesen Ermittlungen doch am gleichen Strang – oder täuscht dieser Eindruck ?
21. DEZEMBE R
Dankbar, dem Weihnachtswahnsinn durch einen Auftrag entronnen zu sein, widmete sich Katinka am 21. dem Papierkram und besserte ihre Laune mit Schokolade aus dem Adventskalender auf. Sie trug alle verfügbaren Informationen über Claudius Gefell, Caro Terento und das Freiburger Kochfestival zusammen. Natürlich fand sich das meiste auf der Webseite von Stars & Kitchen. Aber auch ein paar Tageszeitungen aus der Gegend hatten sich des Themas angenommen.
Katinka suchte nach Gefells Namen. Doch er wurde nirgends erwähnt. Caro Terento dagegen strahlte in ihrer stattlichen Schönheit von mehreren Fotos, neben anderen erfolgreichen und fotogenen Köchen. Katinka stieß auf einen weiteren Namen, der ihr nicht aufgefallen wäre, wenn nicht zwei Zeilen weiter ein Verweis auf fränkische Wurstspezialitäten gefolgt wäre: Otto Meurer, seit Jahren Chefkoch im Alkoven, eines von Bambergs Traditionsgasthäusern am Katzenberg, hatte ebenfalls an dem Wettbewerb teilgenommen und mit einem simplen Gericht, Leberkäse mit Kartoffelsalat, einen Preis in der Sparte ›Deftiges‹ abgesahnt.
Entschlossen löschte Katinka alle Lichter im Büro und machte sich auf den Weg zum Katzenberg.
Der Alkoven wirkte eher bayerisch als fränkisch, mit vielen Trockenblumensträußen, Hirschgeweihen und Bedienungen im Dirndl. Die Weihnachtstouristen tankten mit Schweinekrustenbraten und Schäuferla allerdings die wahre Küche Frankens. Katinka fragte nach Otto Meurer.
»Der kocht, der hat zu tun!«, raunzte eine Kellnerin im Vorbeieilen.
»Mordermittlung, sorry«, sagte Katinka und ging in die Küche. »Wer ist Otto Meurer?«, rief sie gegen den Lärm an. Es brutzelte, schmauchte und blubberte an allen Ecken und Enden. Der Alkoven war ein altes Haus, das sich zwischen zwei größeren an den Domberg geschmiegt behaupten musste. Für eine hochgerüstete Küche war kein Platz.
»Otto Meurer?« Katinka brüllte einem Koch ins Ohr, der das Kunststück vollbrachte, mehrere Soßentöpfe gleichzeitig zu betreuen. Gehetzt wies er auf einen Mann mit auffallend
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