Süßer der Punsch nie tötet
Grund zu sein, warum sie überhaupt hierherkam.«
»Woher weißt du das?«
»Kira Müller.«
»Die Tusse von diesem Angebermagazin?«
»Wenn du so willst. Laut Dante schreibt der Kassiber rote Zahlen.«
Hardo schnaubte. »Die beiden werde ich mir dermaßen unter die Pupille nehmen …«
»… bis sie platzen«, ergänzte Katinka. »Sei nett zu ihnen. Bald ist Weihnachten!«
Hardo nahm Katinkas Gesicht in seine riesigen Hände und küsste sie auf die Stirn. »Nur noch eine kleine Weile. Ab Silvester habe ich Urlaub.«
»Na, dann!« Katinka blickte Hardo nach, wie er die Kapuzinerstraße hinunterstürmte. Sie ging langsam hinterher, bog dann aber in die Hasengasse ab und schloss ihre Detektei auf. Den Mann, der neben dem Baugerüst gewartet hatte, bemerkte sie erst, als sie schon halb in ihrem Büro stand.
»Entschuldigen Sie. Frau Palfy?«
»Und Sie sind …?«
»Bertram Lengfurter. Arbeiten Sie noch?«
»Aber sicher. Kommen Sie rein.«
Katinka bot Lengfurter in einem ihrer Besuchersessel Platz an. Ihr Blick fiel auf den immer noch prall gefüllten Adventskalender. Seit gut zwei Wochen hatte sie die Schokolade einfach vergessen. Das wäre Hardo nicht passiert. »Was kann ich für Sie tun?« An und für sich hasste sie diese Eröffnung eines Kundengespräches. Aber ihr war noch keine bessere Phrase eingefallen, die genauso wirkungsvoll gewesen wäre.
»Ich bin Caro Terentos Lebensgefährte.«
Katinka musterte Lengfurter. Ein Genießertyp. Untersetzt, nicht durchtrainiert, nicht sportlich. Marke Sofahocker. Viel Schweinefleisch, viel Wurst, viel Bier. Sinnlich-fränkisch eben.
»Caro ist völlig deprimiert und durcheinander. Ich habe gestern Abend Stunden an ihrem Bett gesessen, um sie abzulenken und zu beruhigen. Die Polizei schießt sich glatt darauf ein, dass Caro etwas zu diesen Morden beigetragen hat!«
Katinka zog den Mantel aus und warf ihn über den Schreibtisch.
»Aber … das ist unmöglich.« Er hob die Arme und ließ sie wieder fallen. Caro … unmöglich!«
»Was erwarten Sie von mir?«
»Ich möchte Sie bitten, in die Ermittlungen einzusteigen. Caro zu entlasten und dabei herauszufinden, wer die Morde begangen hat.«
Blitzschnell peilte Katinka die Lage. Nähme sie den Auftrag an, würde sie Hardos Ermittlungen in die Quere kommen. Doch andererseits: Wollte sie hinnehmen, dass ihre Rücksicht auf Hardos Beruf ihren Job auf Eis legte?
»Die Polizei spielt ja nicht Roulette. Den Verdacht gegen Ihre Lebensgefährtin haben sie nicht aus dem Hut gezaubert.«
»Was meinen Sie damit? Verdammt, in der Stadt heißt es, Sie würden nicht irgendwelchen vorgefertigten Meinungen aufsitzen. Habe ich mich getäuscht?« Lengfurters Gesicht wurde rot.
»Es zählen Fakten, keine Meinungen. Frau Terento hat sich mit ihrem Landhaus übernommen. Was wissen Sie darüber?«
»Nein, so kommen Sie mir nicht!« Lengfurter atmete heftig. »Nehmen Sie den Auftrag an? Arbeiten Sie für mich?«
»Selbstverständlich.« Katinka lehnte sich zurück. Aber sie war nicht so entspannt, wie sie es Lengfurter gern suggerieren wollte. Rasch nahm sie ein Formblatt aus dem Schreibtisch, auf dem ihre Konditionen genannt wurden, und legte es Lengfurter vor. »Mit Ihrer Unterschrift erteilen Sie mir Ihren Auftrag. Unser Geschäftsverhältnis ist jederzeit kündbar.«
Lengfurter unterschrieb sofort. »Und jetzt will ich wissen, ob die Polizei etwas gegen Caro in der Hand hat.«
»Ich bin nicht der verlängerte Arm der Polizei!« Katinka sah zu, wie Lengfurter 500 Euro auf den Schreibtisch zählte. Fünf grüne, glatte, nagelneue Scheine. »Aber ich kann Ihnen sagen, welche offensichtlichen Ungereimtheiten der Kripo ein Dorn im Auge sind. Womöglich können Sie die entkräften?«
»Schießen Sie los!«
»Ihre Lebensgefährtin hat sich mit ihrem Landhaus in Apulien zu viel aufgebürdet. Sie kann den Kredit nicht tilgen. Der Kredit beträgt
250.000 Euro. Das ist eine Viertelmillion!«
»Das Argument trägt nicht!« Lengfurter hievte sich in seinem Sessel herum. »Das Landgut gehörte ohnehin der Bank. Caro wird bei null rauskommen, aber sie besitzt noch eine Wohnung in Rom, und die hat sie nicht belastet.«
»Wenn die Bank mitspielt … Warum ist Frau Terento nach Franken gekommen?«
»Weil wir auf Dauer zusammenleben wollen.« Lengfurter räusperte sich. »Zuerst war geplant, dass ich mit ihr nach Süditalien ziehe. Das Wetter ist besser, alles läuft ein bisschen entspannter, wir hätten ein komfortables Haus gehabt
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