Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
ich keinen Laut von mir geben konnte. Ich wusste, dass sie mich beim kleinsten Geräusch finden würden. Ich wollte nicht, dass sie mich fanden. Tränen liefen über meine Wangen. Ich zitterte.
Sie waren da draußen. Böse Dinge waren da draußen. Deshalb versteckte ich mich im Dunkeln. Niemand konnte mich im Dunkeln finden. Niemand würde mich hier finden.
Dann sah ich das Licht, das näher und näher kam. Das Ungeheuer packte mich -
Ich wachte schreiend und um mich schlagend auf. Ich stieß gegen irgendetwas und schrie erneut auf.
»He, ich bin’s nur«, sagte Lindsey.
Die Lampe auf meinem Nachtschränkchen ging an. Draußen war es noch dunkel. Lindsey stand zwischen meinem und ihrem Bett und schaute mich entsetzt an. »Was zum Teufel …«, fragte sie.
Ich wischte meine Tränen weg. »Tut mir leid. Ein böser Traum.«
»Kann man wohl sagen.«
Brittany saß senkrecht im Bett und starrte mich an, als wäre ich das Ungeheuer, das durch meine Albträume
spukte. »Du hast dich angehört, als würde dich jemand ermorden.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht mich. Meine Eltern. Es ist eine lange Geschichte …« Ich hielt inne.
»Schon gut. Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber reden willst«, sagte Brittany.
Ich war erleichtert, dass sie für meinen Wunsch, nichts erklären zu müssen, Verständnis hatte.
Lindsey setzte sich auf mein Bett und nahm mich fest in die Arme. Sie kannte meine Geschichte. Im vergangenen Jahr, als sich unsere Freundschaft festigte, hatte ich ihr alles erzählt.
»Meinst du, du kommst mit der Tour morgen klar?«, fragte Lindsey. »Wir könnten noch raus aus der Nummer und auf die nächste Gruppe warten.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf und befreite mich aus ihrer Umarmung. »Ich muss mich meinen Ängsten stellen, und die Tour in die Wälder gehört dazu. Ich werd’s schon schaffen. Heute Nacht … Ich weiß nicht, vielleicht liegt es daran, dass wir im Wald herumgeschlichen sind. Ich hatte schon länger keine Albträume mehr.«
»Aber vergiss nicht, dass wir für dich da sind.« Sie schaute Brittany an.
Brittany nickte. »Ja, das sind wir. Sherpas halten zusammen.«
»Danke.« Ich seufzte tief.
Lindsey ging zurück zu ihrem Bett. »Soll ich das Licht anlassen?«
»Nein, mir geht es wieder gut.« Zumindest so gut, wie es mir angesichts meiner Probleme gehen konnte. Am allerseltsamsten
war diese unerklärliche Furcht, die mich in letzter Zeit verfolgte. Es war wie eine Vorahnung von irgendetwas - ein tief im Inneren schlummerndes Gefühl, dass etwas geschehen würde, das ich nicht erklären konnte.
Lindsey machte das Licht aus, und ich kuschelte mich in meine Decke. Ich wünschte, ich hätte gewusst, was mich bedrückte. Meine Adoptiveltern konnten es nicht erklären. Mein Psychologe konnte es nicht aufschlüsseln. Aber seit meiner Rückkehr in den Nationalpark schien das unbestimmte Gefühl stärker als je zuvor. Unwillkürlich fragte ich mich, ob es auf irgendeine Weise mit dem zu tun hatte, was mit meinen Eltern passiert war. Stand etwas in meinem Unterbewusstsein kurz davor, an die Oberfläche zu treten? Und wenn, wie würde sich mein Leben dadurch verändern?
Am Morgen quälten mich die Nachwirkungen des Traums. Die unangenehmen Gefühle bedrückten mich und schienen wie Spinnweben, die sich nicht wegfegen ließen. Ich zwang mich, an etwas anderes zu denken.
Mein Geburtstag.
Ich fühlte mich kein bisschen älter. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte ich gedacht, ich würde mich reifer fühlen, könnte besser mit Jungs flirten, wenn ich erst siebzehn wäre. Stattdessen fühlte ich mich kein bisschen anders als vorher.
Durch den Vorhang schimmerte das milchige Licht der frühen Morgendämmerung. Es war mein erster Tag als Sherpa mit einem richtigen Arbeitsauftrag. Bald würde das erste Abenteuer dieses Sommers beginnen, und ich konnte es kaum erwarten.
In der vergangenen Woche hatte ich alle möglichen Trainings- und Vorbereitungsmaßnahmen absolviert. Diese erste Exkursion sollte mein Test werden. Ich schaltete das Licht an. Lindsey zog sich stöhnend das Kissen über den Kopf und tat murrend ihr Unbehagen kund.
»Kümmer dich nicht um sie«, sagte Brittany, während sie aufstand und sofort ein paar Liegestütze machte. »Wenn’s nach ihr ginge, würde sie den ganzen Tag im Bett bleiben.«
»Ich dachte, sie liebt den Wald.«
»Falsch gedacht.« Sie sprang auf und streckte sich. »Sie mag zwar den Wald, aber sie wäre lieber nicht hier.«
Ich
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