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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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abgelegenen Herrensitze, bei denen Armand von vornherein einen Überfall für sehr wahrscheinlich gehalten hatte. "Der kleine Robert Bybrook. Natürlich ist der Junge verstört, aber ansonsten unverletzt. Offenbar wurden sie rechtzeitig gewarnt."
    Wie vorgesehen!
    Armand nickte düster. "Dann müssen wir ihnen umgehend zu Hilfe eilen. Schicke einen Melder nach Wakeland. Er soll alle Männer holen, die man dort entbehren kann."
    "Er sattelt bereits das Pferd."
    Als sich ihre Blicke für einen flüchtigen Augenblick begegneten, da wechselte vieles zwischen den Liebenden hin und her: Vertrauen und Verlässlichkeit. Sorge um des anderen Sicherheit. Sehnsucht nach einem weiteren Stündchen Frieden, nach Zeit für eine Aussprache über all jene Themen, denen sie in den jüngsten Tagen ausgewichen waren, nach einer Umarmung, welche durchaus die letzte sein konnte.
    Stundenlang hätte Armand so stehen und ihr in die Augen blicken können. Doch beide rief nun die Pflicht.
    "Ich muss meinen Harnisch anlegen!" Lieber hätte er es mit tausend Gegnern aufgenommen, als von ihr zu scheiden.
    "Lass mich helfen!" Sie ergriff seine Hand und zog ihn in den mauernbewehrten Innenhof der Burg, in welchem es bereits vor grimmiger, energischer Betriebsamkeit wimmelte. Die Bedrohung von außen, sie hatte die Lethargie des Tages mit einem Schlage hinweggefegt.
    Männer schwärmten zur Waffenausgabe in die Schmiede, andere sattelten die Pferde, wieder andere wappneten sich mit dicken Lederpolstern oder setzten unförmige Eisenhelme auf. Jedermann bewegte sich mit jener geordneten Zügigkeit, welche auf ständigem Drill beruht. Es bedurfte keiner Ermahnung, dass es in einer Stunde schlachtentscheidend sein konnte, vertat man nun kostbare Zeit.
    "Kümmere du dich um dein Ross!" rief Dominie über den Lärm hinweg. "Ich gehe und hole dein Rüstzeug!"
    Sie eilte so rasch davon, dass Armand gar keine Zeit zum Zögern blieb. Aus dem süßen Zauber ihrer Gegenwart gerissen, hastete er zum Pferdestall, das Augenmerk nun bewusst auf die vor ihm liegende Aufgabe gerichtet.
    Kaum hatte er sein Reittier aufgezäumt, war sie bereits zurück, beladen mit …
    "Das ist nicht mein Harnisch!" entgegnete er gereizt.
    "Dieser ist besser!" Dominies energischer Unterton ließ keinen Widerspruch zu. Die geschmiedeten Eisenglieder klirrten, als sie ihm das Kettenhemd hinhielt. "Los, streife es über!"
    "Aber …" Armand war, als tue sich zu seinen Füßen ein tiefer Abgrund auf. "Der … das gehörte doch deinem Vater!"
    "So ist es. Es war sein Zweitbestes. Das deines Vaters ist dir zu eng. Es wird einem der Männer besser passen!"
    "Mag sein, doch …"
    "Vergeude nicht deine Kraft, indem du mich an den Zwist zwischen dir und Vater erinnerst! Er würde wollen, dass du das hier trägst! Ich weiß es genau!" Ohne auf seine Antwort zu warten, streifte sie ihm bereits einen Ärmel über den Arm. Dann senkte sie die Stimme, so dass einzig Armand sie noch hören konnte. "Wenn du dein Schwert schon nicht ziehen willst, so müssen wir dich mit der bestmöglichen Panzerung schützen. Vergiss deinen Stolz und deine Reue und tue es! Für mich! Es wird mir ein Trost sein, den ich heute bitter nötig habe!"
    Die Kehle war ihm wie zugeschnürt und zu trocken, als dass er mit Worten hätte antworten können. Stattdessen nickte er nur und rang sich ein verlegenes Lächeln ab, ein Zeichen der Demut und Dankbarkeit. Dann stieß er die andere Hand in den leeren Ärmel.
    Offenbar hatte Dominie mit erheblich mehr Widerstand gerechnet. "Schön, dass du Vernunft annimmst!"
    Trotz der schwer auf ihm lastenden Furcht verzog Armand das lächelnde Gesicht zu einem breiten Grinsen. "Überrascht dich das?" fragte er, während sie ihm weiterhin in das Kettenhemd ihres Vaters half.
    "Das hätte ich so nicht behauptet!" Ihre Augen funkelten – ungeachtet der Angst, welche auch sie ergriffen haben musste.
    "Aber gedacht schon?" Das Flachsen und Foppen hellte die düstere Vorahnung etwas auf, welche in den vergangenen vierzehn Tagen dräuend über ihm geschwebt hatte und tagtäglich dunkler und drohender geworden war.
    "Vielleicht", gestand Dominie mit einem Blick liebevollen Spotts, welcher verriet, dass sie Armand trotz all ihrer Meinungsverschiedenheiten gut war, ja, dass sie einige der Gegensätze gar schätzte.
    Mittlerweile war er zur Gänze gerüstet, wie auch die meisten seiner Männer. Den Abschied von Dominie wagte er nun nicht länger hinauszuzögern, so lieb es ihm auch gewesen wäre.

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