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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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die Nase. Seit Dominies letztem Blick vom Aussichtsturm hatte der Himmel sich verdunkelt. Wie lange war es her, seit sie dort oben gestanden hatte? Doch eine Stunde höchstens! Aber es kam ihr vor, als seien es Tage. In der Zwischenzeit hatte die Hitze kaum nachgelassen, obgleich ein leichter Windhauch aufgekommen war.
    "Es liegt Rauch in der Luft!" Die Greisin leierte in einem unheimlichen Singsang. "Und Blut!"
    Just in diesem Augenblick rief jemand nach Dominie, damit sie entscheiden solle, welche Güter noch in die Mauern der Burg hereingebracht werden sollten und welche zurückgelassen werden mussten. Vor der Hüttentür erschien das Weib des Hufschmieds. Als sie die betagte Tante ihres Mannes erkannte, stürzte sie vor, um ihr ins Haus zu helfen. Es tat Dominie nicht eben Leid, sie endlich los zu sein.
    Sie wandte sich um, da nun zu entscheiden war, was noch in die Burg gehörte und was nicht, dankbar für alles, was Aussicht auf Zerstreuung bot, Ablenkung von jenem eiskalten Gewicht der Angst, welche sich in ihrem Leibe ausbreitete.
    Für die folgenden Stunden ließ Dominie in ihren Pflichten nicht nach und ruhte nicht eher, bis sich auch alle Schafe und Rinder im Burghof drängten und sämtliche Gebäude bis unter die Dachsparren voll gestopft waren mit Dörflern, die genauso verängstigt waren wie ihre Herrin.
    Um ihrer Leute willen gab Dominie sich munter und siegesgewiss. Bald würde die Gefahr vorüber sein, so versicherte sie mit jedem Wort, jedem Blick und jeder Geste. Dann konnten alle zu ihren Heimstätten zurück und sich auf den Winter vorbereiten, die Speisekammern wohlgefüllt sowie überzeugt, dass Eudo St. Maur zwar ein übler Spitzbube war, aber niemals so dumm, sich abermals in einem Scharmützel mit den wehrhaften Mannen von Harwood und Wakeland eine blutige Nase zu holen.
    Als dann alle gesättigt waren und sich einen Schlafplatz ergattert hatten und als die ersten dicken Regentropfen gegen das Fachwerk der Burgbauten klatschten, da musste Dominie mit aller Macht einen Fuß vor den anderen setzen, um sich mit letzter Kraft auf die Spitze des Turmes zu schleppen.
    Als er sie kommen sah, nahm der junge Wachposten stramme Haltung an.
    "Besondere Vorkommnisse?" erkundigte sie sich, wobei sie vergeblich versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken.
    "Keine, Mylady", meldete der Bursche. "Mir war zwar, als hätte ich vor einer Weile Qualm im Norden ausgemacht, doch das könnten auch dunkle Wolken gewesen sein."
    Das hoffte Dominie gleichermaßen. Nun, da sie sich gedanklich mit nichts mehr beschäftigen konnte, wurde sie andauernd vom schwarzseherischen Gemurmel der Alten verfolgt, von ihrem Geleier über Rauch und Blutgeruch in der Luft.
    "Begib dich hinunter und hole dir etwas zu essen. Ich löse dich solange ab. An einem solch regnerischen Abend gibt's ohnehin nicht viel zu sehen."
    "Zu Befehl, Herrin." Der junge Bursche betrat die Treppe. "Ich komme sofort zurück, damit Ihr Euch zur Ruhe begeben könnt."
    Dominie gab keine Antwort. Im Herzen aber wusste sie, dass sie keine Ruhe finden würde, bis sie sich eigenhändig davon überzeugt hatte, dass Gavin und Armand unversehrt zurück waren.
    Und wenn dies niemals geschehen sollte? flüsterte eine innere Stimme höhnisch. Sie hätte alles Menschenmögliche versuchen und Armand, ehe er fortritt in die Schlacht, dazu zwingen sollen, sie vor den Traualtar zu führen.
    Zumindest aber ins Ehebett!

16. Kapitel
     
    Als er den Rauchgeruch in der Luft wahrnahm, klopfte Armand das Herz schneller, und es zuckte in seiner Hand, die sich enger um den Knauf des Schwertes schloss. Sämtliche Sinne geschärft, erfasste er die aufsteigenden Qualmwolken vor dem düsteren, grauen Himmel – weniger als eine Meile entfernt, wie er unschwer erkennen konnte. Sein Blick bohrte sich in die Baumreihen beiderseits der Landstraße. Bald schon wurde seine Wachsamkeit belohnt, denn er bemerkte, wie Männer sich aus der Deckung lösten und ihm entgegenstrebten. Mit erhobener Hand hieß er seine Abteilung anhalten.
    "Da habt Ihr Euch aber wahrlich gesputet, Lord Flambard!" rief Harold Bybrook, der nun auf Armand zutrat. "Mit Euch hatten wir erst in einer geraumen Weile gerechnet."
    Die Gewissensbisse, welche Armand zuvor heftig gequält hatten, ließen ein wenig nach. Er hatte schon befürchtet, sein zögerndes, widerstrebendes Scheiden von Dominie könne sie möglicherweise wertvolle Zeit gekostet haben. "Wenn einer sich wahrlich gesputet hat, dann Euer Bub! Aus dem wird einmal

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