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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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beim Verjagen der Wolfsmeute fallen, so war eins ausgeschlossen: dass Dominie bei König Stephen in Ungnade fiel, weil sie seinen Gegner zum Gatten genommen hatte.

15. Kapitel
     
    "Wenn St. Maur vorhat, uns anzugreifen", brummte Dominie, den Blick vom Wachturm der Burg zum nördlichen Horizont gerichtet, "soll er sich gefälligst sputen und uns alle hier nicht so auf die Folter spannen!"
    Es war, als hielte sogar der Tag den Atem an. Bislang war es ein trockener, sonniger Sommer gewesen, unterbrochen nur von kräftigen, aber kurzen Regenschauern, die zudem meistens des Nachts fielen. Mit einem Worte: ideales Erntewetter.
    An diesem Tage hing ein drückender Dunst über dem Land, und schwüle Hitze sog Mensch und Tier gleichermaßen die letzte Energie aus dem Leibe. Einzig den vermaledeiten Fliegen, so schien es, machte die Wärme nichts aus. Selbst droben im Ausguck auf der Turmspitze rührte sich nicht das leiseste Lüftchen, welches Dominie die an der Stirne klebenden Schweißperlen hätte kühlen können.
    Bleischwer legte sich nun die Luft über sämtliche Dinge und dämpfte alle von drunten dringenden Laute. Weit draußen auf den Weiden ruhten die Rinder wiederkäuend auf ihren Bäuchen und wedelten sich mit den Schwänzen die lästigen Fliegen vom breiten Rücken. Ein mit Weizenbunden beladener Karren rumpelte schwerfällig auf hölzernen Rädern den Weg zum Wirtschaftshof hinauf, und die Hufe des vorgespannten stämmigen Ackergauls klopften dumpf einen gemächlichen Takt auf den festgestampften Boden. Selbst das sonst weithin hallende Klingen des Schmiedehammers wirkte tonlos und matt.
    In der Schwüle schwebte ein merkwürdiger, muffig-feuchter Geruch, wie von einem alten Sack Pilze oder einem Krug gärenden Ales.
    "Ist es hier oben wenigstens kühler?" Mit schwerem Schritt erklomm Gavin die letzten Stufen zur Aussichtsplattform.
    Dominie verneinte kopfschüttelnd. "Jedenfalls nicht so, dass es den mühsamen Aufstieg lohnt. Auf Wakeland ist es vermutlich erträglicher, liegt es doch insgesamt höher."
    "Aber nicht so, dass es den beschwerlichen Ritt bei dieser Hitze lohnt." Mit spitzbübischem Grinsen lehnte der Junge sich gegen die Brüstung. "Spar dir die Mühe, Schwesterherz! Ich lasse mich nicht wie einen Säugling nach Wakeland zurückkarren! Gerade jetzt, wo es jeden Moment spannend wird!"
    Dominie hatte zwar ohnehin bezweifelt, dass er nach diesem Köder schnappen würde, doch den Versuch war es zumindest wert gewesen.
    "Wenn St. Maur und seine Mannen uns überfallen, wird das ganz und gar nicht spannend!" Mit dem Ärmel wischte sie sich über die Stirn. "Sondern fürchterlich und gefährlich und blutig!"
    Obwohl als Mahnung gemeint, entzündeten ihre Worte anscheinend tollkühne Begeisterung in den Augen ihres Bruders. "Die Ernte ist so gut wie eingefahren! Worauf warten die denn noch?"
    "Lass sie bloß warten!" rief Dominie, die geflissentlich übersah, dass sie selbst erst kürzlich laut einen baldigen Überfall herbeigeredet hatte. "Ich bin nicht erpicht auf ein Treffen mit denen, und du solltest es auch nicht sein. Du weißt doch: Stößt dir etwas zu, bringt es Mutter ins Grab!"
    "Ach, was soll mir schon geschehen?" gab Gavin leichthin zurück. "Ich bin doch Bogenschütze! Armand hat es uns hundert Mal eingebläut: Bei Feindberührung gehen sämtliche Schützen in Deckung und bekämpfen den Gegner aus der Distanz."
    "Das ist ja alles gut und schön!" Dominie packte den Bruder bei der Hand. "Du musst mir aber eins versprechen: Droht eine Niederlage, dann tauchst du ab und versteckst dich. Oder du eilst zu uns zurück und warnst uns!"
    "Ja doch! Nun drück nicht so fest zu!" Kaum lockerte sie den Griff, da riss der Bengel die Hand zurück und schüttelte sie. "Wie soll's denn zu einer Niederlage kommen, wenn Armand Flambard uns führt? Du beweist aber wenig Vertrauen in deinen Verlobten, Schwesterherz! Und da du vom Warten sprichst: Wann wollt ihr denn nun Hochzeit feiern?"
    Das hätte sie selber gern gewusst. Ihre Mutter hatte so manchen Wink mit dem Zaunpfahl von sich gegeben und angedeutet, die Ehe müsse doch schließlich vollzogen werden – bis sie endlich aufgab und die Heimreise nach Wakeland antrat.
    "Zu gegebener Zeit!" versetzte Dominie in schärferem Ton, als sie beabsichtigt hatte. "Du bist ja noch aufdringlicher als Mutter!" Ähnlich wie einem möglichen Angriff aus den Fenns, so sah sie auch ihrer Vermählung mit einer Mischung aus Spannung und Besorgnis entgegen. Mehr denn je

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