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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte Lucinda die Reisen mit ihrem Vater fortgesetzt.
    Vor etwa anderthalb Jahren hatte es ein jähes Ende dieser Expeditionen gegeben, als Bromleys langjähriger Geschäftspartner Gordon Woodhall als Opfer einer Blausäurevergiftung tot aufgefunden wurde. Unmittelbar danach hatte Arthur Bromley Selbstmord begangen. Gerüchte über eine angebliche Entzweiung der beiden wurden auf den Titelseiten sämtlicher Londoner Blätter breitgetreten.
    Die Schlagzeilen, die dem Mord oder Selbstmord folgten, waren jedoch nichts im Vergleich zu jenen, mit denen die Öffentlichkeit einen knappen Monat später bombardiert wurde, als Lucinda Bromleys Verlobter, ein junger Botaniker namens Ian Glasson, durch Gift den Tod fand.

    In den Skandal mischten sich schmutzige Gerüchte, die sich um die Ereignisse unmittelbar vor Glassons Dahinscheiden rankten. Lucinda war gesehen worden, wie sie mit aufgerissenem Mieder aus einem abgeschiedenen Winkel der Gartenanlagen der Carstairs Botanical Society gelaufen kam. Als gleich darauf Glasson aus demselben einsamen Bereich der Anlage auftauchte, war er damit beschäftigt, seine Hose in Ordnung zu bringen.
    Wollte man den reißerischen Zeitungsberichten glauben, hatte Lucinda ihrem Verlobten eine Tasse vergifteten Tee verabreicht. Die tödliche Dosis hätte sie in einem Geheimfach des Ringes, den sie ständig trug, versteckt.
    Im Gefolge von Glassons Vergiftung hatte die Presse Lucinda mit dem Namen Lucrezia belegt, eine Anspielung auf die berüchtigte Lucrezia Borgia, der zahllose Giftmorde nachgesagt wurden. Wollte man der Legende glauben, hatte die Dame die tödliche Substanz in einem Ring verborgen.
    Die Tür ging auf. Eine Respekt einflößende Haushälterin musterte ihn, als hätte er es auf das Familiensilber abgesehen.
    »Ich möchte Miss Bromley sprechen«, sagte Caleb und überreichte der Frau seine Karte. »Ich werde erwartet.«
    Die Haushälterin studierte die Karte mit missbilligendem Stirnrunzeln, ehe sie widerstrebend den Weg freigab.
    »Sehr wohl, Mr Jones. Folgen Sie mir.«
    Caleb betrat eine mit Marmor ausgekleidete Diele. Ein großer Spiegel in schwerem Goldrahmen hing über einem mit kunstvollen Intarsien verzierten Beistelltisch. Die für Visitenkarten der Besucher bestimmte silberne Schale auf dem Tisch war leer.

    Er erwartete, in den Salon geführt zu werden. Stattdessen marschierte die Haushälterin in den rückwärtigen Teil des Hauses und durch eine mit Büchern, Landkarten, Globen und Papierstücken vollgestopfte Bibliothek.
    Am anderen Ende des Raumes öffnete die Frau eine hohe Glastür, und Caleb blickte in ein großes Gewächshaus. Die kunstvoll entworfene Konstruktion aus Glas und Eisen barg einen üppigen grünen Dschungel. Feuchte Wärme hüllte ihn mit den Gerüchen fruchtbarer Erde und sprossender Vegetation ein.
    Dem Raum entströmten aber auch andere Kräfte. Er fühlte das unverkennbare Knistern von Energie. Ein bemerkenswert belebendes Gefühl. Die ganze Atmosphäre wirkte auf alle seine Sinne wie ein Stärkungsmittel.
    »Mr Jones möchte Sie sprechen, Miss Bromley«, meldete die Haushälterin in einem Ton, der bis ans andere Ende des Raumes zu hören war.
    Das Meer an Grün war so dicht, dass Caleb die Frau mit der Gartenschürze und den Lederhandschuhen erst bemerkte, als sie hinter einem wahren Wasserfall purpurner Orchideen hervortrat. Erregung, die auf der Lauer gelegen hatte, durchzuckte ihn, spannte Muskeln und Sehnen. Ein unerklärliches Gefühl der Dringlichkeit flammte in ihm auf. Wieder kam ihm das Wort belebend in den Sinn.
    Er wusste nicht, was er erwartet hatte, was immer es aber war, Lucinda Bromley hatte etwas sehr Seltenes bewirkt. Sie hatte ihn völlig überrumpelt.
    Vermutlich hatte er aufgrund ihres Rufes eine geschmeidige, raffinierte Dame mit einer Fassade aus Charme und Schliff erwartet, unter der sich ein giftiges Herz verbergen
mochte. Schließlich haftete Lucrezia Borgia ein gewisser Ruf an.
    Lucinda aber glich eher einer zerstreuten, gelehrten Feenkönigin Titania, deren Haar ihn an einen explodierenden Sonnenuntergang erinnerte. Sie hatte vergebens versucht, die rote Lockenflut mit Nadeln und Bändern zu zähmen.
    Intelligenz erhellte ihre Züge und verwandelte ein Gesicht, das ansonsten als passabel gegolten hätte, in eines, für das fesselnd das einzig richtige Wort war. Ihm war klar, dass er gar nicht mehr wegsehen wollte. Sie guckte ihn hinter den blitzenden Gläsern einer goldgerahmten Brille hervor an. Der tiefe Blauton

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