Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
den Rändern seines Umhangs, hob sie hoch und zog sodann die schwarzen Satinfalten zusammen, so dass er den Blicken der Zuschauer entzogen wurde. Wieder spannte er seine Sinne an, produzierte mehr Energie und präsentierte seine letzte Überraschung.
    Der Umhang sank zu Boden und enthüllte eine leere Bühne.
    Endlich zeigte das Publikum Reaktionen des Erstaunens. Das Zischen und die Buhrufe verstummten jäh. Edmund hörte es auf der anderen Seite des zerschlissenen roten Samtvorhangs. Er musste sich mehr von diesen spektakulären, Aufmerksamkeit erregenden Tricks aneignen, doch gab es dabei zwei Probleme. Das erste bestand darin, dass ausgefeilte
und entsprechend dramatische Bühnenrequisiten, die das Publikum gebührend beeindruckten, sehr kostspielig waren.
    Sein zweites Problem war, dass er solche Auftritte nicht mochte. Er blieb lieber unbemerkt. Er hasste Scheinwerfer und alles, was damit zusammenhing. Wenn alle Blicke auf ihn gerichtet waren, empfand er Unbehagen. Fletcher, sieh den Tatsachen ins Auge. Du wurdest für ein Leben als Krimineller und nicht für die Bühne geboren.
    »Komm heraus und zeig uns, wie du das gemacht hast«, rief jemand auf der anderen Seite des Vorhangs.
    Das verblüffte und erstaunte Gemurmel von vorhin ging prompt in grollendes Missfallen über.
    »Einen einzigen halbwegs anständigen Trick«, klagte ein Mann. »Mehr hat er nicht auf Lager.«
    Edmund ging hinter die Bühne in seine Garderobe. Murphy, der Theaterbesitzer, wartete im Halbdunkel. Pom, sein fetter kleiner Hund, lag zu seinen Füßen. Mit ihren breiten Gesichtern und platten Nasen wiesen die beiden eine unheimliche Ähnlichkeit auf. Pom fletschte die Zähne und stieß ein tiefes Knurren aus.
    »Schwieriges Publikum«, äußerte Edmund.
    »Kann man den Leuten nicht verübeln«, sagte Murphy in einem Ton, der jenem Poms stark ähnelte. Sein gerötetes Gesicht verzog sich zu einer säuerlichen Miene. »Jeder Entfesselungskünstler, der sein Geld wert ist, entkommt einem versperrten Käfig oder wird seine Handschellen los. Ihr letzter Trick ist ja nicht übel, aber keineswegs einzigartig. Keller der Große und Lorenzo der Prächtige machen sich allabendlich auf der Bühne unsichtbar. Außerdem lassen sie noch viele
andere Dinge verschwinden, unter anderem attraktive junge Damen.«
    »Engagieren Sie ein hübsches Mädchen, und ich lasse es für Sie verschwinden«, sagte Edmund. »Das haben wir bereits besprochen, Murphy. Wenn Sie größere Überraschungen möchten, müssen Sie mehr in teure Requisiten und ansehnliche Assistentinnen investieren. So wie Sie mich bezahlen, kann ich mir nicht mehr leisten.«
    Pom knurrte. Murphy ebenso.
    »Ich zahle Ihnen schon viel zu viel«, stieß Murphy hervor.
    »Als Droschkenfahrer könnte ich mehr verdienen. Aus dem Weg, Murphy. Ich brauche einen Drink.«
    Er ging den Gang weiter zu dem kleinen Verschlag, der ihm als Garderobe diente. Murphy eilte ihm nach. Edmund hörte Poms Klauen über die Dielen scharren.
    »Halt«, sagte Murphy. »Wir müssen miteinander reden.«
    Pom jaulte auf.
    Edmund verlangsamte seinen Schritt nicht. »Später, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Nein, verdammt. Ich kündige Ihr Engagement. Heute war Ihr letzter Auftritt. Sie können Ihre Sachen packen und verschwinden.«
    Edmund blieb abrupt stehen und drehte sich auf dem Absatz um. »Sie können mich nicht feuern. Es gibt einen Vertrag.«
    Pom kam schlitternd zum Stehen und trat hastig den Rückzug an. Murphy richtete sich zu seiner vollen Größe auf, so dass sein großer Kahlschädel mit Edmunds Schultern auf gleiche Höhe kam. »Eine Klausel besagt aber, dass ich
den Vertrag kündigen kann, wenn die Zuschauerzahl an drei aufeinanderfolgenden Abenden unter ein gewisses Minimum fällt. Zu Ihrer Information - der Kartenverkauf liegt seit über zwei Wochen unter diesem Minimum.«
    »Ist es denn meine Schuld, wenn Sie nicht wissen, wie man einen Trickkünstler richtig ankündigt und anpreist?«
    »Ist es denn meine Schuld, dass Sie ein höchst mittelmäßiger Artist sind?«, schoss Murphy zurück. »Safes zu öffnen und ein paar Sachen verschwinden und wieder auftauchen zu lassen, ist ja schön und gut, aber im Grunde ein alter Hut. Das Publikum erwartet neue und aufregendere Tricks. Die Leute wollen Sie frei schweben sehen. Zumindest erwartet man, dass Sie ein paar Geister aus dem Jenseits herbeizitieren.«
    »Als Medium habe ich mich nie ausgegeben. Ich bin Zauberkünstler.«
    »Einer, der nur ein paar Gags

Weitere Kostenlose Bücher