Suesses Gift Der Liebe
Tochter eines meiner teuersten Freunde wohl kaum übergehen. Trotz allem, was geschah, sollen Sie wissen, dass ich Ihren Vater immer respektierte.«
»Danke, Sir.«
»Ich muss gestehen, dass ich Sie nicht einlud, weil ich Ihnen Lebewohl sagen wollte, sondern auch, weil ich hoffe, dass Sie mir helfen können. Die Ärzte eröffneten mir, dass man nichts mehr tun kann, und mein eigenes Gespür bestätigt diese Meinung. Natürlich erwarte ich mir keine Heilung.«
»Ich verstehe.«
»Obwohl Sie und ich dasselbe Talent haben, gibt es doch ein paar Unterschiede. Vielleicht können Sie mir eine schmerzlindernde Heilpflanze empfehlen.«
»Ich werde mein Bestes tun. Bitte, schildern Sie Ihre Symptome.«
»Sie sind sowohl psychischer als auch physischer Natur. Meine Sinne lassen mich immer mehr im Stich. Sie sind wechselhaft und unverlässlich. Ich leide an schrecklichen Halluzinationen und verstörenden Träumen. Meine Nerven sind zerrüttet. Dazu kommen starke Kopfschmerzen.«
»Ich nehme an, Sie versuchten es bereits mit Morphin oder einer anderen Opium-Mischung?«
»Pah. Sie wissen ja, was es mit dem Mohnextrakt auf sich hat. Die Menge, die nötig ist, um physische Symptome zu lindern, schläfert mich ein.« Er schnitt eine Grimasse. »Und dann kommen die Träume. Ich möchte mein Leben nicht mit einem Albtraum beenden. Ich suche eine Alternative.«
Sie warf einen Blick auf die Tasche, die sie neben ihre Füße auf den Teppich gestellt hatte. Dann hob sie den Blick und sah ihn an. »Ich bedaure, doch ich glaube nicht, dass ich etwas habe, das Ihre speziellen Symptome lindert.«
»Das hatte ich befürchtet. Nun, es war einen Versuch wert.«
»Darf ich Ihnen Tee nachgießen?«, fragte sie und stand auf.
»Danke, meine Liebe. Verzeihen Sie, dass ich nicht aufstehe. Heute bin ich sehr matt.«
»Ich bitte Sie …« Sie trat an den Schreibtisch, nahm seine Tasse und Untertasse und trug diese zum Teetablett. »Haben Sie eine Ahnung, was Ihr ungewöhnliches Leiden verursachte? Ist es die Folge eines Fiebers oder einer Infektion?«
»Nein, die ersten Symptome zeigten sich vor einigen Monaten, doch ich konnte sie eine Zeitlang unter Kontrolle halten. Aber allmählich wurde es schlimmer. Die Ärzte sind ratlos und ich ebenso. Doch Schluss jetzt mit diesem Thema, meine Liebe. Wie man hört, sind Sie mit Mr Caleb Jones neuerdings eng befreundet.«
Sie brachte seine Tasse an den Schreibtisch zurück. »Die Tatsache, dass Sie ans Haus gefesselt sind, hindert Sie offenbar nicht daran, sich über den neuesten Klatsch auf dem Laufenden zu halten.«
»Klatsch hat die Eigenschaften, überall irgendwie durchzusickern, finden Sie nicht?«
Sie ging zu ihrem Sessel, setzte sich und griff nach ihrer Tasse. »Allerdings.«
»Darf ich aufgrund meiner alten Freundschaft mit Ihrem Vater fragen, ob Mr Jones ehrbare Absichten hat?«
»Mr Jones ist ein sehr ehrenhafter Mann«, sagte sie höflich.
Ellerbecks Mund verhärtete sich. Er schien zu zögern. Dann seufzte er tief. »Verzeihen Sie, meine Liebe, aber wenn Sie einen Heiratsantrag von Jones in Betracht ziehen, muss ich ein sehr unangenehmes Thema zur Sprache bringen.«
»Und das wäre, Sir?«
»Seit Jahren kursieren Gerüchte, dass es auf der Jones-Seite der Familie die Anlage zum Wahnsinn gibt.«
»Vielleicht sollten wir das Thema wechseln«, sagte sie kühl.
Ellerbeck lief rot an. »Ja, natürlich. Mir ist klar, dass mir ein väterlicher Rat nicht zusteht.«
»Zumal im Licht der Tatsache, dass Sie bei der Ermordung meines Vaters sowie bei jener Gordon Woodhalls und meines Verlobten Ihre Hand im Spiel hatten.«
Ellerbeck fuhr so heftig auf, dass er Tee auf den Schreibtisch verschüttete. Er starrte sie an. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Ich bin ganz sicher, dass Sie auch mit dem jüngst erfolgten Mordversuch an Jones zu tun haben. Vielleicht würden Sie es vorziehen, wenn wir diesen Fall besprechen würden?«
»Sie versetzen mich in Erstaunen, Miss Bromley.«
»Warum diese Lügen? Schließlich werden Sie sterben.«
»Ja. Sie haben ganz recht, meine Liebe. Ganz recht.«
»Ich weiß, dass Sie Hulseys letzte Version der Formel einnehmen. Ich spürte es gleich beim Eintreten an Ihrer Aura. Es ist eine tödliche Mischung.«
»Ihr Talent ist höchst erstaunlich.«
Sie vollführte eine wegwerfende Bewegung mit ihrer nicht behandschuhten Hand. »Es ist ein Gift. Ich bin sehr gut, wenn es darum geht, Gifte aufzuspüren.«
Ellerbeck schnaubte verächtlich. Er
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