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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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griff in eine Tasche und holte eine kleine goldene Schnupftabakdose hervor. Grüne Steine blitzten auf dem Deckel. Er stellte das Döschen auf den Schreibtisch und studierte es wie ein merkwürdiges Artefakt aus einer anderen Welt.

    »Hulsey gab mir gestern das Mittel, von dem er behauptete, es wäre die neue, wirksamere Version. Ich nahm drei Portionen und war angenehm überrascht. Es war viel stärker als die letzte Version. Erst heute Nacht merkte ich bei der vierten Dosis, was der Bastard mir angetan hatte. Uns allen, wie ich annehme.«
    »Er vergiftete auch Thaxter und Norcross, wenn es das ist, was Sie meinen. Beide sind tot.«
    »Das dachte ich mir. Ich schätze, mir bleibt höchstens ein Tag oder zwei.«
    »Auch die Originalversion der Droge war ein Gift. Sie sagten, Ihre Symptome hätten sich schon vor Monaten gezeigt.«
    »Bei der ersten Version ging es mit mir nicht so schnell bergab.« Er ballte eine Hand zur Faust. »Ich hatte noch Zeit Jetzt habe ich keine mehr.«
    »Warum haben Sie die Droge des Gründers eingenommen, obwohl Sie wussten, dass sie giftig ist?«
    Er fixierte sie mit trübem Blick. »Alle großen wissenschaftlichen Fortschritte bergen ein gewisses Risiko. Sie können sich nicht annähernd vorstellen, welche Kraft die Droge besitzt. Das Empfindungsvermögen wird ungeheuer geschärft. Mein Talent überstieg seine vorherigen Grenzen bei Weitem. Ich sah in der Welt der Botanik Farben, die ich vorher nie wahrgenommen hatte. Ich konnte Aspekte des pflanzlichen Lebens erfassen, die mein Begriffsvermögen immer überstiegen hatten. Ich hätte Großes erreichen können, Miss Bromley.«
    »Wäre da nicht die unglückliche Tatsache, dass die Droge Sie tötet«, schloss sie.

    »Es zeigte sich, dass ich allergisch dagegen bin.«
    »Mit anderen Worten, sie tötet Sie schneller als die anderen Ordensmitglieder.«
    »Viel schneller. Den meisten bleiben noch Jahre. Zeit genug, eine viel wirksamere Version der Droge zu entwickeln. Mir aber war bald klar, dass mir nur noch Monate blieben.«
    »Wie konnten Sie so lange überleben, wenn Sie schwer allergisch auf die Formel reagieren?«
    »Ich setzte mein Talent ein, um mir Zeit zu erkaufen, während Hulsey an der Verbesserung der Droge arbeitete. Gestern gab er mit das Ergebnis seiner letzten Forschungsarbeit.« Ellerbecks Mund verzog sich. »Der Halunke versicherte mir, das Mittel würde bald alle allergischen Symptome mildern. In Wahrheit aber wird es mich binnen achtundvierzig Stunden in den Sarg befördern. Er hat mich ermordet, so sicher, wie ich hier sitze.«
    »Warum baten Sie mich zu kommen?«
    »Ich weigere mich zu sterben, ehe ich mich an Ihnen gerächt habe, Miss Bromley.«
    »Sie lasten mir an, was geschah?«
    »Ja, Miss Bromley, ich laste es Ihnen an.«
    Mit großer Mühe stemmte er sich auf die Füße hoch. Sie sah die Waffe in seiner Hand.
    »Wollen Sie mich hier in Ihrer Bibliothek erschießen?«, fragte sie, sich langsam erhebend. »Das macht Unordnung und lässt sich der Polizei nur schwer erklären.«
    »Die Polizei kümmert mich keinen Deut, Miss Bromley. Es ist zu spät. Sie haben alles zerstört. Aber ich werde an Ihnen Rache üben, und wenn es das Letzte ist, was ich im Leben tue. Leider fühle ich mich sehr schwach. Ich brauche ein
besonderes Stärkungsmittel. Kommen Sie mit. Vermutlich sind Sie in London der einzige Mensch, der wirklich würdigen kann, was ich schuf.«
    Sie rührte sich nicht.
    Er deutete mit der Waffe auf das Gewächshaus, dann richtete er sie wieder auf sie. »Öffnen Sie die Tür, Miss Bromley! Rasch oder ich erschieße Sie auf der Stelle, den ruinierten Teppich soll meinetwegen der Teufel holen.«
    Sie ging durch den Raum und öffnete die Tür zum Gewächshaus. Sie war auf den Ansturm gefasst, doch trafen die Strömungen pervertierter, bösartiger Energien ihre Sinne mit solcher Kraft, dass sie schwankte. Sie suchte am Türrahmen Halt und versuchte instinktiv, ihre Empfindungen abzublocken.
    Ellerbeck trat hinter sie und schob sie in die von Glaswänden umgebene botanische Schreckenskammer.
    »Willkommen in meiner privaten Hölle, Miss Bromley.«
    Noch immer unsicher taumelte sie nach vorne und ging fast zu Boden. Sie geriet ins Wanken und schaffte es eben noch, den Rand eines Arbeitstisches zu erfassen. Ihre Röcke raschelten verräterisch um ihre Fesseln.
    Das Geräusch des Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wurde, jagte ihr Schauer über den Rücken. Ellerbeck hatte sie eingeschlossen. Entsetzt und

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