Suesses Gift Der Liebe
er würde das mächtigste Mitglied des Ordens werden. Laut Stilwells Aufzeichnungen konnte die Droge nicht nur Potenz und Spannkraft eines Mannes wiederherstellen, Stilwell hatte auch geglaubt, dass sie ein normales Menschenleben um etliche Jahrzehnte zu verlängern vermochte. Es blieb ihm also Zeit, noch Söhne zu zeugen, gesunden Nachwuchs, der Allisters Stelle einnehmen konnte.
»Sie haben recht, Hulsey«, flüsterte er, kaum imstande, die Ekstase, die aus seinen verkümmerten Sinnen strömte, zu zügeln. »Sie scheint sehr wirksam zu sein.«
»Ja, Sir, wie versprochen.« Hulsey räusperte sich. »Mr Ellerbeck, ich muss mein Geld verlangen, wenn Sie nichts dagegen haben. Die Laborkosten stiegen in letzter Zeit … die vielen neuen Zutaten, die nötig waren, um die Rezeptur zu vervollkommnen.«
Verachtung durchschoss Ellerbeck, gefolgt von Belustigung. »Sie mögen ein brillanter Wissenschaftler sein, Hulsey, aber Thaxter hat recht. In Wahrheit sind Sie ein Krämer. Wie die Apothekerin.«
»Ja, Sir.« Hulseys Augen glitzerten hinter seinen Brillengläsern. »Wie die Apothekerin.«
41. KAPITEL
Caleb lehnte an einem Arbeitstisch in Lucindas Gewächshaus und sah zu, wie sie die untere Seite eines Farnwedels mit einem kleinen Instrument untersuchte. Er sah ihr gern zu, wenn sie in ihrem netten kleinen Dschungel am Werk war. Die Energie, die sie umgab, war immer so anregend. Allerdings empfand er es ebenso anregend, wenn er sie beim Morgenkaffee beobachtete. Es genügte eigentlich der Gedanke an sie, und er fühlte sich angeregt.
»Was ist das denn?«, fragte er.
» Gymnogramma triangularis« , sagte sie, ohne aufzublicken. »Goldfarn.«
»Ich meine nicht den Farn, sondern das Instrument, das du zur Untersuchung benutzt. Sieht aus wie ein kleines Fernglas.«
»Es ist ein zusammenklappbares Prüfgerät zur Zählung der Fadenzahl in einem Stück Tuch. Für die Suche nach Farnsporen sehr handlich. Es hat in der Tasche Platz. Mr Marcus E. Jones empfiehlt es wärmstens in seinem Werk Farne des Westens .«
Er lächelte. »Ach, wirklich?«
Sie überlegte. »Könnte er mit dir verwandt sein?«
»Marcus E. Jones? Ich glaube nicht.«
»Schade. Er ist ein angesehener Farnkrautfachmann.«
»Jones ist ein häufiger Name.«
»Ja, das stimmt. So häufig, dass ein Unternehmen, das sich auf etwas so Ungewöhnliches wie psychische Ermittlungen spezialisiert, gut daran tut, einen auffallenderen Namen als Jones & Co zu wählen.«
»Da muss ich widersprechen. Der Name bürgt für einen Grad an Anonymität, der sich in Zukunft als sehr nützlich erweisen wird.«
»Hmmm.« Sie spähte wieder durch ihr Vergrößerungsglas. »Gibt es etwas Neues von Hulsey?«
»Leider nein. Er und sein Sohn sind verschwunden. Sicher werden sie sich sehr bald auf die Suche nach neuen Geldgebern machen.«
»Aber nicht, wenn sich herumspricht, dass sie ihren letzten Gönner vergiftet haben.«
»Wenn sie Glück haben, kommt das nicht an den Tag. Ich berichtete Gabe von dem Gift, das Thaxter und Norcross bekamen, er aber entschied, den Obersten Rat nicht zu informieren. Er ist überzeugt, dass noch andere hochrangige Mitglieder der Society an der Verschwörung beteiligt sind. Er möchte sie nicht vorwarnen, dass Hulsey ein unzuverlässiger Mitarbeiter sein könnte.«
»Der Fall der vergifteten Rezeptur wird also das nächste tiefe, dunkle Geheimnis der Agentur?«
»Wenn es in diesem Tempo weitergeht, könnte es schwierig werden, sämtliche Geheimnisse der Agentur Jones zu behalten.«
Wieder hielt Lucinda mit der kleinen Lupe mitten in der Luft inne. »Hmmm.«
»Was?«, fragte er.
»Ich möchte wissen, ob Dr. Hulsey und sein Sohn die Formel anwenden.«
»Gute Frage, aber ich habe selbst eine auf dem Herzen.«
»Ja?«
»Ich muss ständig an die dritte Schnupftabakdose denken.«
»Wie meinst du das? Thaxter muss sie Hulsey gegeben haben. Er wird damit geflüchtet sein, auch wenn er sie nicht zur Aufbewahrung der Droge verwendete. Schließlich ist sie ein Wertstück. Und Hulsey scheint immer in Geldnöten zu sein.«
»Mag sein«, gab Caleb zurück.
Sie runzelte die Brauen. »›Mag sein‹ gehört doch sonst nicht zu deinem Wortschatz, Caleb Jones. Bei der Einschätzung von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten antwortest du immer mit genauen Prozentzahlen.«
»Manchmal.«
Sie warf in einem stummen Flehen um Geduld einen Blick zum Dach des Gewächshauses. »Glaubst du, dass Hulsey und sein Sohn London verlassen haben?«
»Ich bin
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