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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte.
    Seine Auftritte fanden vor leeren Reihen statt, und im Verlaufe der Wochen wurde das Publikum immer spärlicher. An diesem Abend blieben fast drei Viertel der Plätze in dem winzigen Theater leer. Ging es so weiter, wäre er sehr bald gezwungen, wieder in sein altes Metier zurückzukehren.
    Es hieß zwar, dass Verbrechen sich nicht bezahlt macht, doch war es weitaus profitabler als der Beruf des Zauberkünstlers.
    »Um alle Anwesenden zu überzeugen, dass keine faulen Tricks zur Anwendung kommen, dürfte ich wohl einen Freiwilligen aus dem Publikum auf die Bühne bitten?«

    Gelangweilte Stille. Schließlich hob sich eine Hand.
    »Ich werde überprüfen, ob Sie nicht betrügen«, sagte ein Mann in der zweiten Reihe.
    »Danke, Sir.« Edmund deutete auf die zur Bühne führende Treppe. »Kommen Sie doch zu mir ins Scheinwerferlicht.«
    Der massige Mann im schlecht sitzenden Anzug stieg die Stufen hinauf.
    »Ihr Name, Sir?«, fragte Edmund.
    »Spriggs. Also, was soll ich machen?«
    »Bitte, nehmen Sie diesen Schlüssel, Mr Spriggs.« Edmund hielt ihm ein schweres Stück Eisen hin. »Sobald ich im Käfig bin, sperren Sie die Tür zu. Sind die Instruktionen klar?«
    Der Mann schnaubte. »Das werde ich wohl schaffen. Los jetzt. Hinein mit Ihnen.«
    Vermutlich kein gutes Zeichen, dass der Freiwillige aus dem Publikum dem Zauberer Anweisungen gibt, dachte Edmund bei sich.
    Er fühlte sich wie ein Idiot, als er den Käfig betrat und das schweigende Publikum durch die Stäbe hindurch anblickte.
    »Mr Spriggs, Sie können zuschließen«, sagte er.
    »Los, also.« Spriggs warf die Tür zu und drehte den altmodischen Schlüssel im großen Schloss um. »Jetzt sind Sie fest eingesperrt. Mal sehen, wie Sie da herauskommen.«
    Stühle ächzten. Das Publikum wurde unruhig. Edmund wunderte sich nicht. Er hatte keine Ahnung, wie seine Zuschauer das Vergehen der Zeit empfanden, wenngleich die Anzahl der Leute, die hinausgegangen waren, Bände sprach, von seiner Warte aus war der Auftritt schier endlos.
    Wieder wanderte sein Blick zu der einsamen Gestalt in der
letzten Reihe. Im schwachen Licht der Wandbeleuchtung konnte er nur die dunklen Umrisse auf dem Ecksitz am Mittelgang ausmachen. Die Züge des Mannes blieben beschattet. Dennoch ging etwas Gefährliches, ja Bedrohliches von ihm aus. Er hatte keine von Edmunds Entfesselungsnummern beklatscht, hatte ihn aber auch nicht ausgebuht oder zischend sein Missfallen geäußert. Er saß nur da, völlig reglos und stumm, und beobachtete alle Vorgänge auf der Bühne.
    Wieder flammte in Edmund ein gewisses Unbehagen auf. Womöglich war einer seiner Gläubiger unruhig geworden und hatte jemanden geschickt, der das Geld rüde und handgreiflich eintreiben sollte. Dann kam ihm noch ein Gedanke, ein viel beunruhigender. Vielleicht war ein ungewöhnlich scharfsinniger Detektiv von Scotland Yard am Schauplatz von Jasper Vines Tod schließlich doch auf eine Spur gestoßen, die zu ihm führte. Nun, jetzt kam ihm zugute, dass auch die schäbigsten Theater aus verschiedenen Gründen praktische Hintertüren hatten, die sich auf dunkle Gässchen öffneten.
    »Meine Damen und Herren«, setzte er an und rückte auffallend seinen Schlips zurecht, wobei er das kleine flache Metallstück umfasste, das sich darunter verbarg. »Achten Sie ganz genau auf alles. Ich werde diese Tür nun allein durch Berührung mit meinen Fingern öffnen.«
    Er spannte seine Sinne an und strich zugleich mit der Hand über das Schloss. Die Käfigtür schwang auf.
    Matter Applaus ertönte.
    »Ich habe von Straßenkünstlern schon bessere Tricks gesehen«, rief ein Mann in der zweiten Reihe.
    Edmund ignorierte ihn und verbeugte sich tief vor Spriggs.
»Danke für Ihre liebenswürdige Hilfe.« Er richtete sich auf, zog eine Taschenuhr hervor und ließ sie vor Spriggs baumeln. »Ich glaube, das gehört Ihnen.«
    Spriggs erschrak und riss Edmund die Uhr aus der Hand. »Her damit.«
    Er lief die Stufen hinunter und schritt aus dem Theater.
    »Du bist ja nur ein Langfinger … trotz der feinen Klamotten«, rief jemand.
    Die Lage wurde immer prekärer. Höchste Zeit, Schluss zu machen. Edmund ging in die Bühnenmitte und achtete darauf, im Mittelpunkt des Scheinwerferlichts zu stehen.
    »Nun, liebe Freunde«, kündigte er an, »ist es Zeit, Ihnen Adieu zu sagen.«
    »Na endlich«, rief jemand aus.
    Edmund verbeugte sich tief.
    »Ich will mein Geld zurück«, brüllte ein Mann.
    Ohne die Missfallensrufe zu beachten, griff Edmund nach

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