Summer Heat - An einem heißen Sommertag
gegangen. Ich habe ihm erzählt, was passiert ist.“
„Und?“
„Erst stritt er es ab, dann wurde er böse, weil ich keine Ruhe gab. Zuletzt hat er mich von der Ranch geworfen und gemeint, es ginge niemanden etwas an, welche Art von Vereinbarung er und Mary miteinander hätten.“ Mit gequältem Gesichtsausdruck blieb Tom stehen und hob traurig die Hände. „Ich habe ihn noch nie so zornig gesehen, Henny. Wir haben uns früher schon mal gestritten, aber nicht so. Nicht so.“
„Ihr werdet euch wieder vertragen“, bemerkte Henny. „Das habt ihr früher auch.“ Tom schüttelte den Kopf.
„Nein, das war anders.“
Der Blick, mit dem er sie ansah, machte ihr das Herz schwer.
„Sie hat ihn mir endgültig weggenommen“, flüsterte er. Rasch ging sie zu ihm und schlang die Arme um Tom. Er drückte sie heftig an sich.
„Es tut mir so leid, Schatz“, murmelte er in ihren Scheitel. Henny hob das Kinn, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn.
„Lass dich davon nicht herunterziehen, Tom“, bat sie. „Gib Ian ein wenig Zeit, mit dieser neuen Tatsache fertig zu werden. Wie muss es wohl erst in ihm aussehen, wenn du schon so geschockt bist.“ Sie schnaubte ärgerlich. „Dieses Weib schämt sich wirklich für gar nichts.“
„Es tut mir leid.“ Henny schüttelte den Kopf und legte ihm einen Finger auf die Lippen.
„Hör auf dich zu entschuldigen, Tom Ridgley. Wie lang sind wir jetzt verheiratet?“
„Fast zwölf Jahre.“
„Eben, und wir kennen uns unser ganzes Leben. Du glaubst nicht wirklich, dass Mary einen Keil zwischen uns treiben kann, oder?“
Er strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht und musterte sie einen Moment lang. Sacht schüttelte er den Kopf.
„Du bist meine Sonne und mein Mond. Du bist mein Leben. Ohne dich kann ich nicht existieren, Henny. Ich würde es nicht ertragen, dich zu verlieren.“
„Das wirst du nicht“, erwiderte sie mit einem Lächeln und küsste ihn auf die Lippen. Er zog sie an sich und hielt sie fest umarmt.
Im Korridor schlug die Tür gegen die Wand und sie vernahmen schwere Schritte, die über die Holzdielen polterten. Tom löste sich widerstrebend von seiner Frau.
„Henny! Tom!“
Eine laute Männerstimme schallte durch das Haus.
„Wir sind hier, Mike“, rief Tom zurück.
Ihr Vorarbeiter kam in das Wohnzimmer gestolpert. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das aschfahle Gesicht. Henny und Tom lösten sich zögernd aus ihrer Umarmung und Tom warf seinem ältesten Mitarbeiter einen verwirrten Blick zu.
„Was ...?“
„Die Scheune brennt!“, brüllte Mike. „Wir müssen die Pferde raus holen!“ Er drehte auf dem Absatz um und lief wieder nach draußen. Sie folgten ihm in aller Eile.
Zweihundert Meter vom Haus entfernt schlugen die ersten Flammen aus dem Dachstuhl der alten Scheune. Sie hörten das angstvolle Wiehern der Pferde, die sich in den Stallungen befanden und das Heulen des rasenden Infernos, das auf dem Heuboden tobte.
Mike rannte mit großen Schritten auf das brennende Gebäude zu. Tom löste sich aus seiner Erstarrung und warf Henny einen besorgten Blick zu. Sie sahen einander in die Augen, hielten sich fest und ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Angst erfasste ihn zum ersten Mal in seinem Leben.
„Ruf Ian an“, bat er, „sag ihm er soll herkommen, und dann nimm die Kinder und verschwinde vorsorglich aus dem Haus.“
Er rannte los ...
Das Steuer mit den Händen umklammernd, bemühte Ian sich, seine Konzentration auf die Straße zu richten. Seit Hennys Anruf war fast eine Stunde vergangen und erst jetzt näherte er sich der Ranch seines Bruders. Die schwarze Rauchsäule, die über der Farm in den Himmel stieg, war bereits weithin sichtbar gewesen. Zum ersten Mal verfluchte Ian die Entfernungen im Outback.
Als er die Straße zur Ranch erreichte, bremste Ian hart ab. Der Pick-up schlingerte um die Kurve und erneut trat er das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Mit überhöhter Geschwindigkeit schoss der Wagen auf die Ansammlung aus Gebäuden zu.
Der Rauch wurde dichter und Ian konnte erkennen, dass die riesige Scheune vollkommen in Flammen stand. Funken sprühten und Glut stob auf, als das der Stall plötzlich in sich zusammenbrach. Gestalten rannten hektisch davor hin und her, und als Ian endlich den Hof erreichte, erkannte er Henny, die schreiend und weinend in den Armen ihres Vorarbeiters Mike hing.
Schräg hinter ihnen hockte Mikes Frau Louise auf dem Boden. Sie hielt
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