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Summertime (Beachrats: Teil 4)

Summertime (Beachrats: Teil 4)

Titel: Summertime (Beachrats: Teil 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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und benutzten eine Nadel, um das Blut abzusaugen.
    »Hast du eine Freundin?«, wollte Victor wissen.
    »Nein.«
    »Einen Freund?«
    Warren gab zum ersten Mal ein menschliches Geräusch von sich, denn die beiden Männer kicherten wie kleine Mädchen. Ich fragte mich, woher er das wusste. Naja, eigentlich war ich nicht wirklich schwul, sondern bisexuell.
    »Nun, wir sind da«, riss er mich aus meinen Gedanken.
    Wir standen auf einem großen Parkplatz, mitten in Brooklyn.
    »Es war nett, mit dir zu reden, Luke. Viel Glück. Und glaub mir: Alles wird gut.«
    Er lächelte, als würde es ihn wirklich interessieren. Ich bedankte mich für die Mitfahrgelegenheit und stieg aus. Dann machte ich mich auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit, weiter zu kommen.
    Man trifft die seltsamsten Menschen, wenn man per Anhalter unterwegs ist. Zum Beispiel lernte ich einen Truckfahrer kennen, der total unheimlich war. Anfangs war er nett, aber als wir uns am Abend hinlegten - er in diesem Bett hinten in seinem Truck, ich so gut es ging auf dem Beifahrersitz - begann er, über Gott zu faseln. Er war fast wie besessen und wollte mich bekehren oder so etwas. Er war Aushilfspriester in irgendeinem Hinterwäldler-Kaff in Georgia und er zwang mich mehr oder weniger dazu, mir immer und immer wieder seine Predigt anzuhören, die er unterwegs für den kommenden Sonntag vorbereitete. Als wir in seiner Kleinstadt ankamen, bot er mir ein Bett für die Nacht an. Aufgrund mangelnder Alternativen nahm ich das Angebot an. Das Bett war im Endeffekt ihre schäbige Couch und ich konnte hören, wie er seine Frau die ganze Nacht fickte. Ich konnte jedes Geräusch und jedes Wort hören. Hinzu kam, dass das Bett wie verrückt quietschte. Ich bekam nicht viel Schlaf in dieser Nacht.
    Am nächsten Morgen wollten sie, dass ich sie zur Kirche begleitete, um mir die Predigt des Typen anzuhören. Ich hatte diesen Mist so oft gehört, dass ich sie selbst hätte halten können, also lehnte ich dankend ab. Sie ließen mich an der Interstate raus und ich bekam sofort eine andere Mitfahrgelegenheit.
    Der Fahrer brachte mich ohne viel Gerede innerhalb von sechs Stunden nach Newport Beach. Ich hatte 400 Dollar in der Tasche - mein ganzes Geld. Ich hatte viel mehr zu meinem Schulabschluss bekommen, aber das hatte ich ausgegeben. Ich wünschte, dass es Getränkeautomaten gäbe, bei denen man mit CD‘s bezahlen kann. Dann könnte ich vermutlich wochenlange Cola-Partys geben. Der letzte Kerl, der mich mitgenommen hatte, lieferte Lebensmittel aus und setzte mich vor so einem riesigen Lebensmittelgeschäft ab.
    Ich schlenderte eine Zeit lang ziellos über den Parkplatz des Ladens, bis ich einen Jeep mit einem großen, schwarzen Hund auf dem Rücksitz sah. Es war aber kein alter Hund, sondern er sah eher aus wie ein Welpe und wirkte irgendwie traurig. Ich ging vorsichtig zu dem Hund und gab mir Mühe, ihn nicht zu erschrecken oder einen bedrohlichen Eindruck zu erwecken. Ich war mir sicher, dass er mir an die Kehle springen würde, wenn er Gefahr witterte. Der Hund sah mich auf sich zu kommen, stand auf und wedelte wie verrückt mit dem Schwanz. Ich erwartete, dass der Hund mein Gesicht ablecken würde, aber das geschah nicht. Plötzlich fiel mir jedoch ein, dass ich seit Tagen nicht geduscht und mich auch nicht rasiert hatte. Ich war blond, deshalb war mein Bart oft nicht zu sehen, aber nach einer Woche war ich stoppelig. Kein Wunder, dass der Hund mich nicht ablecken will , dachte ich. Wer will es ihm verdenken? Während ich so da stand und mit dem Hund spielte, dachte ich darüber nach, ob ich einen ähnlich guten Platz zum Schlafen finden könnte, wie ihn der Hund zweifelsfrei an diesem Abend haben würde.
    Ich sah, wie zwei Jungs aus dem Laden kamen. Jeder von ihnen schob einen Einkaufswagen vor sich her. Der Hund sah sie und fing an zu bellen. Es klang wie ein erfreutes Bellen, also ging ich davon aus, dass es seine Herrchen waren. Ich trat ein Stück zurück. Einer der beiden Jungs trug ein enges, weißes T-Shirt, ein Basecap und eine sehr kleine, rote Badehose. Er sah aus wie jemand aus einem Magazin oder so etwas. Er war ziemlich muskulös und hatte dunkle Haare, vielleicht sogar schwarz. Aufgrund des Basecaps war das aber nicht so genau zu sehen. Der andere hatte hellere Haare, fast so blond wie ich. Er trug Badeshorts und ein Tanktop. Auch er war ausgesprochen attraktiv.
    Der dunkelhaarige Junge ging zu dem Hund, um ihn zu begrüßen. Der Hund leckte ihn über das

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