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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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antwortete Honey. »Sushi-Qualität.«
    Fry grinste. »Das Ding schmeißt er bestimmt wieder aufs Eis und verkauft’s dann irgend ’nem Trottel.«
    »Das ist eklig«, verwahrte sich Honey.
    »Wie viel willst du wetten?«
    »Hey, ich könnte uns Suppe machen.« Sie stand auf und kratzte die Salisbury-Steaks in den Mülleimer. »Minestrone oder Tomatencremesuppe?«
    »Ist mir egal.«
    Fry rückte mit seinem Stuhl wieder an den Tisch. Manchmal glaubte er, dass seine Mutter drauf und dran war, den Verstand zu verlieren, und manchmal hielt er sie für den am klarsten denkenden Menschen der Welt.
    »Und was jetzt, Mom?«
    »Du kennst doch meine Freundin Bonnie? Die macht so Öko-touren, wo sie mit Touristen im Kajak nach Cormoran Key rausfährt«, erwiderte Honey. »Sie sagt, das bringt jede Menge Spaß, und man verdient gar nicht schlecht. Jedenfalls, als ich heute von Marco nach Hause gefahren bin, habe ich eine Reihe knallgelber Kajaks gesehen, die über die Bucht gepaddelt sind, und ich hab mir gedacht: Was für eine himmlische Art und Weise, den Tag zu verbringen, im Sonnenschein durch die Mangroven zu paddeln.«
    »Kajaks«, wiederholte Fry skeptisch. »Ist das die Bonnie mit der Nähmaschine mit Solarantrieb?«
    »Du klingst wie dein Exvater.«
    »Er ist nicht mein Exvater, er ist dein Exmann. Und überhaupt, was hab ich denn Verkehrtes gesagt?«
    »Ach, nur das Gesicht, das du machst.« Honey nahm den Suppentopf vom Herd. »Was hätte ich denn machen sollen, Fry? Der Mann hat meinen Busen begrabscht. Hat er’s verdient, eins mit dem Krabbenhammer auf die Hoden zu bekommen, oder nicht?«
    »Was kostet ein Kajak?«
    Honey stellte die Schalen auf den Tisch. »Ich weiß nicht genau, aber wir brauchen mindestens zwei oder drei, für den Anfang.«
    »Und wo würdest du mit diesen Schnarchnasen auf deinen ›Ökotouren‹ hinfahren?«, fragte Fry. »Ich meine, wo Bonnie sich Cormoran Key schon unter den Nagel gerissen hat.«
    Honey lachte. »Hast du in letzter Zeit mal aus dem Fenster geschaut? Sind dir all diese wunderschönen grünen Inseln aufgefallen?«
    Das Telefon begann zu klingeln. Honey runzelte die Stirn.
    »Jeden Abend«, sagte sie. »Wie ein Uhrwerk.«
    »Dann geh doch nicht ran«, meinte ihr Sohn.
    »Nein, ich hab genug von diesen Idioten. Irgendwann reicht’s.«
     
    Über 1600 Kilometer weit entfernt rührte ein Mann namens Boyd Shreave in seinem Milchkaffee und lauschte in seinem drahtlosen Headset einem Telefon, das irgendwo in der Ferne klingelte, im 239er-Vorwahlbereich. Ein fotokopiertes Skript lag vor ihm auf dem Schreibtisch, doch Boyd Shreave brauchte es nicht mehr. Nach drei Tagen hatte er die Nummer drauf.
    Shreave war bei Relentless Inc. angestellt, einer Telemarketing-Firma, die sich auf an Privatadressen von US-Bürgern der mittleren Einkommensklasse gerichtete Outbound-Telefonate spezialisiert hatte. Das Callcenter der Firma war in einem umgebauten B-52-Hangar im texanischen Fort Worth untergebracht, wo Boyd Shreave und 53 andere Agents sich in kleinen Einzelabteilen abrackerten, deren Wände gepolstert waren, um Nebengeräusche zu dämpfen.
    In dem Abteil rechts von Boyd Shreave saß eine Frau mit Namen Eugenie Fonda, die behauptete, in eher undurchsichtiger Weise in Verbindung mit der berühmten Schauspielerfamilie zu stehen und auf jeden Fall kürzlich Boyd Shreaves Geliebte geworden war. Zu seiner Linken saß ein Mann namens Sacco, der hohläugig und unfreundlich war und von dem das Gerücht die Runde machte, er sei ein abgestürzter Dot.com-Überflieger. Während der Arbeitszeit sprach Boyd Shreave selten mit seinen Kollegen, einschließlich Eugenie, was an den stressigen Quoten lag, die Relentless vorgab. Sie telefonierten von 17 Uhr bis Mitternacht, arbeiteten sich von Osten nach Westen durch die Zeitzonen.
    Es war ein öder, seelenloser Job, wenngleich nicht der schlimmste, den Boyd Shreave je gehabt hatte. Trotzdem war ihm mit 35 klar, dass die flache Aufstiegskurve seiner beruflichen Laufbahn sich während seiner sechs Monate im Telemarketing mehr oder weniger in eine Nulllinie verwandelt hatte. Wahrscheinlich hätte er gekündigt, wäre nicht die einsachtzig große Eugenie gewesen, auf deren aschblondem Schopf im benachbarten Abteil er nach Belieben den Blick ruhen lassen konnte.
    Boyd Shreave war seit seinem 26. Lebensjahr Verkäufer: orthopädisches Schuhwerk, landwirtschaftliche Geräte, Autos (neu und gebraucht), Düngemittel, Kräuterelixiere gegen Haarausfall, Fernseher

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