Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Wärme hin des noch lebenden Tiers: die Wärme der Seinen im Haus, die schliefen bei ihm und waren ihm nah im Haus Nazaret.
Und Joseph hörte, vorbei am leisen Strömen des Regens, den Atem sogar seiner Schlafenden, die waren ganz nah.
Da war die Schilflast, unter der er gedrängt lag, Momente lang wie die Last der nah an ihm Schlafenden, wenn sie im Schlaf sich bewegten an ihm. Und war wie die Last seines Kinds, das sich einst hindrängte im Schlaf bis über ihn, um halb auf ihm, halb an ihm weiterzuschlafen.
In Erinnerung schlug Joseph die Augen auf, wollte den Sohn nehmen und wieder neben sich legen.
Da, fand er, war’s nicht das Kind gewesen, das sich im Schlafe auf ihn geschoben, sondern die Eselin. Die hatte gelegt ihren Kopf auf Josephs Brust und sah ihn an, der erwacht war.
Joseph aber hatte schläfrig sie angeblickt, bis er sie sah und sah, wer es war. Und sprach ihren Namen.
Da sieht er: umglänzt sind Augen und Ohren des Tiers. Und Joseph sieht leuchten den Geruch ihres Fells.
Denn da, ihr Name war zu ihr gesprochen.
So war es, war einst so geschehen im Haus Nazaret. Und daran dachte, so fühlte, so sah es Momente lang Joseph in seinem Versteck, im Winkel unter der schilfgetragenen Last.
Aber auch die Eselin hatte Josephs Nähe gerochen.
Und war erwacht, die da gelegen hatte wie tot. Und schlug mit ihren Hufen ins Wasser, als wolle sie ihm anzeigen, daß sie wußte, wer ihr so nah lag.
Als wolle sie aufstehen für ihn.
Da sahen die Sucher, die vorbeikamen, die verendende Eselin. Und sie stachen ins Schilf um sie her, ob sich welche ans Ufer gezogen und versteckt hielten dort.
Sie waren aber schon vorbei an ihr und hatten nichts gefunden. Da erbarmte sich einer der Eselin, deren Hufe schlugen ins Wasser. Denn er hatte gehört das Schlagen der Hufe, die schlugen ins Wasser, als wolle die Eselin sich aufrichten, und immer vergebens.
Der trat nun Schritte zurück und stand über ihr und rannte sie durch mit der Lanze.
Kapitel 83. Die Überlebenden
Da stach die Lanze hinab blutführend bis unters Rohr zu Joseph. Der wich erschrocken aus nach dem Stoß.
So fanden sie Joseph.
Aus dem Winkel hervor unterm Tier zog man ihn. Und fand ihn bedeckt mit Schlamm.
Da nahmen sie ihm das Schwert und stießen ihn in den Jordan. Und zwei sprangen hinterher und trieben ihn mit der Lanze voran, zurück ans andere Ufer, wo sie die Toten versammelt hatten.
Sie wunderten sich aber, daß er nicht aufschrie, der Räuber, wenn ihm die Spitze der Lanze stach in den Rücken. Denn sie stachen ihn, spielend, beim Überschreiten, um Joseph unterzutauchen. Als sei’s ihre Aufgabe, im Fluß aus den Kleidern zu waschen den Schlamm, darin er gelegen.
Und sie trieben ihn die Uferböschung hinauf und führten ihn vor Jakobus.
Jakobus aber sah ihn an und sagte zu ihnen: ›Den kenne ich nicht.‹
Und zu Joseph sprach er: ›Wer bist du?‹
Da machte Joseph ihm Zeichen.
Und Jakobus verstand, er sei stumm.
Und Jakobus sprach zu den Suchern, die ihm hergebracht hatten den Joseph: ›Wo habt ihr den gefunden?‹
Sie aber wiesen stromabwärts zur Stelle am anderen Ufer und sagten: ›Wir fanden ihn unter einer Eselin versteckt, entwaffneten ihn und trieben ihn her zu dir.‹
Dabei aber zeigten sie her das Schwert, das sie abgenommen dem Joseph.
Da trat Jakobus das Blut ins Gesicht.
Und er ging auf sie zu und nahm ihnen das Schwert aus den Händen. Und betrachtete es, als sei’s ihm bekannt.
Und erkannte nun auch den Schwertgurt, den Joseph noch trug. Und mit der Hand faßte ans Obergewand, das Joseph sich übergestreift hatte.
Und strich erst hin darüber mit seinen Fingern. Dann aber packte zu mit der Faust.
Und Jakobus zog zu sich den Joseph und sprach leis ihm ins Ohr:
›Hast du ihn gemordet?‹
Da stieß Jakobus von sich den Joseph, ihn anzusehen. Dann zog er ihn wieder her und hinüber zum Toten.
Jesus aber hatte man von der Böschung genommen und abseits aufgebahrt. Und eine Decke lag auf dem Toten.
Da zwang Jakobus den Stummen hin auf die Knie.
Und schlug die Decke zurück vom Leichnam.
Und sah ihn nicht an, den Leichnam. Sondern wollte sehen Josephs Gesicht.
Da schrie Jakobus, daß alle es hörten:
›Der hat’s getan!‹
Und Jakobus wich aus und nahm Jesu Schwert, als wolle er Joseph enthaupten.
Auf Knien wandte sich Joseph zu ihm. Und reckte aufwärts den Kopf. Und hielt Jakobus die Kehle hin für den Schlag.
Da trat aus den Umstehenden einer, hin zu Jakobus. Und hielt ihn auf, auszuführen
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