Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
Vom Netzwerk:
Reiter ausweichen nicht mehr?
    Wer aber ließ zerreißen?
    Und wer, sage mir’s, wurde zerrissen?
    Weißt du es denn?
    Glaub nur nicht, du seist’s gewesen!
    Ihr seid alle austauschbar.
    Und ist es nicht dieser, dann dräng ihn nach jenem.“‹
    So sprach Joseph bei sich in Gottes Stimme, denn er wollte das Geschehene deuten als Gottes Absicht und glaubte: Solches spricht Gott im Geschehen zu mir.
    Da wußte Joseph zwar: ›Ich habe gesprochen zu mir. Mit mir selbst sprach ich eben und hatte nur angetan Gottes Stimme, wie ich angetan hatte das neue Überkleid, angelegt jenen Gurt, mich umgürtet mit meinem Seil.‹
    Ihm war’s aber, als habe er zu sich sprechend die Augen erhoben und einen Anderen antworten sehen, auf dessen Lippen Joseph jedes Wort sah sich formen, so daß Joseph nur nachformte die Worte des Anderen, der sie ihm antwortend formte und zusprach.
    Da nochmals setzte Joseph an und sprach zu sich, als antworte er, Joseph, dem Anderen, dem Gott seiner Väter:
    ›Austauschbar bin ich, sagst Du.
    Aber Du läßt nicht von mir.
    Machtlos bin ich, ich weiß es.
    Aber mächtig bist Du in mir.
    Denn Du fährst in mich mit Macht und läßt nichts verweigern Dir und durchkreuzt meinen Weg.
    Wer aber, sage mir, gab Dir Anlaß, zu senden den Reiter?
    Wer war’s, der bei der Rückkehr nach Nazaret sah die Augenpracht Deines Vogels und hielt an der Mauer?
    Wer war’s, der hinaufstieg zweimal, in Deinen Garten zu sehen?
    Wer war’s, der sprang in die Bresche?
    Wer war es, der abschnitt den Sklaven vom Baum und ihn trug ins Versteck?
    Wer war’s, dem Du sandtest den Traum, die Nachricht vom Kind?
    Wer fügte sich Dir nicht nur im Traum, sondern willentlich, austragend ihn, trug ihn aus, Deinen Traum?
    Wer war’s?
    Denn, sicherlich, mein Traum war’s nicht, ich hätte’s mir nicht träumen lassen.
    Welcher Dir Tauschbare war es, von dem Du nicht ließt?
    Und wer verstand nicht, ließ es aber geschehen und trug’s aus?
    Wer trug’s aus – bis auf das eine –, daß es geschehen konnte?
    Wer trug’s aus – bis auf das eine –, daß es sich einschrieb ihm und ihm wurde zum Tod?
    Denn getrennt von den Seinen kam er zu Tode.
    Und wurde wiederbelebt durch das Blut, das ihm ausgoß der Sohn.
    Wer stand, noch blutig vom Traum, auf aus der Grube?
    Wer stieg hinauf?
    Wer ließ sich greifen, auf daß er erlerne bei Deinen Ungeheuern das Rauben, Brennen, Morden?
    Wer war das?
    Sage mir den, auf den Du da deutest!
    Denn so durchkreuzt hast Du viele. Aber sie sehen nicht, Wer ihnen geschieht.
    Sage mir, wer redet mit Dir und nennt keinen andern und tauscht Dich nicht aus, weil er weiß, Wer ihm geschieht?‹
    Da kam über Joseph, als er so sprach bei sich, STIMME.
    Die antwortete, sprechend:
    › Du bist es. Dich wählte ich.
    Noch im Anfang: mit dem Schatten des Vogels hab ich gedeutet auf dich.
    Ließ hinfliegen über dich seine Augenpracht.
    Und lenkte dein Auge hinüber, zurück in den Garten des Anfangs.
    Fing dich ein, fing dich an. Da war’s Anfang.
    Hinaufstieg ich mit dir und sah’s.
    Da war ich durch deine Augen besehen.
    Denn keinen anderen will ich im Tausch, als den, den ich mir erwählte zum Liebsten.‹
    So sprach ER, Gott, und Seine Stimme war die einer Frau, die zu Joseph gesprochen.
    Kapitel 81. Das Morgengrauen
    Und Joseph ging hinaus und stieg auf das Pferd. Und keiner der Rotte band ihm die Hände.
    Da zogen sie los, die versammelt waren und beladen hatten Pferde und Packesel mit Raub.
    Und Dymas führte sie an, und hinter sich her zog er das Pferd mit dem Toten.
    Es war aber noch vor Morgengrauen und hatte aufgehört zu regnen, als sie zogen durch den Schlamm vor den Eingängen zur Höhle.
    Und die warten mußten, sich anzuschließen dem Zug, hörten das Fallen der Tropfen vom Felsen der Höhle herab in die Pfützen. Aber auch aus der Höhle heraus war hörbar der Hall jener Tropfen.
    Da warf einer seine Fackel hinein in die Höhle. Und ein anderer tat’s ihm nach. Als wollten sie Brand noch legen, zu verwischen die Spuren.
    Ihr Feuer aber fing nicht, sondern verlosch.
    Und der Schlamm, darin staken die wartenden Pferde, war voll Bluts, das war wie Herausgekeltertes rinnsalig aus den Höhlen getreten und versickerte nur langsam im wassergetränkten Boden. Und Joseph sah: Gefärbt davon waren die Fesseln der Pferde, bespritzt waren Flanken und Schweif.
    Denn man ließ, wo sie lagen, die Hingemordeten. Und verließ die Höhlen und zog hinab hinterher noch im Dunkeln.
    Kapitel 82. Der Winkel im

Weitere Kostenlose Bücher