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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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andere liefen hin zwischen ihnen, und Söldner riefen Befehle und trieben sie an.
    Und Joseph lief durch sie hin und kam nah bis zum römischen Herrn, der ihn ins Feuer befohlen.
    Beim Römer aber stand auch die Ehefrau. Die weinte untröstlich, umgeben von anderen Frauen, die weinten und doch suchten zu trösten die Herrin.
    Und Joseph trat näher, ihnen zurückzugeben den Säugling.
    Da hält ihn ein Söldner auf mit dem Schwert.
    Joseph, mit gebrochener Stimme, kaum kann er formen die Worte, sagt:
    ›Das Kind deines Herrn.‹
    Da stiert der Söldner ihn an, stößt ihn zurück, daß Joseph wankt, das Kind in den Armen zu halten.
    ›Wag dich nicht zu ihm«, sagt er, »mit dem da!‹
    Und der Söldner, da er sieht, daß Joseph es nicht versteht, zieht ihn zur Seite. Und als meine er’s gut mit ihm, spricht er:
    ›Willst du Verrückter dem Herrn anbieten das Dunkelhäutige da? Ihn und die Herrin im Gram auch noch kränken? Bist du blind? Noch dazu ist’s ein Mädchen!‹
    Da gab er dem Joseph einen Tritt und trieb ihn davon.
    Joseph aber, davongetrieben, sieht die Ägypterin liegen. Die hatten welche aus der Nähe des Brands hierher getragen.
    Und das blaue Tuch lag noch über ihr, und über Stirn und Kopf noch Josephs Gewand.
    Und Joseph sah, daß die Holzschale bei ihr kaum mehr Wasser enthielt. Da ging er hin und bückte sich zu ihr hinab, die Schale zu heben, sie am Brunnen zu füllen.
    Da, als die Frau ihn sah, stieß sie aus einen Schrei. Und riß die Arme hervor unterm Tuch. Und griff nach dem Kind, das Joseph im Arm hielt.
    Und eine Magd, als sie die Frau aufschreien hörte, war herbeigerannt und sah’s. Und die wandte sich um, rief einer anderen zu:
    ›Das Kind der Ägypterin ist gefunden!‹
    Da eilte auch die andere Magd herbei. Und sie bedrängten zu Häupten die Frau, die Ägypterin, der Joseph gelassen das Kind.
    Die aber ließ es nicht mehr aus Händen und herzte und küßte es trotz ihrer Schmerzen. Und ließ es nicht mehr aus ihren Armen, als die Mägde waschen wollten das Mädchen. Da gossen sie Wasser aus über dem Kind, daß Ruß und Asche herabtroffen, hin über die verbrannten Hände der Mutter, die’s hielt.
    Joseph aber ging mit dem Holznapf zum Brunnen und wollte ihn füllen.
    Da sah er den Mann, den er im Haus vom Balken befreit. Der stand in der Nähe des Brunnens und schüttete Wasser über sich aus, die Glutspuren zu löschen im Gewand, das schmauchte, und zu schwemmen den stechenden Ruß von Gesicht und Augen.
    Der sieht Joseph und wortlos wirft ihm den Eimer zu, als solle Joseph ihm gleichtun: die Glutspuren löschen.
    Und Joseph nahm auf den Eimer und ging an den Brunnenrand. Da blickt er zurück auf den, der dort stand. Von dem aber troff rieselnd das Wasser, als der Mann Schmutz aus den Augen sich rieb.
    Und troff herab noch am Halse des Mannes, an seiner Kehle herab, sie teils umfließend, teils füllend, daß überlief die narbige Furchenschlucht, die sie teilte. Die hatte das Beil ihm kehleinwärts geschlagen.
    Erst da erkennt Joseph, starrend vor Angst, den Aufseher der Knechte des Landhauses.
    Der aber beachtet ihn nicht. Sondern greift sich die Zügel des Pferds, das reiterlos vorbei am brennenden Haus durch den Garten sprengt. Hält es an und springt auf.
    Und er zügelt den Rappen, daß das Pferd steigt und seine Hufe niederkommen eng bei der Ägypterin.
    Und er greift, die Linke am Zügel, abstreifend hinüber zur Rechten. Als wolle er abstreifen dort den Armreif. Greift aber nur an verbrannte Haut, reifum entblößtes Fleisch.
    Da, zornig treibt er das Pferd an, daß es hinsprengt über die Frau – eng preßt sie an sich das Kind –, und jagt auf dem Rappen, die Menge meidend, davon.
    Bei Sonnenuntergang aber, als die Trümmer noch rauchten, wurden alle dabehalten unter Bewachung.
    Und es meldeten Diener dem Römer, was er gegen Mittag befürchtet, gegen Abend aber für sicher hielt: daß sein Sohn den Brand nicht überlebt hatte. Auch die Witwe, die Mutter des Römers, befand sich unter den Toten.
    Da hieß es, der Römer wolle in der Stadt suchen und kreuzigen lassen die Brandstifter. Denn man glaubte, es seien Aufständische aus Sepphoris gewesen, die aufs Gut des Freunds des Herodes Feuer geworfen.
    Als aber dies Gerücht die Runde machte, stand bei Joseph ein Diener des Römers, der hatte den Arbeitern, von denen man einige im Garten lagern ließ, dürftiges Essen gebracht.
    Und der Diener setzte sich neben Joseph und aß, was er übrigbehalten im Korb, den

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