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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Sohn? Gott meiner Väter, bewahre mich auf!‹
    Da schüttete einer seitwärts Wasser auf ihn, einen Kübel voll, aufs Gewand und aufs Haar, und der Söldner hinter ihm stieß ihn an mit der Spitze des Schwerts.
    Und Joseph, triefend von Wasser, wich vor den Stößen der Spitze, wich näherhin, und im Schritt noch hörte er Schreie, Stimmen im Feuer, die schrien.
    Und griff ins Gewand, zog herbei den Streifen ungefärbt Tuch, den er bei sich hielt. Es war aber der Streifen, den ihm Maria gesandt über den Jordan, daß er wiederkomme zu ihr.
    Da rannte Joseph los. Und sich duckend unter die Flammen brach ein ins brennende Haus.
    Kapitel 28. Der Pfeil
    Im Feuer aber war’s still.
    Gleich traf ihn etwas am Kopf, schoß heiß herab, daß ihn die Sinne verließen.
    Als er zu sich kam, wenig später, schien der Boden, auf dem er lag, zu wanken und der Brandlärm in Ferne gerückt. Durchs Flammenflüstern hin war Windhauch zu hören. Und das Hauchen kam und ging wie sein Atem.
    Da kroch Joseph taumelnd einwärts über den Boden hin, bis er sich hinabpressen mußte an ihn, noch Atem zu finden. Und er schob sich am Boden entlang, der war von Schwarzplättchen und Weißplättchen übersät.
    Joseph aber, als ginge es sonneverglühten Hang aufwärts, grub ein die Nägel der Finger, wo sie Halt finden mochten, zwischen den weiß und schwarz erhitzten Reihen der Plättchen.
    Da erkannten Josephs Augen – die Windungen, Schlaufen, Irrstürze lesend – ein labyrinthenes Mosaik. Denn in dessen Scherbenmeer war er geraten, schob sich kriechend darüberhin.
    Und er reckte den Kopf zögernd vom Boden und sah’s durch den Ascheregen blitzen wie Gold von der Wand her. In der fernen Ecke aber des Raums ragte die Statue ihres Merkur. Und hinter teils glühend herabgebrochenen, teils hell brennenden Balken, sah Joseph die fremden Götter. Sah sie jagend und trinkend, zürnend und zeugend, im Augenwinkel herabstarren auf ihn: kriechenden Judenwurm. Der ins Feuer gesandt war, das Kind zu retten dem römischen Herrn. Dem Herrn, der den Knecht gnädig ausleben ließe die Lebensfrist unterm Fuße der Herrscher.
    Da wollte Joseph nicht weiter, wollte schließen die Augen, liegen zu bleiben. Denn er wollte nicht sinnlos weiter kriechen dahin, ehe Gott gäbe ein Zeichen, daß ER mit ihm stünde im Feuer.
    Aber da – noch bevor Joseph die Augen wieder bodenwärts wandte und gänzlich sie schloß – schoß ihm ein Bild unters Lid. War ein Pfeil.
    So daß Joseph aufhob die Augen: ob er, sie öffnend, wiedersähe den Pfeil auf dem Bodenstück, das ihm beim Kriechen vor Augen gekommen.
    Und da, wirklich, sieht er nochmals: den Pfeil.
    Und Josephs Auge folgte am Boden dem gefiederten Schaft schwarz gebrochener Plättchen bis hin zur rötlich gezinkten Spitze des Pfeils. Und der Pfeil, von unsichtbarem Bogen geschossen, schien im Flug scharf zu verharren. Als habe gewartet der langsamste Pfeil, vorwärts zu weisen Joseph die Richtung.
    Mit der Sichtung aber und Richtung des Pfeils zerriß die Stille, darin nur ein Hauchen wie Atem zu hören gewesen, und kehrten wieder Lärm Feuersturms, prasselnder Brand.
    Da zog Joseph sich hin über den Pfeil, in Richtung der rötlich gezinkten Spitze der Plättchen. Denn sie schien ihm Zeichen, Gottweisung, wohin.
    Und pfeilwärts kroch Joseph, nicht weichend, nicht achtend auch der brandmorschen Trümmer, die fielen.
    Da stieß er, die Augen haftend am Boden, pfeilflugs erschrocken auf den entblößten Kopf eines Helden. Dem schien die Rotspitze des Geschosses zu gelten, geschnellt im Flug auf ihn zu.
    Und über ihn hin schob sich Joseph und bedeckte kriechend die braun und die schwarz geordneten Scherben wild ums Haupt geworfener Haare des Helden. Denn als wände der Krieger – aber zu spät, mundoffen noch – in Ahnung sich um, waren geworfen die Strähnen, verharrend starr vor dem nahen Geschoß.
    Und als Joseph lauschte, ob Stimmen zu hören wären irgendwoher im Sturm, und nichts hörte außer dem Jaulen eines Hunds, war er unsicher geworden, ob er abweichen solle vom Pfeil, nach den Tönen des Tiers sich zu richten. Denn er dachte: Der Hund könnte, beim Ausbruch des Brands noch im Haus, auf den Säugling gestoßen sein.
    Da wich Joseph ab, dem Jaulen und Bellen des Hundes zu. Und fern des Pfeils und abseits seiner Richtung, die Augen gebannt an den Boden, kroch er hin keuchend und schob abermals sich, die Nägel der Finger verhakend, über ein Plättchenbild.
    Darin queren im Nachen der Held und die

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