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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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kannte, die Frau zu den Toten gelegt in die Grube, da rief sie einer zum Karren zurück.
    Und der so gerufen, stand auf dem Karren und schob die Toten hin an den Rand, daß die Träger greifen konnten die Glieder, sie in die Grube zu legen.
    Er rief aber auch zum Karren den Söldner, der mit der Fackel die Grube umschritt. Auch der solle kommen.
    Und der Mann auf dem Karren zeigte Joseph und dem anderen Träger und dem Söldner, der kam mit der Fackel herbei: einen Reif. Der hing am rechten Arm eines verbrannten Mannes.
    Und deutend darauf, sagte der Mann auf dem Karren, diesen Reif habe er gerade am Arm der Leiche entdeckt.
    Er behauptete aber, der Reif sei der Armreif des Aufsehers der Knechte. Des Mannes also, den Reiter davongesandt waren zu suchen. Nun sei aber eiligst dem römischen Herrn zu melden: ›Der Brandstifter ist gefunden. Nicht entkam er dem Feuer, der es gelegt!‹
    Da rief der Söldner, der hielt die Fackel, noch andere herbei. Die gehörten aber zum Gesinde des Landhauses und hatten begleitet den Karren hinaus bis zum Rande des Felds. Und weinend noch standen sie an der Grube über den Ihren.
    Aber keiner von diesen, die traten herbei, bestätigte nun, diesen Reif habe nur einer getragen, der Aufseher. Auch war die Leiche vom Brand so entstellt, daß keiner dem Söldner versichern wollte: ›Ja, doch, der ist’s.‹
    Da kam ein junger Söldner herbei, der sah den Reif. Und erschrocken sprach der, er habe gekannt den Aufseher. Und: ›Ja doch, der trug diesen Reif, diesen da, und trug ihn stets am rechten Unterarm, wie dieser da.‹ An der Leiche selbst aber, sprach er, sei kaum mehr zu erkennen der, den er kannte. Und seine Stimme zitterte, als der junge Söldner hinzufügte: ›Und doch. Denn diesen Reif, diesen da … hat er getragen.‹ Und sprach, er wolle’s beschwören. Und auch sein Vater, Hauptmann der Söldner, werde den Reif wiedererkennen: Denn der Aufseher habe ihn selbst geschmiedet und ihn anderen damals gezeigt.
    Joseph aber, der am Karren stand und als erster war hingekommen, sagte nichts. Sondern erkannte wieder den Reif, den er dem Aufseher im brennenden Haus vom Unterarm abgezogen. Den Reif, der sprang vom verbrannten Fleisch, ausrollend ins Feuer zurück.
    Der Mann auf dem Karren aber, der vorgab, den Reif gerade entdeckt zu haben, hatte mit Absicht ihn angelegt jenem Leichnam.
    Da ließ der Söldner, der die Fackel darüber hielt, den Reif ziehen vom Arm des Verbrannten. Und er selbst lief damit zurück, zu melden, der Gesuchte sei gefunden.
    Als Joseph und der Träger aber aufnahmen die Arbeit, Tote in die Grube zu tragen, und jenen – den Leichnam, von dem man glaubte, es sei der Aufseher – übergingen, befahl ihnen der junge Söldner: ›Auch den tragt hinab!‹
    Und Joseph und der andere Träger trugen hinab die Überreste des Leichnams. Und sie wollten sie absetzen, auf anderen nämlich, die lagen bereits auf dem Grund jener Grube.
    Als aber der junge Söldner die Ägypterin Asenath bei den Toten am anderen Ende der Grube liegen sah, herrschte er an die Träger: ›Nein, hierher tragt! Neben ihr soll er liegen.‹
    Und Joseph, während sie aufnahmen die Last und trugen nochmals, hörte weiterreden den jungen Söldner zum Mann auf dem Karren. Und als sie legten den Toten an Asenaths Seite, hört er ihn sagen: ›So bettet gerecht die beiden der Tod. Denn für die da hatte der Tote geschmiedet den Reif, die ihn lebend immer zurückgewiesen.‹
    Noch in der Nacht aber war’s, da befahl der römische Herr, daß der große Baum im Garten, angeschlagen vom Feuer, gefällt werden solle.
    Denn man befürchtete, Windstoß könne den Angeschlagenen reißen, der Baum aber im Fall den Brunnen zerstören.
    Und als Träger und Karren vom Feldrand zurückkehrten, wo sie die Leichen in der Grube verscharrt hatten, ließ der Römer ihnen Wasser bringen, sich zu reinigen.
    Da kam der Hauptmann der Söldner, zog einige ab – Joseph war unter ihnen – und nahm sie mit in den Garten zum Baum.
    Und er sagte, er wolle nicht ruhen lassen, bis der Baum gefällt läge am Boden zur Mauer hin. Und wies seine Leute an, niemanden dort lagern zu lassen.
    Sie brachten aber, als man die Arbeit begann, ein Becken Kohlenfeuer heran. Denn es war kalt geworden. Und es wärmten sich auch einige Diener daran, die mit Fackeln gekommen waren, zu leuchten, daß die anderen Licht hätten.
    Und Joseph fror, denn ihm fehlte der Mantel, den er der Toten belassen.
    Da entfernte er sich vom Baum und trat, die

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