Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Frau, einen Sproß mit goldenem Blatt hält der Heros. Am Zweige vorbei aber deutet der Fährmann ans andere Ufer: dort erhebt drei Häupter ein riesiger Hund.
Und jenseits des Bilds, unterm Rauch neuer Richtung, in die er gestoßen, kroch Joseph hin übers Bild einer Frau. Die besteigt, Schwert in der Hand, ein Gerüst, scheitergehäuftes Feuer. Und geschmückt stehn die Scheiter, als bestieg sie an ihnen ihr Bett.
Und das Bellen und Jaulen des Hunds tönte stärker her, heller, als röche das Tier, daß sich nähere einer.
Und die Augen Josephs, der hinkroch, streiften bodenwärts hin übers Bild eines Mannes, der beugt sich hinab beladen. Da schien es Joseph, als habe einer die Plättchen zum Bilde gelegt, der Joseph beim Tragen des ägyptischen Sklaven gesehen.
Denn im Mosaik der Scherben am Boden trägt der Held auf dem Rücken, gebückt bis zur Hocke, einen Alten davon. Trägt ihn hervor aus brennender Mauer.
Und Joseph kroch drüberhin. Und sah noch, als letztes, fern hinterm Träger der Last, eine Frauengestalt am Boden.
Aber kaum mehr sich abzeichend steht sie, Gesicht und Figur von Asche beschneit, im Dunkel der Scherben verloren.
Da kroch Joseph um eine Säule her und sah den Hund angebunden. Wie verrückt riß der an der Kette und jaulte, im Riß sich immer erstickend, wenn fallender Brand ihm das Fell versengte.
Und Joseph hob aus dem Haken die Kette, und der Hund sprang auf und riß sich davon, riß hinterher die Kette. Nicht weit aber. Denn dort schon stand Feuer, und hier ragte es auch. Und doch setzte er an, der Hund, wartend. Sprang durch den Schattenschlund in die Mitte sich wölbender Flammen, verschwand in der Bresche.
Und Joseph, der’s gesehen, wollte ihm nach, kroch hin in die Richtung.
Und da, kaum an der zweiten Säule vorbei, sieht er den liegen, den hatte der Söldner vor Joseph ins Feuer getrieben.
Der lag von Säulentrümmern erschlagen und, als Josephs Hand nach ihm griff, rührte sich nicht.
Vorbeikriechend schon an ihm, erkennt Joseph den Mann, der bei Sonnenaufgang, auf dem Weg gen Sepphoris, ihm zugerufen, ihn gefragt hatte nach dem Sohn. Aufgerissen waren Augen und Mund des Mannes aus Gat-Hefer, als rufe der noch im Schrei.
Da kroch Joseph, irre geworden, rückwärts davon, als stieße er ab vom Ufer eines, der erhebt sein Haupt und reißt auf nach Joseph den Schlund.
Joseph aber verlor sich nur tiefer ins Feuer, wußte nicht mehr, woher und wohin.
Und er schrie in den Brand, schrie lebendig den Schrei des Toten aus Gat-Hefer. Als versteckten sich nur, hinter Flammen: die Lieben, hinter den brennenden Wänden: das Frühlicht am Morgen, jenseits der brechenden Säulen: schon Nazaret und der Weg nach Sepphoris, im dunkelnden Rauch und Aschegestöber: Abend, Heimkehr, Umarmung der Frau.
Da fand er sich, weiterkriechend am Boden, in einem Raum ringsumgeben von Feuer.
Und unter Flammen und Trümmerlast war schon der Boden durchbrochen. So daß Joseph an einer Stelle hinabsehen konnte in den brennenden Raum, der unter ihm lag.
Und sah unter sich, kaum zwei Armeslängen entfernt, ein stattliches Bett voll feinbestickt brennender Kissen und schmauchender Decken.
Am durchsichtigen Vorhang, der das Bett bis unter die Decke umgab, leckten die Flammen und warfen lohkreisende Gazefetzen zu Joseph empor.
Unmittelbar unter ihm aber, in der Mitte des Bettes und, schien ihm, im Zentrum der Feuer gesamt: saß eine vornehme Alte, die war gekleidet in Witwenkleidung.
Und von Polstern gestützt saß sie, die wassersüchtig geschwollenen Beine in die Schlüfte rauchender Tücher gestreckt. Und hielt in den Armen den schlafenden Säugling.
Und weil die Flammenköpfe stoßen nah bei ihr her, streicht sie manchmal nach ihnen, ausfahrend mit der Hand.
Denn sie schlägt nach ihnen, wie nach der Schnauze des Tiers, das, zu nahe gekommen, kuscht, nicht stören darf den Schlaf jenes Kleinen.
Joseph aber ruft hinab zu ihr, und den Arm reckt er nach unten, nach dem Säugling zu greifen, den die Alte ihm rettend heraufreichen soll.
Da, langsam – noch ruft er – beugt sie den Kopf in den Nacken hinab. Starrt wortlos auf zu ihm, die Getrennte.
Und ihre glanzlosen Augen, sieht Joseph, werden nie mehr sich trennen von nichts, und die Frau von keinem getrennt werden, nie mehr.
Sie aber wendet sich ab, nochmals von sich zu weisen die gierigen Flammen, die sich jetzt auf die Beine werfen, überfließen am Bogen des Armes, zu Hals und zu Haupthaar heraufströmen, hervorschießen aus dem
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