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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Rauch stützender Polster, hin über die Schultern der Witwe sich winden, hinabzukräuseln hinein: in die Bucht ihrer Arme, wo’s schläft.
    Da stößt, daß Joseph zurückweichen muß, der Brand – mit Macht schießt er auf – durch die Öffnung im Boden.
    Joseph aber, zurückgewichen, war doch angesteckt von den Augen der Alten, in die er geblickt.
    Und in einem Gang, der brennende Zimmer verbindet, bricht er ermüdet zusammen. Schon lecken Flammen an ihm. Und erinnernd, wie es die Alte getan, ausfahrend den Arm, streicht die bloße Hand nach den sengenden Zungen und Köpfen.
    Da, plötzlich, hört er den Säugling, den er unrettbar unter sich in flammend zusammenstoßenden Wogen verschwinden gesehen.
    Hört ihn schreien, nur wenige Schritte vor sich.
    Und nochmals öffnet Joseph die Augen, kriecht durch die Rauchschwaden vorwärts.
    Da erkennt er – zwei Schritte entfernt – einen Mann im Brandlicht des Balkens. Und der Balken war von der Decke gefallen und hielt den Mann fest am Boden. Neben dem Balken aber lag, als sei sie ihm aus der Hand geschlagen, hingerollt eine brennende Fackel.
    Rußschwarz war das Gesicht des Mannes, nah am flammenden Holz. Dahinter prasselnder Brand.
    In seiner Linken aber hält der Mann Joseph entgegen den schreienden Säugling.
    Da nimmt Joseph ihm ab das Kind.
    Und als er’s ihm nahm aus der Linken, sah er, daß ein geschmiedeter Armreif, den der Mann am rechten Unterarm trug, erhitzt vom Feuer des Balkens, sich eingebrannt hatte in dessen Haut.
    Und Joseph zog aus seinem Gewand den Streifen Tuchs, den er hatte, den ungefärbten. Und faltete den Streifen und – den Reif an den Rändern rasch fassend im Tuch – löst ihn dem Manne vom Arm.
    Und der Reif sprang ab vom verbrannten Fleisch und fiel, heiß ausrollend ins Feuer zurück.
    Das Kind in den Armen, preßte Joseph mit gebogenem Rücken nach hinten, hin zu den Flammen, den Balken doch zu bewegen, der festhielt den Mann.
    Und als er es nicht vermochte und, halb im Stand, zu ersticken drohte, dachte er: Mit dem Kind vielleicht gelingt noch die Flucht, der Mann aber bleibt zurück.
    Da kniet er hin, das Kind noch im Arm, und beugt die Schultern unter den jochgleichen Balken, preßt ein letztes Mal rückwärts nach oben, in den Stand zu kommen.
    Der Balken weicht rückwärts nur wenig. Genug aber, daß Joseph den Mann, den linken Arm packend, freizuziehen vermag. Und er sieht, wie der langsam herwärts sich schiebt, ihm nachzukriechen beginnt.
    Joseph aber wußte den Weg nicht mehr aus dem Feuer. Und Brand überbrüllte jedwede Stimme, die von außen kommend durch den Lärm dringen wollte.
    Und sie gerieten, am Boden kriechend, ins Dunkel, ins schwarze Land brennender Räume, durch deren Rauch hin selbst Flammen kein Licht mehr warfen.
    Da schnellte – von woher aus dem Dunkel, war nicht zu sagen – ein Funke ans Kind, das Joseph im Arm trug.
    Und fing Feuer das Haar des Kinds, vom Hinterkopf her, als schiene ein Licht unterm Kopf. Und umfuhr rings die Locken des Kleinen, bis hinauf zu den Schläfen.
    Und Joseph löschte rasch, umfahrend und dämmend das Licht mit den Händen.
    Da aber, im Licht letzten Haars, sieht er, sieht noch beleuchtet: Pfeilspitze, rötlich gezinkt. Und aus Plättchen gereiht, erkennt er den Schwarzschaft des fliegend-harrenden Pfeils.
    Und im Verlöschen des Lichts noch, das er gelöscht, richtet Joseph aus seinen Körper, hinziehend sich über die Rotspitze des Pfeils. Denn der wies ihm, rückwärts gelesen, nochmals Richtung durch Brand und durch Dunkel.
    Und hinkroch Joseph nach dem Ursprung des Pfeils, in die Finsternisse der Scherben, aus denen der Pfeil geschossen, man weiß nicht von wem.
    Also gelangte Joseph nach außen, schob sich heraus aus brennenden Trümmern.
    Kapitel 29. Das Kind
    Aber der Ort, an dem Joseph hervorkroch, lag nicht auf der Seite, von der ihn die Söldner hatten ins Feuer gesandt. Sondern war der Garten hinter dem Haus.
    Und das Kind im Arm, stand er auf und sah auch den Mann, der hinter ihm hergekrochen, erschöpft sich ziehen ins Gras.
    Und Joseph erkannte den Baum, von dem er den Sklaven geschnitten inmitten des Gartens. Die Seite des Baums aber war glühend und rauchgeschwärzt, bis hin in die Spitzen der Krone.
    Und nach dem Baum schlugen aus Flammenwülste, einwärts verbiegend die Zungen, als wollten sie ziehen in Zangen den Baum.
    Taumelnd noch umging Joseph den Baum und, hinter diesem, ging vorbei an dem Brunnen. Dort standen viele in Reihen und schöpften, und

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