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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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UNTERSAGT.
    Ich hätte mir natürlich einreden können, dass das nur ein Zufall war. Dass der Besitzer des Waldes und des Feldes – nicht zwingend ein Typ namens Ackerman, aber vielleicht doch – diese Kette und das Schild jeden Herbst aufhängte, um Jäger abzuschrecken. Aber die Jagdsaison für Rotwild fängt am 1. November an, und auch die Jagd auf Vögel beginnt erst im Oktober. Ich glaube, dass jemand dieses Feld beobachtet. Möglicherweise mit einem Fernglas, vielleicht aber auch mit einer weniger natürlichen Sehhilfe. Jemand wusste, dass ich da gewesen war und vielleicht wiederkommen würde.
    Besser, ich lass es, dachte ich. Sonst werd ich noch verhaftet, weil ich unbefugt ein Grundstück betreten habe, und lande vielleicht mit Bild im Castle Rock Call . Nicht unbedingt günstig fürs Geschäft.
    Aber ich wollte auf keinen Fall umkehren, nicht solange die Chance bestand, dass ich auf dem Feld nichts Ungewöhnliches bemerken würde und danach endlich zur Normalität zurückkehren konnte. Denn – das müssen Sie sich mal vorstellen – während ich mir sagte, dass ich den Wunsch des Besitzers respektieren und sein Feld nicht betreten sollte, addierte ich zugleich die Buchstaben auf dem Schild und kam auf dreiundzwanzig: eine schreckliche Zahl, viel schlimmer noch als dreizehn. Natürlich wusste ich, dass diese Auffassung verrückt war, nur dachte ich eben so, und ein Teil von mir war sich sicher, dass es nicht verrückt war.
    Ich stellte den Toyota auf dem Parkplatz am Serenity Ridge ab und lief dann zurück. Die geborgte Kamera in der kleinen Reißverschlusstasche hatte ich über die Schulter geschlungen. Nachdem ich mühelos an der Kette vorbeigeschlüpft war, machte ich mich auf den Weg zum Feld.Wie sich herausstellte, hätte ich auf jeden Fall zu Fuß gehen müssen, selbst wenn die Kette nicht da gewesen wäre, weil diesmal gleich ein halbes Dutzend Bäume auf dem Pfad lagen, und nicht nur morsche Birken. Fünf waren stattliche Kiefern, und beim letzten handelte es sich um eine ausgewachsene Eiche. Und diese Kolosse waren auch nicht einfach umgestürzt, sondern mit der Kettensäge gefällt worden. Aber sie konnten mich nicht aufhalten. Entschlossen kletterte ich über die Kiefern, und um die Eiche schlug ich einen Bogen. Dann war ich auf dem Hügel vor dem Feld. Dem anderen Schild mit der Aufschrift ACKERMAN’S FIELD, JAGEN VERBOTEN – KEIN DURCHGANG schenkte ich keine Beachtung. Oben am Kamm bemerkte ich die zurückweichenden Bäume, die staubigen Sonnenstrahlen zwischen den Ästen und den riesigen blauen Himmel, der fröhlich und optimistisch wirkte. Es war Mittag. Heute wartete keine in der Ferne blutende, gewaltige Flussschlange auf mich, sondern nur der geliebte Androscoggin, mit dem ich aufgewachsen bin – blau und herrlich, wie es die Alltagsdinge manchmal sein können, wenn sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Ich beschleunigte meinen Schritt. Die unbändige Zuversicht begleitete mich bis zur Spitze, doch als ich diese Felsen wie Fangzähne aufragen sah, fiel die Leichtigkeit von mir ab. Furcht und Grauen traten an ihre Stelle.
    Es waren wieder sieben Steine. Nur noch sieben. Und zwischen ihnen, in der Mitte – ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, damit Sie es begreifen -, war eine verblichene Stelle. Nicht wie ein Schatten, sondern eher wie … Sie kennen das doch, wenn das Blau Ihrer Lieblingsjeans im Lauf der Zeit heller wird. Vor allem an stark belasteten Stellen wie den Knien. So war es dort auch. Die Farbe des Grases war zu einem schmutzigen Limonengrün verblasst, und der Himmel über dem Kreis war nicht blau, sondern gräulich . Ich hatte das Gefühl, wenn ich da runtergehe – und irgendwie wollte ich es auch -, kann ich mit einem Fausthieb direkt das Gewebe der Realität durchstoßen. Und falls ich es täte, würde mich etwas packen. Etwas auf der anderen Seite. Ich war mir völlig sicher.
    Trotzdem spürte ich diesen Drang in mir … Ich weiß auch nicht … ich wollte mit dem Vorspiel aufhören und endlich zum Ficken kommen.
    Ich glaubte die Stelle zu erahnen – ob ich sie wirklich erkannt hatte, weiß ich bis heute nicht -, wo der achte Stein hingehörte, und ich sah, dass sich diese … diese Verblichenheit … zu ihm wölbte, um dort durchzustoßen, wo der Schutz der Felsen am schwächsten war. Ich hatte eine Höllenangst! Wenn es rausgekommen wäre, hätten sich alle unsäglichen Wesen von der anderen Seite in unsere Welt ergossen. Der Himmel hätte sich dunkel

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