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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verfärbt, durchsetzt mit neuen Sternen und wahnsinnigen Konstellationen.
    Ich nahm die Kameratasche von der Schulter. Sie knallte mir auf den Boden, als ich den Reißverschluss öffnen wollte. Meine Hände zitterten nicht nur, sie schlotterten wie bei einem Anfall. Ich hob die Tasche auf und öffnete den Reißverschluss.Als ich wieder zu den Steinen blickte, bemerkte ich, dass die Fläche zwischen ihnen nicht mehr nur verblasst war. Sie färbte sich schwarz. Und wieder sah ich Augen . Sie glotzten aus der Finsternis. Diesmal waren es gelbe mit einer schmalen schwarzen Pupille. Wie die Augen von Katzen. Oder von Schlangen.
    Als ich die Kamera hochheben wollte, entglitt sie mir abermals. Ich fasste danach, aber das Gras legte sich über sie, und ich musste sie herausziehen. Nein, ich musste sie heraus reißen . Ich war auf den Knien und zerrte mit beiden Händen am Riemen. Aus der Lücke, wo der achte Stein hätte stehen müssen, drang plötzlich ein starker Luftzug. Er blies mir das Haar aus der Stirn. Es stank nach Aas. Ich hielt die Kamera vors Gesicht, doch zunächst konnte ich nichts erkennen. Es hat die Kamera blind gemacht, schoss es mir durch den Kopf, irgendwie hat es die Kamera blind gemacht. Doch dann fiel mir ein, dass es eine Digitalkamera war, die man erst einschalten musste. Auch nach dem Piepen sah ich jedoch nichts.
    Der Luftzug war zum Wind geworden. Große Schattenwellen liefen durch das Gras auf dem Feld. Der Gestank wurde stärker. Und es wurde dunkel. Es war keine Wolke am strahlend blauen Himmel, aber es wurde dunkel. Als würde sich ein großer unsichtbarer Planet vor die Sonne schieben.
    Dann sprach eine Stimme. Nicht auf Englisch. Es klang wie: »Cthun, cthun, deeyanna, deyanna.« Doch dann … Gott, dann sagte sie meinen Namen: »Cthun, N., deeyanna, N.« Ich glaube, ich schrie, aber ich bin mir da nicht sicher, weil der Wind inzwischen zum Sturm geworden war, der mir in den Ohren brauste. Ich muss geschrien haben. Ich hatte guten Grund dazu. Denn das Wesen kannte meinen Namen! Was es auch für ein groteske, unfassbare Kreatur war, sie kannte meinen Namen . Und dann … die Kamera. Wissen Sie, was mir plötzlich einfiel?
    [Ich frage ihn, ob er den Objektivdeckel vergessen habe, und er stößt ein schrilles Lachen aus, das mich an Ratten denken lässt, die über Glasscherben huschen.]
    Ja, genau! Der Objektivdeckel! Der verdammte Objektivdeckel! Ich riss ihn herunter und hielt die Kamera vors Auge – ein Wunder, dass ich sie nicht wieder habe fallen lassen, so wie meine Hände geschlottert haben. Und diesmal hätte das Gras sie nicht mehr hergegeben, nein, niemals, jetzt lauerte es nämlich schon darauf. Aber ich ließ sie nicht fallen, und der Blick durch den Sucher zeigte acht Steine.Acht.Acht ist eine Macht. In der Mitte wirbelte noch immer diese Finsternis, aber sie zog sich bereits zurück. Und auch der Wind um mich herum wurde schwächer.
    Ich senkte die Kamera, und da waren es wieder sieben. Aus der Dunkelheit quoll etwas; etwas, das sich nicht beschreiben lässt. Ich sehe es vor mir, und es erscheint mir in meinen Träumen, aber es gibt keine Worte für etwas derart Blasphemisches. Ein pulsierender Lederhelm, besser kann ich es nicht ausdrücken. Mit einer breiten gelben Schutzbrille. Nur dass diese Schutzbrille … ich glaube, es waren Augen, und ich wusste, dass sie mich anstarrten.
    Wieder hob ich die Kamera und sah acht Steine. Ich machte sechs oder acht Aufnahmen, um sie zu bannen und sie an ihrem Platz zu fixieren. Aber das funktionierte natürlich nicht, und die Kamera war hinüber. Objektive zeigen diese Felsen, Doc – wahrscheinlich würde man sie auch durch einen Spiegel oder durch eine schlichte Glasscheibe erkennen -, aber sie können sie nicht aufnehmen. Das Einzige, was sie erfassen und an ihrem Platz festhalten kann, ist der menschliche Geist, das menschliche Gedächtnis. Und selbst darauf ist kein Verlass, wie ich herausgefunden habe. Zählen, Berühren, Ordnen, das funktioniert eine Zeit lang – und es ist schon paradox, dass ausgerechnet Verhaltensweisen, die wir als neurotisch betrachten, das Gleichgewicht der Welt bewahren -, doch früher oder später zerfällt der Schutz, den diese Tätigkeiten bieten. Dabei ist es so viel Arbeit.
    Verdammt viel Arbeit.
    Vielleicht sollten wir es für heute lieber gut sein lassen. Ich weiß, es ist eigentlich zu früh, aber ich bin hundemüde.
    [Ich erkläre ihm, dass ich ihm ein Beruhigungsmittel verschreiben könne, wenn er

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