Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
-Ablegern bestanden), und er wollte, dass es auch so blieb.
Der Anhalter zu seiner Rechten rührte sich.
»Aufgewacht, Kumpel?«, fragte Monette. Eine sinnlose Frage, aber sie kam ihm ganz selbstverständlich über die Lippen.
Der Anhalter ließ einen Kommentar durch jene Körperöffnung ab, die anscheinend nicht stumm war: Fwiiit. Bescheiden, höflich und – Gott sei Dank – geruchlos.
»Ich fass das mal als ein Ja auf«, sagte Monette und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. »Wo war ich?«
Bei der Unterwäsche, da war er gewesen. Er konnte sie noch immer vor sich sehen. Im Schrank gestapelt wie der feuchte Traum eines Teenagers. Dann das Geständnis über das veruntreute Geld: die schwindelerregende Summe. Nachdem er die Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, sie könnte aus irgendeinem verrückten Grund gelogen haben (aber natürlich war alles verrückt), fragte er sie, wie viel davon noch da sei. Und sie antwortete auf ihre ruhige und benommene Art, dass nichts mehr da sei. Nichts. Aber sie denke, sie könne noch mehr beschaffen. Eine Weile lang zumindest.
»›Aber sie werden bald dahinterkommen‹, hat sie gesagt. ›Wenn es nur den ahnungslosen Vic gäbe, könnte ich wahrscheinlich ewig so weitermachen. Aber letzte Woche waren Wirtschaftsprüfer da, die haben Kopien von den Aufzeichnungen mitgenommen. Es wird nicht mehr lange dauern.‹
Also hab ich sie gefragt, wie sie über hunderttausend Dollar für Hüftgürtel und Höschen ausgeben konnte«, erzählte Monette seinem schweigsamen Gefährten. »Ich war nicht wütend – zumindest nicht in diesem Moment, wahrscheinlich war ich nur geschockt -, ich war einfach nur neugierig, wirklich. Und sie hat gesagt, genau wie vorher, ohne sich zu zieren, ohne dass es ihr peinlich war, so als würde sie schlafwandeln: ›Also, wir haben uns zunehmend für die Lotterie interessiert. Wahrscheinlich dachten wir, wir könnten es uns auf diese Weise zurückholen.‹«
Monette hielte inne. Er sah den Scheibenwischern zu. Kurz ging ihm durch den Kopf, den Lenker nach rechts zu reißen und den Wagen gegen die Betonwand der vorausliegenden Überführung zu setzen. Er verwarf die Idee. Später würde er dem Priester erzählen, dass es zum Teil das alte Selbstmordverbot seiner Kindheit war, das ihn davon abgehalten hatte, vor allem aber, weil er die Josh-Ritter-CD mindestens noch einmal hören wollte, bevor er starb.
Außerdem war er ja nicht mehr allein.
Statt Selbstmord zu begehen (und seinen Beifahrer mit in den Tod zu nehmen), fuhr er mit maßvollen fünfzig Meilen unter der Überführung durch (vielleicht zwei Sekunden lang war die Windschutzscheibe klar, bevor die Scheibenwischer wieder Arbeit fanden) und setzte seine Geschichte fort.
»Sie müssen mehr Lottoscheine gekauft haben als irgendjemand zuvor.« Er dachte darüber nach und schüttelte schließlich den Kopf. »Na ja … wahrscheinlich nicht. Aber zehntausend auf jeden Fall. Sie hat gesagt, letzten November – ich war fast den ganzen Monat in New Hampshire und Massachusetts, dazu kam die Vertreterkonferenz in Delaware -, da haben sie über zweitausend gekauft. Powerball, Megabucks, Paycheck, Pick 3, Pick 4,Triple Play, alles, was herging. Am Anfang haben sie die Scheine noch selbst ausgefüllt, aber irgendwann hat ihnen das zu lange gedauert, deshalb haben sie ihre Scheine elektronisch ausfüllen lassen.«
Monette deutete auf den weißen Plastikkasten, der unterhalb des Rückspiegels an die Windschutzscheibe geklebt war.
»Diese Dinger machen alles schneller. Hat vielleicht ja auch was Gutes, aber ich bezweifle es. ›Wir haben unsere Scheine elektronisch ausfüllen lassen‹, hat sie gesagt. ›Wenn man in einer Schlange steht, werden die Leute hinter einem nervös, weil das Ausfüllen so lange dauert, vor allem, wenn im Jackpot über hundert Millionen liegen.‹ Manchmal hätten sie und Yandowsky sich auch getrennt, um verschiedene Läden aufzusuchen, bis zu zwei Dutzend an einem Abend. Und natürlich wurden auch direkt beim Line-Dance Scheine verkauft.
›Als Bob das erste Mal gespielt hat, hat er bei einem Pick 3 fünfhundert Dollar gewonnen. Es war so romantisch‹, hat sie erzählt.« Monette schüttelte den Kopf. »Das Romantische ist geblieben, aber mit dem Gewinnen war’s vorbei. Das waren ihre Worte. Einmal haben sie tausend gewonnen, aber da hatten sie schon dreißigtausend in den Topf geworfen. In den Topf, so hat sie das bezeichnet.
Einmal – im Januar, ich war
Weitere Kostenlose Bücher