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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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unter der Dusche singen. Oder sich auskotzen.
    »Sie ist vierundfünfzig«, sagte er. »Darüber komm ich einfach nicht hinweg. Das heißt, sie hat mit diesem Typen was angefangen, da war sie zweiundfünfzig – sein richtiger Name lautet übrigens Robert Yandowsky, und das will ein Cowboy sein? Zwei undfünfzig! Würdest du nicht auch sagen, mein Freund, dass man es in diesem Alter eigentlich besser wissen müsste? In dem Alter sollte man sich doch ausgetobt haben und ruhiger geworden sein. Mein Gott, sie trägt eine Bifokalbrille! Sie hat sich die Galle rausnehmen lassen! Und sie vögelt diesen Kerl! Im Grove Motel, wo sich die beiden so was wie häuslich eingerichtet haben! Ich hab ihr ein nettes Haus in Buxton hingestellt, eine Doppelgarage, sie hat einen Audi mit langem Leasingvertrag, und das alles hat sie hingeschmissen, damit sie sich donnerstagnachts im Range Riders volllaufen und bis zur Morgendämmerung diesen Typen bumsen konnte – oder so lange sie jedenfalls durchgehalten haben -, und das alles mit vierundfünfzig! Ganz zu schweigen von Cowboy Bob, der beschissene sechzig ist! «
    Er hörte sich selbst wüten, sagte sich, er solle aufhören, sah, dass der Anhalter sich nicht bewegt hatte (außer dass er – soweit möglich – noch tiefer in den Kragen seines Dufflecoats gesunken war), und wurde sich bewusst, dass er gar nicht aufhören musste. Er war in einem Wagen. Er war auf der Interstate 95, irgendwo östlich der Sonne und westlich von Augusta. Sein Beifahrer war ein Taubstummer. Er konnte vor sich hin wüten, so lange er wollte.
    Und das tat er.
    »Barb hat alles ausgeplaudert. Sie hat sich überhaupt nicht geziert, es war ihr überhaupt nicht peinlich. Sie war fast … heiter.War wohl ziemlich verstört. Oder hat noch in ihrer Fantasiewelt gelebt.«
    Und sie hatte gesagt, es sei zum Teil auch seine Schuld.
    »Ich bin viel unterwegs, stimmt schon. Letztes Jahr über dreihundert Tage. Sie war allein – wir haben nämlich nur das eine Mädchen, und die ist jetzt mit der Highschool fertig und ist ausgeflogen.Also war es meine Schuld. Cowboy Bob und alles andere.«
    Seine Schläfen pochten, und die Nase war ziemlich verstopft. Er zog so fest hoch, dass ihm schwarze Pünktchen vor die Augen traten, aber es nutzte nichts. Jedenfalls nicht, was die Nase anbelangte. Sein Kopf aber fühlte sich besser an. Er war sehr froh, den Anhalter mitgenommen zu haben. Er hätte das alles auch im leeren Wagen laut vor sich hin brummeln können, aber …

5
    »… aber das wäre nicht das Gleiche gewesen«, sagte er zu der Gestalt auf der anderen Seite des Beichtstuhls. Er sah starr vor sich hin, genau auf das SIE SIND ALLZUMAL SÜNDER UND MANGELN DES RUHMS, DEN SIE BEI GOTT HABEN SOLLTEN. »Verstehen Sie das,Vater?«
    »Natürlich«, antwortete der Priester und klang dabei recht fröhlich. »Auch wenn du eindeutig von der Kirche abgefallen bist – sieht man mal von ein paar abergläubischen Überresten wie diesem Christophorus-Medaillon ab -, hättest du dir diese Frage sparen können. Beichten ist gut für die Seele.Wir wissen das seit zweitausend Jahren.«
    Monette trug das Christophorus-Medaillon, das einst an seinem Rückspiegel gehangen hatte, nun immer bei sich.Vielleicht war es tatsächlich nur Aberglaube, aber er hatte mit diesem Medaillon im Wagen Abertausende Meilen zurückgelegt, bei jedem Dreckswetter, und dabei noch nicht einmal ein Delle in die Stoßstange gefahren.
    »Mein Sohn, was hat sie noch getan, deine Frau? Außer mit Cowboy Bob zu sündigen?«
    Zu seiner eigenen Überraschung musste Monette lachen. Der Priester hinter dem Gitter lachte ebenfalls.Wenn auch aus einem anderen Grund. Der Priester sah wohl die witzige Seite. Monette dagegen hatte immer noch damit zu tun, nicht verrückt zu werden.
    »Na, da war die Sache mit der Unterwäsche«, sagte er.

6
    »Sie hat Unterwäsche gekauft«, erzählte er dem Anhalter, der noch immer, halb abgewandt, zusammengesackt neben ihm saß, den Kopf gegen das von seinem Atem beschlagene Fenster gelehnt. Zwischen den Beinen den Rucksack, darauf das Schild mit der Aufschrift ICH BIN STUMM!. »Sie hat sie mir gezeigt. Im Schrank im Gästezimmer. Der Schrank quoll verdammt noch mal fast über damit. Bustiers und Mieder und BHs und Seidenstrümpfe, die unbenutzt in der Packung steckten, Dutzende davon. Und Hüfthalter, Tausende, allem Anschein nach. Aber vor allem gab es Höschen, Höschen, Höschen. Cowboy Bob, hat sie gesagt, ist ein ›richtiger

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