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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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unterwegs, um die Kosten für den Kaschmirmantel zu verdienen, den ich ihr zu Weihnachten geschenkt hatte – sind sie nach Derry gefahren und haben dort ein paar Tage verbracht. Ich weiß nicht, ob es dort auch Line-Dance gibt, ich hab’s nicht nachgeprüft, was es aber gibt, das ist ein Laden namens Hollywood Slots. Sie hatten eine Suite, haben in Saus und Braus gelebt – in Saus und Braus, ihre Worte – und siebentausendfünfhundert beim Video-Poker verzockt. Aber das gefiel ihnen nicht so gut, hat sie gemeint. Meistens haben sie Lotto gespielt, haben immer mehr von der Kohle der Schulverwaltung in die Lose gesteckt, um die Verluste auszugleichen, bevor die Wirtschaftsprüfer auftauchten und die ganze Chose zusammenkrachte. Und hin und wieder haben sie sich natürlich neue Unterwäsche gekauft. Ein Mädel will sich doch frisch fühlen, wenn sie im örtlichen 7-Eleven Lottoscheine kauft. – Alles in Ordnung mit dir, Kumpel?«
    Von seinem Beifahrer kam keine Reaktion – natürlich nicht -, weshalb Monette den Typen an der Schulter schüttelte. Der Anhalter nahm den Kopf von der Scheibe (die Stirn hatte einen Fettfleck auf dem Glas hinterlassen), sah sich um und zwinkerte mit seinen geröteten Augen, als hätte er geschlafen. Monette nahm ihm das nicht ab. Er wusste auch nicht, warum; war nur so ein Gefühl.
    Er schloss Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis und zog die Augenbrauen hoch.
    Der Anhalter starrte ihn lediglich mit leerer Miene an. Monette dachte bereits, der Kerl sei nicht nur taubstumm, sondern auch strunzdoof, doch dann lächelte er, nickte und bildete ebenfalls den Kreis.
    »Okay«, sagte Monette. »Wollt’s nur mal wissen.«
    Der Mann lehnte sich mit dem Kopf wieder gegen die Scheibe. Waterville, das vermutliche Ziel des Typen, war in der Zwischenzeit hinter ihnen im Regen verschwunden. Monette bemerkte es nicht. In Gedanken war er immer noch in der Vergangenheit.
    »Wäre es nur um Reizwäsche und Lottoscheine gegangen, bei denen man Zahlen ankritzeln muss, hätte sich der Schaden in Grenzen gehalten«, sagte er. »Wenn man so Lotto spielt, dauert das nämlich seine Zeit. Da hat man die Chance, wieder zu Verstand zu kommen, immer vorausgesetzt, man hat einen. Man muss sich anstellen, die Scheine besorgen und sie im Geldbeutel aufbewahren. Man muss fernsehen und die Scheine nachprüfen. Dann wäre es vielleicht immer noch okay gewesen. Wenn überhaupt irgendwas daran okay ist, wenn deine Frau mit einem grenzdebilen Geschichtslehrer herumturtelt und dreißig- oder vierzigtausend Dollar vom Geld der Schulverwaltung im Klo runterspült. Aber dreißig Riesen hätte ich noch aufbringen können. Ich hätte eine zweite Hypothek aufs Haus aufnehmen können. Nicht für Barb, nie und nimmer, aber für Kelsie Ann. Wenn jemand sich gerade ein eigenes Leben aufbaut, dann braucht er nicht so einen stinkenden Fisch am Hals. Rückerstattung, so nennt man das. Ich hätte alles rückerstattet, und wenn ich dafür in einer Zweizimmerwohnung hätte leben müssen.Verstehst du?«
    Der Anhalter verstand es ganz offensichtlich nicht – verstand nichts von attraktiven jungen Töchtern, die sich gerade ein eigenes Leben aufbauten, nichts von zweiten Hypotheken oder Rückerstattungen. Er war warm und trocken in seiner totstummen Welt, und das war wahrscheinlich auch besser so. Wahrscheinlich kümmerte ihn nichts anderes.
    Dessen ungeachtet erzählte Monette weiter.
    »Nur dass es schnellere Wege gibt, sein Geld auf den Kopf zu hauen, und das auf so legale Weise wie … wie Unterwäsche zu kaufen.«

9
    »Sie haben mit Rubbellosen angefangen, oder?«, fragte der Priester. »Mit den Sofortgewinnen, wie es die Lottogesellschaften nennen.«
    »Sie reden wie jemand, der auch schon mal ein paar Scheinchen riskiert«, sagte Monette.
    »Von Zeit zu Zeit«, stimmte der Priester mit einem bewundernswerten Mangel an Zurückhaltung zu. »Ich rede mir immer ein, wenn ich wirklich mal das große Los ziehe, würde ich das ganze Geld der Kirche geben. Aber ich setz nie mehr als fünf Dollar die Woche.« Diesmal war ein Zögern zu erkennen. »Manchmal zehn.« Wieder eine Pause. »Und einmal hab ich ein Zwanzig-Dollar-Los gekauft, damals, als die noch ganz neu waren. Aber das war in einem Anfall temporären Wahnsinns. Ich hab’s nie wieder gemacht.«
    »Bislang zumindest nicht«, sagte Monette.
    Der Priester gluckste. »Die Worte eines Mannes, der sich wahrlich die Finger verbrannt hat, mein Sohn.« Er seufzte. »Die Geschichte

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