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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tor weiterfuhr und das Schild dort sah.
    Darauf stand:
    Dieser Bauplatz ist geschlossen!
Bauamt Charlotte County
Steuerbehörde Charlotte County
Steuerbehörde Florida
Bundesfinanzbehörde der Vereinigten Staaten
Weitere Informationen unter 941-555-1800
    Darunter hatte irgendein Witzbold gesprüht: Unter der Durchwahl 69 erreichen Sie die zuständige Lesbe!
    Hinter den einzigen drei Gebäuden, die fertig aussahen – zwei Läden auf der einen und ein Musterhaus auf der anderen Seite -, endete der Asphalt, und die Schlaglöcher begannen. Das Musterhaus war so sehr der Architektur von Cape Cod nachempfunden, dass Curtis das Blut in den Adern gefror. Er wollte nicht riskieren, mit der Vespa eine ungepflasterte Straße entlangzufahren, und parkte neben einem Bagger, der so aussah, als stünde er schon über ein Jahrhundert hier. Unter seiner Schaufel, die ein Stück angehoben war, wuchs Gras. Curtis trat den Ständer nach unten und stellte den Motor ab.
    Wo gerade noch das fette Schnurren derVespa alles übertönt hatte, breitete sich nun Stille aus. Dann krächzte eine Krähe. Wie zur Antwort krächzte eine zweite. Curtis hob den Kopf und sah drei Krähen auf einem Gerüst hocken, das um ein halbfertiges Backsteingebäude errichtet war. Vielleicht hätte es eine Bank werden sollen. Jetzt ist es Grunwalds Grabstein, dachte er, aber bei der Vorstellung musste er nicht einmal lächeln. Am liebsten hätte er sich noch einmal die Finger in den Hals gesteckt, und fast hätte er es auch getan, wenn er nicht einen Mann gesehen hätte, der ein Stück die Schotterstraße hinunter – am anderen Ende, genau genommen – neben einer weißen Limousine stand. Auf den Wagenschlag war eine grüne Palme gemalt, und darüber stand: GRUNWALD . Und darunter: ARCHITEKT & BAUHERR . Der Mann winkte ihm. Aus irgendeinem Grund war Grunwald mit dem Firmenwagen unterwegs statt mit dem Porsche. Curtis hielt es durchaus für möglich, dass Grunwald den Porsche verkauft hatte. Oder die Steuerbehörde hatte ihn beschlagnahmt. Und als Nächstes war sein Anwesen auf Turtle Island an der Reihe. Dann hätte er plötzlich ganz andere Probleme als das Vinton-Grundstück.
    Hoffentlich lassen sie ihm wenigstens so viel, dass er für meinen Hund bezahlen kann, dachte er. Er winkte zurück, zog den Schlüssel ab und legte den roten Alarmschalter unterhalb der Zündung um – ein reiner Reflex; er glaubte nicht, dass die Vespa hier draußen geklaut werden könnte, aber er hatte gelernt, vorsichtig zu sein. Er steckte den Schlüssel in die Hosentasche zu seinem Handy. Dann schlenderte er langsam die Straße entlang – eine Hauptstraße ohne Vergangenheit und, allem Anschein nach, auch ohne Zukunft -, um sich mit seinem Nachbarn zu treffen und ihren Streit, sofern das möglich war, ein für alle Mal beizulegen. In der Nacht hatte es geregnet, und er achtete darauf, nicht in die Pfützen zu treten.
    »Hallo, Nachbar!«, rief Grunwald, während er näher kam. Er trug khakifarbene Hosen und ein T-Shirt mit dem Palmenlogo der Firma darauf. Das Shirt war ihm viel zu weit. Sah man von den hektischen roten Flecken auf den Wangen und den dunklen – fast schwarzen – Ringen unter den Augen ab, war sein Gesicht kreidebleich. Und obwohl er fröhlich klang, wirkte er kränker denn je. Was auch immer sie aus ihm herausschneiden wollten, dachte Curtis, es ist ihnen nicht gelungen. Grunwald hielt eine Hand hinter dem Rücken. Curtis ging davon aus, dass er sie in der Gesäßtasche stecken hatte. Wie sich herausstellen sollte, irrte er sich gewaltig.
    Ein Stück weiter die ausgefahrene Straße hinunter war ein Wohnwagen auf Betonklötzen aufgebockt. Das Büro vor Ort, nahm Curtis an. An einem kleinen Plastiksaugnapf hing ein Zettel in einer Klarsichthülle. Curtis konnte nicht alles lesen, was darauf stand, aber das, was er lesen konnte, genügte ihm: KEIN ZUTRITT .
    Jawohl, das Arschloch steckte in Schwierigkeiten. Bis zur Halskrause.
    »Grunwald?« Ein Anfang, immerhin. Nach dem, was mit Betsy passiert war, hatte das Arschloch auch nicht mehr verdient. Curtis blieb gut drei Meter vor ihm stehen, die Beine leicht gespreizt, um nicht in eine Pfütze zu treten. Auch Grunwald hatte die Beine leicht gespreizt. Eine klassische Pose, dachte Curtis – wie Revolverhelden, die sich auf der einzigen Straße einer Geisterstadt gegenüberstanden.
    »Hallo, Nachbar«, sagte Grunwald noch einmal, und dieses Mal lachte er sogar. Curtis kam dieses Lachen irgendwie bekannt vor. Wie

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