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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber er konnte es trotzdem nicht fassen.
    »Komm zurück, du Arschloch!«
    Aber jetzt wurde das Motorengeräusch leiser. Grunwald fuhr erst über die ungepflasterte Straße (Curtis konnte hören, wie er durch die Pfützen platschte) und dann den Hügel hinauf, an der Stelle vorbei, wo ein völlig anderer Curtis Johnson seine Vespa abgestellt hatte. Das Arschloch drückte kurz auf die Hupe, ein kleiner, grausamer Abschiedsgruß, und dann verschmolz das Brummen seines Wagens mit allen anderen Geräuschen, dem Zirpen der Grillen im Gras und dem Summen der Fliegen, die dem Sammeltank entkommen waren. Irgendwo weit weg brummte ein Flugzeug, in dem die Passagiere der ersten Klasse wahrscheinlich gerade Brie auf Crackern aßen.
    Auf Curtis’ Arm ließ sich eine Fliege nieder. Er verscheuchte sie mit einer unwirschen Handbewegung. Sie landete auf dem Scheißhaufen und fuhr mit ihrer Mahlzeit fort. Plötzlich kam es ihm so vor, als wäre der Gestank aus dem Sammeltank etwas Lebendiges, wie eine braunschwarze Hand, die ihm den Rachen hinunterkroch. Aber der Geruch der fauligen Exkremente war nicht das Schlimmste; das Schlimmste war das Desinfektionsmittel. Das blaue Zeug. Er wusste, dass es das blaue Zeug war.
    Er setzte sich auf – dafür war gerade genug Platz – und erbrach sich zwischen die Beine in das Wasser, das sich dort gesammelt hatte, und über die Klopapierfetzen, die darin schwammen. Nachdem er heute schon einmal alles ausgespien hatte, was er im Magen hatte, kam jetzt nur noch Galle. Er blieb vornübergebeugt sitzen, schnappte nach Luft und stützte sich mit den Händen an der Tür ab, auf der er saß. Dann würgte er wieder, doch dieses Mal brachte er nur ein Rülpsen zustande, das wie das Zirpen einer Zikade klang.
    Sonderbarerweise fühlte er sich daraufhin besser. Dieses Erbrechen hatte er sich irgendwie ehrlich verdient . Ohne sich die Finger in den Hals zu stecken.Vielleicht half das sogar gegen seine Schuppen.Vielleicht konnte er die Welt mit einer neuen Behandlungsmethode beglücken: die Alt-Urin-Spülung.Wenn er erst einmal hier rauskam, würde er seine Kopfhaut absuchen. Falls er hier rauskam.
    Wenigstens konnte er sich ohne größere Anstrengung aufsetzen. Es war entsetzlich heiß, und der Gestank war furchtbar (er wollte gar nicht daran denken, was er da im Sammeltank alles aufgeschreckt hatte, konnte die Vorstellung jedoch nicht verscheuchen), aber zumindest musste er sich nicht ducken.
    »Könnte schlimmer kommen«, murmelte er. »Immer dran denken – es könnte schlimmer kommen.«
    Also, eins nach dem anderen.Wie tief saß er wirklich in der Scheiße? Immerhin wurde das Wasser hier drin nicht tiefer, was ein Segen war. Er würde nicht ertrinken. Oder jedenfalls nur dann, wenn sich einer der nachmittäglichen Schauer in einen Wolkenbruch verwandelte, der die ganze Nacht andauerte. Wäre nicht das erste Mal. Und es half nichts, wenn er sich einredete, er würde bis zum Nachmittag hier rauskommen, natürlich würde er das, aber wenn er sich solchen Träumereien hingab, würde er dem Arschloch direkt in die Hände arbeiten. Er konnte nicht einfach nur dasitzen und denken, Gott sei Dank muss ich mich nicht ducken, und darauf warten, dass er gerettet wurde.
    Vielleicht kommt jemand vom Bauamt hier raus. Oder ein paar Kopfjäger von der Finanzbehörde.
    Eine nette Vorstellung, aber er ahnte, dass das nicht geschehen würde. Das Arschloch hatte bestimmt auch diese Möglichkeiten in Betracht gezogen. Natürlich konnte irgendein Bürokrat oder gleich eine ganze Kolonne von Bürokraten einen außerplanmäßigen Abstecher hier raus machen, aber wenn er sich darauf verließ, konnte er ebenso gut hoffen, dass Grunwald es sich anders überlegte. Und Mrs.Wilson würde denken, dass er nicht zu Hause war, weil er sich – wie so oft – einen Nachmittagsfilm in Sarasota anschaute.
    Er klopfte gegen die Wand, erst auf der linken Seite, dann auf der rechten. Auf beiden Seiten war zu spüren, dass sich unter dem dünnen, nachgiebigen Kunststoff Blech befand. Die Verkleidung. Er kniete sich hin, und dieses Mal stieß er sich den Kopf, bemerkte es jedoch kaum. Was er sah, war nicht eben ermutigend: die flachen Enden der Schrauben, die das Häuschen zusammenhielten. Die Schraubenköpfe befanden sich auf der Außenseite. Das war kein Scheißhaus; das war ein Sarg.
    Bei diesem Gedanken löste sich der Augenblick der Klarheit und Ruhe umgehend in Luft auf. Stattdessen machte sich Panik breit. Er hämmerte gegen die

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