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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wände der Toilette und schrie, er wolle raus hier. Er warf sich von einer Seite auf die andere wie ein Kind, das einen Wutanfall bekam – vielleicht konnte er das Häuschen ja auf die Seite rollen, damit wenigstens die Tür freikam. Aber das verdammte Ding bewegte sich so gut wie gar nicht. Das verdammte Ding war schwer. Die Verkleidung, mit der es versehen worden war, hatte ein höllisches Gewicht.
    So schwer wie ein Sarg!, kreischte sein Verstand. Er hatte so entsetzliche Angst, dass kein anderer Gedanke mehr übrig blieb. So schwer wie ein Sarg! Wie ein Sarg! Ein Sarg!
    Er wusste nicht, wie lange er so weitergetobt hatte, aber irgendwann versuchte er aufzustehen, als ob er wie Superman durch die obere Wand brechen könnte. Er stieß sich wieder den Kopf, und dieses Mal spürte er es. Er fiel vornüber auf den Bauch. Mit der Hand klatschte er in etwas Klebriges – etwas Schmieriges – und wischte es sich am Hosenboden ab. Er schaute nicht mal hin. Er hatte die Augen fest geschlossen.Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln. In der Schwärze hinter den Lidern schwirrten Sterne umher und explodierten. Er blutete nicht – das war vermutlich gut so, es hätte schlimmer kommen können -, aber fast hätte er sich selbst k.o. geschlagen.
    »Beruhige dich«, sagte er. Er rappelte sich auf und kam wieder auf die Knie. Er hielt den Kopf gesenkt, die Haare hingen ihm herab, und er hatte noch immer die Augen geschlossen. Er sah aus wie ein betender Mensch, und so abwegig war das gar nicht. Eine der Fliegen setzte zu einer Zwischenlandung auf seinem Nacken an. »Es hilft nichts, wenn du ausrastest. Das würde ihn nur freuen, wenn er hört, wie du schreist und herumtobst. Also beruhige dich, den Gefallen willst du ihm nicht tun, verdammte Scheiße, beruhige dich, und denk mal über alles nach.«
    Aber worüber sollte er schon nachdenken? Er saß in der Falle.
    Curtis lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und vergrub das Gesicht in den Händen.
     
    Die Zeit verging, und die Welt drehte sich weiter.
    Die Welt ließ sich durch nichts beirren.
    Auf der Route 17 rollten ein paar Fahrzeuge vorbei – größtenteils Arbeitspferde: Farmlastwagen, die entweder zum Markt in Sarasota unterwegs waren oder zu den Bioläden in Nokomis, hin und wieder ein Traktor, der Kombi des Paketboten mit dem Gelblicht auf dem Dach. Keines davon bog in die Straße zum Durkin Grove Village ein.
    Mrs. Wilson schloss Curtis’ Haustür auf, sah sich um, las die Nachricht, die Mr. Johnson ihr hinterlassen hatte, und fing an zu staubsaugen. Dann bügelte sie, während sie die nachmittäglichen Seifenopern schaute. Sie machte einen Makkaroniauflauf, schob ihn in den Kühlschrank, kritzelte eine kurze Notiz auf einen Zettel, wie der Auflauf zuzubereiten sei – backen 200°, 35 Min. -, und legte ihn auf den Tisch, wo auch Curtis’ Nachricht gelegen hatte. Als der Donner draußen über dem Golf von Mexiko das erste Mal grollte, entschied sie, früher Schluss zu machen.Wenn es regnete, tat sie das öfter. Hier unten hatte niemand eine Ahnung, wie man im Regen Auto fuhr; bei jedem Schauer benahmen sie sich, als ginge die Welt unter.
    In Miami aß der Finanzbeamte, der für den Fall Grunwald zuständig war, ein Schinken-Käse-Sandwich. Statt eines Anzugs trug er ein Hawaiihemd mit Papageien darauf. Er saß in einem Straßencafé unter einem Sonnenschirm. In Miami regnete es nicht. Er war im Urlaub. Der Fall Grunwald konnte warten, bis er wieder zurück war. Die Mühlen der Regierung mahlten zwar langsam, aber dafür ausgesprochen fein.
    Grunwald entspannte sich in der Badewanne auf seiner Veranda. Er döste, bis das nachmittägliche Gewitter ihn mit einem Donnergrollen weckte. Er wuchtete sich aus der Wanne und ging hinein. Als er die Schiebetür zwischen Veranda und Wohnzimmer schloss, fing es an zu regnen. Grunwald lächelte. »Das wird dir ein wenig Abkühlung verschaffen, Nachbar«, sagte er.
    Die Krähen hatten sich wieder auf dem Gerüst niedergelassen, das das halbfertige Bankgebäude daran hinderte, in sich zusammenzufallen, aber als fast direkt über ihnen ein Donnerschlag den Himmel spaltete und es zu regnen anfing, schwangen sie sich in die Lüfte und suchten im Wald Schutz. Dabei verliehen sie ihrem Unmut über diese Störung lauthals Ausdruck.
    Im Klohäuschen, in das er dem Gefühl nach schon mindestens drei Jahre eingesperrt war, lauschte Curtis, wie der Regen auf das Dach seines Gefängnisses trommelte. Das Dach, das die Rückseite gewesen

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