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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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tief, vielleicht auch anderthalb. Größer als der Kofferraum eines Pkw, leider nicht so groß wie die Ladefläche eines Pritschenwagens. Er war sich nicht ganz sicher, aber er hatte den Eindruck, dass sein nach unten hängendes Haar das Wasser berührte und er mit der Kopfhaut nur wenige Zentimeter vom Schlamm auf dem Tankboden entfernt war. Der linke Arm war noch immer gegen den Körper gepresst. Das Handgelenk saß fest. Und er bekam es nicht frei. Er zappelte angestrengt hin und her. Der Arm blieb, wo er war. Sein schlimmster Alptraum: Er kam weder vor noch zurück. Mit dem Kopf nach unten in der stinkenden Dunkelheit.
    Panik drohte ihn zu überwältigen. Er streckte die rechte Hand aus – er hatte nicht darüber nachgedacht, er tat es einfach. Einen Moment lang sah er die Umrisse seiner Finger, die sich vor dem schwachen Licht abzeichneten – das Licht, das durch den Tankboden hereinfiel, der nicht mehr der Boden des Klohäuschens war, sondern die Wand, hinter der die Sonne aufging. Das Licht befand sich unmittelbar vor ihm, direkt vor seiner Nase. Er griff danach. Die ersten drei Finger waren zu groß, um durch den schmalen Schlitz zu passen, aber er konnte den kleinen Finger darin einhaken. Er zog und spürte, wie sich ihm der gezackte Rand – ob Metall oder Plastik, hätte er nicht sagen können – ins Fleisch bohrte und die Haut aufriss. Es war ihm gleichgültig. Er zog stärker.
    Die Hüften ploppten durch das Loch wie ein Korken aus der Flasche. Plötzlich konnte er den linken Arm wieder bewegen, aber es war zu spät, um damit den Sturz abzufangen. Er krachte mit dem Kopf voraus in die Scheiße.
    Würgend und zappelnd, kam Curtis mit dem überwältigenden Gestank in der Nase wieder hoch. Er hustete und spuckte und war sich nur allzu bewusst, dass er jetzt erst recht in der Scheiße saß, und zwar bis zur Halskrause! Hatte er etwa geglaubt, er säße in der Toilette in der Scheiße? Lächerlich. Das Toilettenhäuschen war eine weitläufige, duftende Ebene gewesen, der amerikanische Westen, das australische Hinterland, der große Pferdekopfnebel. Und das alles hatte er aufgegeben, um in dieses düstere Loch zu kriechen, das zur Hälfte mit fauliger Scheiße angefüllt war.
    Er wischte sich übers Gesicht und wedelte dann mit den Händen. Bräunliche Fäden spritzten in alle Richtungen. Sein Blick war verschwommen, die Augen brannten. Er rieb sich erst mit dem einen und dann mit dem anderen Arm darüber. Die Nase war verstopft. Er steckte sich die kleinen Finger hinein – aus dem einen Nasenloch blutete er – und versuchte sie frei zu bekommen. Zwar konnte er jetzt wieder atmen, aber als er die Luft einsog, hatte er das Gefühl, als glitte ihm der Gestank den Rachen hinunter, um ihm seine Klauen in den Magen zu schlagen. Er würgte, ein tiefes, grollendes Geräusch.
    Nimm dich zusammen. Nimm dich um Himmels willen zusammen, oder es ist alles vergebens.
    Er lehnte sich gegen die verkrustete Seite des Tanks und atmete keuchend durch den Mund ein, aber das war fast genauso schlimm. Direkt über ihm befand sich eine große Perle ovalen Lichts. Die Toilettenöffnung, durch die er sich in seinem Wahnsinn hindurchgequetscht hatte. Er würgte wieder. Es klang wie ein übellauniger Hund, fand er, der bellen wollte, während ihn ein zu enges Halsband halb erstickte.
    Was ist, wenn ich nicht mehr aufhören kann? Wenn es einfach immer weitergeht? Dann bekomme ich einen Anfall.
    Er hatte zu große Angst, um einen klaren Gedanken fassen zu können, also übernahm sein Körper das Kommando. Er drehte sich auf den Knien um, was ihm nicht leicht fiel – die Seitenwand des Sammeltanks, die jetzt zum Boden geworden war, war glitschig -, aber es ging gerade so. Er legte den Mund an den Spalt im Boden des Tanks und atmete ein. Dabei musste er an eine Geschichte denken, die er in der Schule gehört oder gelesen hatte: über Indianer, die sich am Grund eines flachen Teichs vor den Feinden versteckten. Wie sie dort auf dem Rücken lagen und durch ein Schilfrohr atmeten. Das war keine Erfindung. Man bekam das hin, wenn man nur die Ruhe bewahrte.
    Er schloss die Augen und atmete tief ein. Die Luft, die durch den Schlitz hereinkam, war wunderbar frisch. Ganz langsam beruhigte sich sein rasendes Herz.
    Du kannst wieder zurück.Wenn du reinkommst, kommst du auch wieder raus. Und das wird auch einfacher, jetzt bist du nämlich …
    »Glitschig wie ein Aal«, sagte er und lachte sogar ein bisschen. Dabei klang seine Stimme in dem

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